Kranenburg Keinings Madonna mit Punkten

Kranenburg · Gleich in zwei Ausstellungen werden jetzt die Bilder von Horst Keining gezeigt: Die Kranenburger Galerie Ebbers eröffnet Sonntag "Jigger" während in Moyland noch "Blurred Pop" zu sehen ist. Die Eröffnung ist Sonntag.

Madonna im Dreierpack: Im berühmten Corset von Jean Paul Gaultier während ihrer Tour vor einem knappen Vierteljahrhundert 1990, als junge Sängerin, im Porträt. Schemenhaft liegt die Diva in einer der Schichten, aus denen der Düsseldorfer Maler Horst Keining seine Bilder aufbaut. Darüber Muster, rankende goldene Blumen, knallige Punkte in Signalfarben. Unter dem Rapport des Musters ein Hauch Farbe, der das schemenhafte Porträt der Sängerin noch weiter nach hinten, wie in die Vergangenheit, schiebt. Dort verblassen die Bilder aber nur scheinbar: Tatsächlich holen die Schemen im Hintergrund die überrankte, übermalte Madonna in Gedanken ganz nach vorne.

Die Galerie Ebbers flankiert ab Sonntag die schöne Keining-Ausstellung im Museum Schloss Moyland mit einer Reihe mittelformatiger, ganz neuer Bilder des Malers. "Jigger" titelt die sehenwerte Schau nach jenem Messbecher zum Mixen eines Cocktails, so, wie Klaus und Sharon Ebbers einen Cocktail, einen Schluck aus Keinings jüngster Produktion anbieten. Die Ausstellung wird am Sonntag, 26. Oktober, 15 bis 18 Uhr, eröffnet (Mi. bis Fr. 15 bis 19 Uhr, Sa. 11 bis 15 Uhr) und verspricht gute Laune: "Die Bilder haben eine attraktive, verführerische Farbigkeit", sagt Sharon Ebbers.

Zunächst bieten die Bilder jene verführerische Farbmalerei mit den fein gesprühten Farbschichten. Dann, darunter, die meist ebenfalls gesprühten Motive, die nach Fotovorlagen entstehen, darüber, oft gemalt, die Ranken und Punkte und Linien der Muster, die Keining auch von alten Tapetenmustern zu holen scheint. Die Bilder in Kranenburg haben durchweg das Maß 75 mal 90 Zentimeter.

Während sich die Madonna-Bilder eng zusammengehängt als Triptychon präsentieren, deklinieren die anderen Bilder den Formen- und Figurenreichtum von Keinings Gemälden durch, mit denen er seine wie die Bilder vielschichtigen Geschichten erzählen möchte. Auf "Vertigo" schimmert die berühmte Kuss-Szene mit Kim Novak und James Stuart aus dem gleichnamigen Hitchcock-Film durch. Was augenscheinlich wie Liebe aussieht, endet bei Hitchcock tödlich. Über diesen Filmkuss setzt Keining dicke goldene Punkte, als wolle er Gustav Klimts weltberühmten "Kuss" wenigstens mit der Farbe zitieren.

"Es ist gefundenes Bildmaterial, das Horst Keining in seinen Bildern verarbeitet", sagt Sharon Ebbers. Manche dieser aus Zeitungen genommenen Bilder vergrößert er auf der Leinwand Punkt um Punkt, Raster um Raster. "Weil sie dann so schön unscharf sind", sagte er jüngst in Moyland. Manche Bilder werden unschärfer, je näher man an das Gemälde herangeht. Das Motiv entzieht sich - so, wie die modernen ans Bauhaus erinnernden Gebäude, die auch auf einem anderen Bild noch mal auftauchen.

Zu den großen Bildern stellte Ebbers auch noch eine Reihe von kleinen, handlichen Formaten - auch sie mit der Pistole gespritzt und mit den typischen Ornamenten und Mustern bemalt.

(RP)
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