Kleve/Bayreuth Kino zeigt Tannhäuser live aus Bayreuth

Kleve/Bayreuth · "Wagner im Kino" heißt es am 12. August. Dann wird die Eröffnung der Bayreuther Festspiele mit der romantischen Oper sowie Interviews mit Sängern, Dirigent und Katharina Wagner übertragen. Bühnenbild stammt von van Lieshout.

 Tannhäuser 2014 im Kino: Camilla Nylund, als die tugendhafte Elisabeth, Nichte des Landgrafen.

Tannhäuser 2014 im Kino: Camilla Nylund, als die tugendhafte Elisabeth, Nichte des Landgrafen.

Foto: Bayreuther festspiele

Die Bayreuther Festspiele eröffnen in diesem Jahr mit der vieldiskutierten Tannhäuser-Inszenierung von 2011 - von umstritten bis überaus bemerkenswert reichten die Kritiken nach der Inszenierung von Sebastian Baumgarten, einem Berliner Theatermann in brechtscher Tradition. Wenn sich die Promis zum Auftakt der Festspiele bei Tannhäuser auf den grünen Hügel tummeln, die engen Sitze im Parkett einnehmen und das ewige Sehen-und-Gesehen-werden-Spiel beginnt, kann man auch dieses Jahr in Kleve wieder live dabei sein: bei "Wagner im Kino" zu einer Liveübertragung aus Bayreuth im Klever Tichelparkkino am Dienstag, 12. August.

Der Chef des Klever Lichtspieltheaters, Reinhard Berens, lädt damit wieder zur Oper ein. Lädt ein, das von vielen Kameras beobachtete Spiel Wagners um den sündig-frivolen Venus-Berg auf der einen und die fromm-reine Sphäre der Elisabeth und der Wartburg auf der anderen Seite mitzuerleben. Nur eben auf breiteren Sitzen und mit einem abwechslungsreichen Pausenprogramm. Denn das "Kino-Erlebnis Wagner" (so Berens) bietet in den Pausen noch den Gang hinter die Kulissen, bietet Interviews mit den Protagonisten und nicht zuletzt den Blick ins prominente Publikum, steigt in den Orchestergraben hinunter und führt in die Künstlergarderoben. "Moderator Axel Brüggemann und Katharina Wagner selbst gewähren einen seltenen Einblick hinter die Kulissen", sagt Berens.

Andererseits führt die Übertragung ganz nah an die Inszenierung heran: Berens verspricht Bilder auf höchstem technischen Niveau: "Zehn Kameraperspektiven machen die Liveübertragung zu einem ganz besonderen Event - nicht nur für Wagnerfans", sagt er und verspricht in einem Atemzug besten Ton für die Liebhaber von Wagners Musik. Und das bei allem Risiko einer Live-Übertragung. Man habe extra eine größere Satelliten-Anlage installiert, um ab 15.45 Uhr alle Signale selbst bei schlechten Übertragungsbedingungen empfangen und pünktlich um 16 Uhr mit "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg" starten zu können.

Für Berens ist es bereits der zweite Wagner-im-Kino-Tag. Im vorigen Jahr kamen rund 130 Opernliebhaber in den Saal, um Wagner und den Grünen Hügel erleben zu können. Damals stand der "Fliegende Holländer" auf dem Programm. Für den Tannhäuser" hat er bereite eine Reihe von Voranmeldungen - vor allem auch aus den Niederlanden. Kleve ist eben näher, als Bayreuth. Und Wagners Musik ist international.

Die musikalische Leitung in Bayreuth hat in diesem Jahr Axel Kober, die Regie führt Sebastian Baumgarten. Das Bühnenbild stammt von Joep van Lieshout. Der niederländische Künstler war bei der Auftakt-Ausstellung von Kleves Museumsdirektor Harald Kunde "The Ordner of the Present . . ." mit seinen großen Antikriegsfiguren im Wandelsaal zu sehen. Torsten Kerl singt den Tannhäuser, Michael Nagy den Wolfram von Eschenbach, die Venus (bei Baumgartens Inszenierung ist sie lange schwanger) ist Michelle Breedt und Camilla Nylundt die tugendhafte Elisabeth. Elisabeth geht für Tannhäusers Erlösung in den Tod: Er wurde verdammt, weil er sich der Venus hingab. Damit gilt Tannhäuser als Schwer-Verbrecher. Er muss nach Rom pilgern, Reue zeigen, Buße tun und sich von der höchsten Instanz die Vergebung erbitten. Die wird ihm aber verweigert. Am Ende kann nur Gott selber helfen, der durch ein Wunder das Urteil revidiert. Aber wie so oft bei Wundern, kommt es zu spät. Elisabeth: tot. Tannhäuser: tot. Sie sind an der Unerträglichkeit des Richterspruchs, an der Unvereinbarkeit zwischen der Sinnlichkeit des Venushügel und der strengen höfisch Ordnung der Wartburg gescheitert, heißt es aus Bayreuth.

(RP)
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