Europaradbahn Radschnellweg ist keine „Gassi-Strecke“

Kleve · Die Euroradbahn ist nur im Bereich der Innenstadt Kleve für Fußgänger zugelassen, sonst ist sie ein reiner Radschnellweg. Probleme gibt es noch mit Querungen und Beschilderung entlang des Wegs.

 Die Europaradbahn soll als gut ausgebauter Radschnellweg zwischen Kleve und Nimwegen vor allem auch den Alltagsverkehr aufnehmen.

Die Europaradbahn soll als gut ausgebauter Radschnellweg zwischen Kleve und Nimwegen vor allem auch den Alltagsverkehr aufnehmen.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Das Projekt ist vorbildlich: Eine gut ausgebaute gerade Strecke verbindet Kleve mit der Grenze zu den Niederlanden und von dort mit der Großstadt Nimwegen. Es ist die Strecke, die einst die Bahn nahm (und von der manche träumen, dass die Bahn sie bald wieder nehmen könnte). Jetzt sind dort parallel zur Schiene, auf der die touristische Draisine fährt, Fahrradfahrer unterwegs, vor allem auch E-Bike-Nutzer, weshalb die Bahn anfangs im Volksmund auch als E-Rad-Bahn betitelt wurde. Wichtig war, so klang es bei der Vorstellung der Bahn durch, dass diese Strecke zwar auch touristisch sei, in erster Linie aber dem Alltagsverkehr dienen solle, dem so genannten Quell- und Zielverkehr auch zur Arbeitsstätte.

Deshalb ist die Europarad-Bahn zunächst als reine Fahrradbahn gedacht und hat (wir berichteten) lediglich im Stadtgebiet Kleve Teilstrecken, auf der auch Fußgänger unterwegs sein dürfen. Doch das Aufeinandertreffen von Fahrradfahrern und Fußgängern, die auch außerorts die landschaftlich attraktive Strecke oft mit Hund nutzen, führt zu Reibungen. Hinzu kommt an den Querungen mit Nebenstraßen der Konflikt mit den Autofahrern. Und auch der Schildersalat ist nicht eindeutig – manchmal weiß man nicht, ob das Straßenschild für die Draisine oder für den Radfahrer gilt. Das zeigen die Leserreaktionen auf unseren Bericht zur Europarad-Bahn.

Ein Leser fährt mit seiner Frau diese Strecke sehr häufig. Ärger mit Skatern oder Fußgängern habe er nie feststellen können, schreibt er. Sie hätten sich immer vorbildlich verhalten – im Gegensatz zu oft rasenden Radfahrern. Er möchte keine Drempel auf der Strecke sehen. „Wir sind froh, hier einen drempelfreien, weitestgehend gefahrlos zu nutzenden Radweg zu haben“, schreibt er weiter. Drempel gäbe es schon zur Genüge: Bestes Beispiel sei die Radwegführung des neuen Kreisverkehrs am Gemeindezentrum Bedburg-Hau. Je nach Ziel sind dort zwölf Drempel zu passieren.

Eine Leserin aus Kranenburg nerven die Hundehalter, die ihre Vierbeiner an einer Flex-Leine spazieren führen, deren Reichweite nicht unerheblich sei und dadurch eine erhebliche Gefahr für den Radfahrer darstelle, insbesondere auch bei Dunkelheit. Noch viel dramatischer findet sie die „kuriose“ Verkehrsbeschilderung auf der Strecke. Beispiel Tütthees: Rechts neben dem Radweg befindet sich das Schild „Vorfahrtstraße“, links des Radweges jedoch ein Stoppschild, wobei auf der mit Autos befahrenen Querstraße sich das Verkehrsschild „Vorfahrt achten“ befindet. Wer sich intensiver damit befasse, wisse, dass das Stoppschild nur für die Draisinenfahrer gelte. Somit überquere also der Benutzer des Radweges ohne zu bremsen berechtigterweise die querende Fahrbahn, während der Draisinenfahrer anhalten muss, obwohl er vielleicht sogar unmittelbar neben dem Radfahrer unterwegs ist, und natürlich auch der Autofahrer entsprechend wartet. Diese kuriose Beschilderung gebe es auf der Strecke an mehreren Querungen. Sie fragt sich, ob da die Beschilderung nicht hätte angepasst werden müssen.

Ein anderer Leser vermisst an manchen Ecken auch die Polizei, zu kontrollieren, wer bei „Rot“ durchfährt, die Stopp-Schilder außer acht lässt, Rowdy-mäßig unterwegs ist oder als Fußgänger völlig falsch am Platze.

Ein Leser aus Kleve benutzt den Radweg häufig auf den Weg zur Arbeit nach Nimwegen, vor allem das Teilstück zwischen Nütterden und Groesbeek. Ihn stören insbesondere die Querungen mit den Nebenstraßen in Kranenburg, bei denen aus ihm völlig unbegreiflichen Gründen dem Autoverkehr Vorfahrt gewährt werde. Durch die teilweise sehr unübersichtlichen Kreuzungen sei man als Radfahrer gezwungen, seine Fahrt regelmäßig zu unterbrechen. „Ein Radschnellweg sieht anders aus“, schreibt er. Warum gebe man mit Ausnahme der Kreuzung mit der B9 nicht überall den Radfahrern Vorfahrt? Er fragt sich, wo die Gemeinde Kranenburg ihrer Verpflichtung nachkomme, für Ordnung auf dem Europa-Radweg zu sorgen. Regelmäßig ausgesprochene Bußgelder sowie durchgehende Vorfahrt für Radfahrer könnten seiner Meinung nach in kurzer Zeit den Radweg zu dem machen, wofür er ursprünglich vorgesehen war, und wofür die Region mit ihm werben möchte: Ein echter Fahrrad-Schnellweg durch eine wunderschöne Landschaft.

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