Kleve-Kellen Kellens B 220neu frühestens Ende 2016

Kleve-Kellen · Mitte 2015 sollten die Bagger anrollen, doch das Planfeststellungsverfahren für die Umgehungsstraße in Kleve zieht sich in die Länge. Der Landesbetrieb Straßen NRW leitet es erst jetzt ein. Die Fraktionen im Klever Stadtrat sind empört.

 Viele Lkw und noch mehr Pkw rollen Tag für Tag über die Emmericher Straße in Klever Stadtteil Kellen.

Viele Lkw und noch mehr Pkw rollen Tag für Tag über die Emmericher Straße in Klever Stadtteil Kellen.

Foto: Gottfried Evers

Eine lange Fahrzeug-Schlange rollt über die Emmericher Straße in Kellen. Viele Fahrer haben es eilig, doch es geht nur langsam vorwärts. Die Straße, auf der viele Lkw unterwegs sind, ist überlastet. Immer wieder kommt es zu solchen Verkehrslagen - ein Ärgernis für Autofahrer und Anwohner. Mit der B 220neu ist schon lange eine Umgehungsstraße geplant. Ursprünglich sollte Mitte kommenden Jahres mit dem Bau begonnen werden. Doch daraus wird nichts.

"Haben wir Glück, wird mit dem Bau der Straße Ende 2016 angefangen, vielleicht rollen die Bagger aber auch erst Anfang 2017 an", sagt Jürgen Rauer, der Technische Beigeordnete der Stadt Kleve. "Die Pläne liegen schon sehr lange beim Landesbetrieb Straßen NRW, der die Antragsunterlagen für das Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung einreichen muss. Das soll noch in diesem Jahr passieren", sagt Jürgen Rauer. Durch das Verfahren werden Straßenbauvorhaben rechtlich abgesichert. Es dauert in der Regel zwei bis zweieinhalb Jahre. Bedeutet: Frühestens Ende 2016 kann mit dem Bau der B 220neu gerechnet werden.

"Wir waren etwas zu optimistisch, was den Baubeginn angeht", gesteht Gerhard Decker, Leiter der Straßen-NRW-Regionalniederlassung Niederrhein, versichert aber: "Es wird intensiv an dem Projekt gearbeitet. 2017 ist es spätestens soweit. Die Umgehungsstraße kommt definitiv." Im September wurde der Entwurf von der Hauptverwaltung in Gelsenkirchen genehmigt. "Das Planfeststellungsverfahren für die Straße, die knapp neun Millionen Euro kostet, wird jetzt eingeleitet", sagt Gerhard Decker.

Die B 220neu, die hinter dem Euregio-Haus an die B 220 angebunden werden soll, gehört zu den wichtigsten Straßenplanungen in Kleve. Die geplante Ortsumgehung soll die Emmericher Straße, auf der laut der Bundesanstalt für Straßenwesen täglich rund 15 600 Fahrzeuge unterwegs sind (Zahl von 2010), und die Kreuzhofstraße vom Durchgangsverkehr entlasten. In Höhe von Haus Schmitthausen würde die von Emmerich kommende Bundesstraße auf die Felder verschwenken, den Verkehr bei Haus Riswick auf den Klever Ring leiten und diesen Richtung Sternbusch führen.

"Die B 220neu hat für uns absolute Priorität", sagt CDU-Stadtverbandschef Jörg Cosar: "Wir sind sehr enttäuscht über die Verzögerung." Die Belastung der Kreuzhofstraße und der Emmericher Straße nimmt laut Jörg Cosar "immer weiter zu". Der CDU-Stadtverbandschef, als Anwohner selbst betroffen, fährt nur noch mit dem Fahrrad in die Stadt: "So komme ich deutlich schneller an mein Ziel."

Alle Fraktionen im Klever Stadtrat sind empört über die Zeitverzögerung. Für Josef Gietemann, Vorsitzender der Klever SPD, eilt der Bau der B 220neu. "Wir brauchen sie dringend als Ergänzung zur Industriestraße (Tweestrom)", erklärt Josef Gietemann. Der Klever FDP-Fraktionsvorsitzende Daniel Rütter wird deutlicher: "Es ist bedauerlich, dass wir vertröstet werden. Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt, jetzt ist der Landesbetrieb Straßen NRW gefragt. Der Straßenbau in Kleve hat wohl keine Priorität."

Kleves BUND-Chef Karl-Heinz Burmeister vermutet, dass der Landesbetrieb Straßen NRW derzeit "einen Projektstau und Kapazitätsprobleme hat". Das bestreitet Gerhard Decker. "Außerdem hat die B 220neu in der Rangfolge gelitten, als Kleve die Industriestraße gebaut hat, die auch als Umgehungsstraße dient", meint Karl-Heinz Burmeister. Auch dem widerspricht der Leiter der Straßen-NRW-Regionalniederlassung Niederrhein: "Wir vernachlässigen den Bau der neuen Umgehungsstraße Kellen nicht. Das Projekt macht einfach viel Arbeit, die mehr Zeit braucht, als gedacht."

Geschäftsleute an der Emmericher Straße nehmen die Verzögerungen gelassen - oder freuen sich sogar darüber. "Ich habe sehr viel Laufkundschaft, die zu einem erheblichen Teil wegbrechen wird, wenn die Straße nicht mehr so stark frequentiert wird. Das wird sich in der Kasse deutlich bemerkbar machen", meint Franz Ebben, Inhaber von Blumen Ebben. Umsatzeinbußen befürchtet auch Gerd Kleinmanns, Inhaber eines Möbelgeschäftes: "Als Geschäftsmann kommt mir das starke Verkehrsaufkommen natürlich recht. Viele Anwohner sehen das jedoch anders."

(RP)
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