Kleve-Kellen Kellener Schützenhaus vor dem Aus?

Kleve-Kellen · Weil ein Anlieger sich seit über einem Jahr in regelmäßigen Abständen über Lärmbelästigung nach 22 Uhr beschwert, ist der Kellener Schützenverein und mit ihm das gesamte Vereinsleben in dem Klever Ortsteil ernsthaft gefährdet.

 Rainer und Martin van Laak verstehen vor dem Kellener Schützenhaus die Welt nicht mehr.

Rainer und Martin van Laak verstehen vor dem Kellener Schützenhaus die Welt nicht mehr.

Foto: Gottfried Evers

Über dem Kellener Schützenhaus, Treffpunkt zahlreicher Vereine aus Kellen und Umgebung sowie beliebter Veranstaltungsort von Konzerten, Tanzabenden und Kabarett, sind dunkle Wolken aufgezogen. Seit über einem Jahr beschwert sich ein Nachbar mit schöner Regelmäßigkeit nach 22 Uhr über ruhestörenden Lärm und setzt dabei die Polizei oder das Ordnungsamt in Trab, die schon mal mit Dezibelmesser anrücken, aber oft unverrichteter Dinge wieder abziehen. Rainer und Martin van Laak von "van Laak Event, Gastro und Kultur", die das Objekt vor gut drei Jahren vom Kellener Schützenverein gepachtet haben, zogen jetzt die Notbremse.

"Eigentlich wollten wir den Pachtvertrag um fünf Jahre verlängern, doch wegen den ständigen Auseinandersetzungen mit dem Beschwerdeführer haben wir vorsorglich zum 31. März dieses Jahres gekündigt", sagt Rainer van Laak.

Seitdem Vater und Sohn van Laak das Schützenhaus übernommen haben, ist dort die Zahl der Veranstaltungen stark gestiegen. Oldie-Partys locken bis zu 500 Gäste an, auch Konzerte mit Live-Bands erfreuen sich großer Beliebtheit. Der angesehene Kleinkunstverein Cinque um Bruno Schmitz nutzt den großen Saal ebenfalls für Kabarett- und Comedy-Abende. Der Anlieger überzieht die Pächter nun seit geraumer Zeit mit Beschwerden wegen vermeintlicher Geräuschbelästigung. "Wenn es nach seinem Empfinden zu laut ist, wird nach 22 Uhr zu unterschiedlichen Zeiten die Polizei angerufen", sagt Martin van Laak.

Zwischenzeitlich wurde ein vereidigtes Messbüro eingeschaltet, um ein Lärmgutachten zu erstellen. Die Kosten teilten sich Pächter, der Nachbar und die Stadt Kleve. Ergebnis laut Rainer van Laak: "Es hat sich herausgestellt, dass die Musik nicht den Hauptanteil an den Geräuschen ausmacht, sondern Verkehrslärm, Lüftung auf dem Dach und Gäste, die vor der Tür rauchen." Die van Laaks sind nun in der Zwickmühle — und mit ihnen der Kellener Schützenverein. Eigentlich war sogar der komplette Umbau der Kneipe in eine moderne Gaststätte geplant, "doch durch die ganzen Unsicherheiten ist das nicht machbar", so die Pächter unisono.

Dabei sind sowohl die van Laaks als auch der Schützenverein nicht untätig gewesen. "Wir haben technisches Gerät angeschafft, um die Lautstärke zu begrenzen. Und die Schützen haben mit starker Dämmung für Isolierung an den Türen gesorgt", betont Martin van Laak.

Im November gab es dann ein hochoffizielles Treffen bei der Stadtverwaltung, an dem der Beschwerdeführer nebst Anwalt und zwei weiteren Nachbarn teilnahm, Ordnungsamt, Bauamt, Rechtsdirektor Goffin, die van Laaks und der Schützenverein saßen gemeinsam am Tisch. Ergebnis des Lärmgipfels: Der Schützenverein muss ein Gutachten erstellen lassen, was an baulichen Änderungen vorgenommen werden muss, um den Lärm einzudämmen. Ein entsprechender Maßnahmenkatalog soll bis Ende Januar vorgelegt werden.

Der Schützenverein, dessen Vorstand auf Anfrage unserer Zeitung wegen des schwebenden Verfahrens zu keiner Stellungnahme zu bewegen war, hat in der jüngeren Vergangenheit in einen modernen Schießstand und eine neue Toilettenanlage investiert und dürfte kaum in der Lage sein, weitere Auflagen baulicher Natur finanziell zu stemmen.

Sollte es hart auf hart kommen und die van Laaks aus verständlichen Gründen Kellen den Rücken kehren, dann dürfte der 550 Mitglieder starke Verein ernsthaft in seiner Existenz gefährdet sein. Ein neuer Pächter, der dort nur knapp ein Dutzend Veranstaltungen im Jahr durchführen darf, wird sich nicht finden lassen, das Vereinsleben in Kellen läge danieder. Betroffen wären davon neben den Schützen verschiedener Vereine unter anderem die Brejpott-Quaker, Cinque, Cellina, Blasorchester Bedburg-Hau, Priga 03 und der Männergesangverein Kellen.

Angesichts der aktuellen Entwicklung an der ehemaligen Materborner Hauptschule wird schon hinter vorgehaltener Hand spekuliert, der Saal könnte künftig zur vorübergehenden Unterbringung von Asylanten dienen.

Soweit soll es nach den Vorstellungen von Rainer und Martin van Laak aber nicht kommen. "Uns macht die Arbeit hier mächtig viel Spaß. Wir arbeiten auch gut mit der Hochschule Rhein-Waal zusammen, Studenten arbeiten bei uns sogar im Service. Wir hoffen, dass eine einvernehmliche Lösung gefunden werden kann."

(RP)
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