Kreis Kleve Kinderärzte schlagen Alarm: Versorgungsnotstand im Kreis

Kreis Kleve · Bereits seit gut vier Jahren versuchen Kinder- und Jugendärzte im Kreis Kleve, die Entscheidungsträger bei der Politik, den Kassen und der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV-No) auf die aktuell bereits bestehenden und sich durch die Überalterung der Kassenärzte in nächster Zukunft noch dramatisch zunehmenden Versorgungsprobleme bei Kindern im Kreis Kleve aufmerksam zu machen.

Nachdem die Mediziner bislang seitens der für die Patientenversorgung gesetzlich verantwortlichen KV-No keinerlei Unterstützung erfahren hätten, fordert der Qualitätszirkel Kleve im Namen von zehn Kinder- und Jugendärzten aus Kleve, Goch, Kalkar, Kranenburg und Kevelaer in einem offenen Brief an die KV-No erneut Unterstützung ein.

Nach Einschätzung der Mediziner hat sich in den vergangenen vier Jahren die Altersproblematik gegenüber den ersten Hinweisen noch weiter verschärft. Ein weiteres "Zuwarten" werde zu weiteren schweren Nachteilen in der Versorgung bei Kindern im Kreisgebiet Kleve führen. Schon jetzt verzeichneten Allgemeinärzte Kinderfallzahlen in Höhe von 700. In angemessener Zeit sei es nicht möglich, den Rat eines Kinderarztes einzuholen.

"Naturgemäß wird dies Kinder mit Entwicklungsstörungen oder aus schwierigen familiären Verhältnissen am stärksten treffen, deren Versorgung besonders zeitintensiv ist und nicht mehr in dem gebotenen Umfang gewährleistet werden kann", warnt der Klever Kinderarzt Wolfgang Brüninghaus als Moderator des Qualitätszirkels. Gerade bei Kindern würden sich vermeintliche kurzfristige Kosteneinsparungen bei der ärztlichen Versorgung in den ersten Lebensjahren der Kinder durch erhebliche Mehrkosten in späteren Jahren bitter rächen, von den persönlichen Folgen für die betroffenen Kinder und Familien ganz zu schweigen.

Die erheblich weiteren Anfahrwege und eine geringere Dichte von Spezialambulanzen und Facharztangeboten mit entsprechend langen Wartezeiten führen nach Ansicht der Kinderärzte im Kreis zu Mehrbelastungen der Praxen — nicht nur bei den Kinderärzten, auch bei den Allgemeinärzten. Es sei, so ist in dem offenen Brief zu lesen, nicht nachvollziehbar, dass die Mediziner durch die Planungszahlen für den Niederrhein deutlich hinter Großstadtzentren mit wesentlich besserer Infrastruktur zurückgesetzt würden. "Die gleiche Arztdichte/Einwohner, wie sie aktuell im Kreis Kleve als völlig ausreichend bewertet wird, würde in Düsseldorf bereits als Notstandssituation gewertet", schreibt Wolfgang Brüninghaus.

Trotz vielfältiger Bitten der Kinderärzte aus dem Kreis Kleve um Unterstützung an die KV-No, vor allem auch im Umgang mit den teils verzweifelten Eltern, die für ihre Kinder keine ortsnahe kinderärztliche Versorgung in Kleve mehr finden, werde rigoros von Seiten der KV-No abgewiegelt und bagatellisiert. Mit dem offenen Brief wollen die Kinder- und Jugendärzte erneut versuchen, neben dem neuerlichen Hilfeersuchen an die KV-No, die Öffentlichkeit und wichtige Entscheidungsträger auf diese Behandlung der Bürger des Kreises Kleve als Kassenpatienten und Kassenärzte zweiter Klasse im System der gesetzlichen Krankenversicherung aufmerksam zu machen.

"Wir fordern endlich konkrete Unterstützung, weil wir überzeugt sind, dass die aktuellen Perspektiven für die ärztliche Versorgung mit einer gedeihlichen Zukunftsentwicklung des Kreises Kleve nicht in Einklang zu bringen sind", sagt Wolfgang Brüninghaus.

(dido)
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