Bürgeranwalt in Kleve Keine schönen Aussichten

Kleve · Der Turm auf dem Klever Berg liegt 106 Meter über dem Wasserspiegel und soll einen tollen Blick über Kleve bieten. Doch Fehlanzeige! Die Gastronomie ist geschlossen, damit auch der Turm. Dreck und Zerstörung prägen das Bild.

 Mit verschränkten Armen wollen die Nachbarn des Turms ihrem Unmut Ausdruck verleihen.

Mit verschränkten Armen wollen die Nachbarn des Turms ihrem Unmut Ausdruck verleihen.

Foto: Evers

Wer im Internet den Begriff "Klever Berg" in eine Suchmaschine eingibt, findet zahlreiche Hinweise auf den dort befindlichen Aussichtsturm: "Von dem Hügel hat man einen Blick über das gesamte Kleverland bis in die Niederlande. Besichtigung täglich. Auch ein Lokal auf dem Berg lädt zum Verweilen ein". Für die Nachbarn des angepriesenen Fleckchens Erde klingt dies wie Hohn. "Jugendgruppen und Ausflügler werden dort sehr enttäuscht", weiß Paul Dirmeier. Denn was im Internet so schön klingt, sieht in der Realität ganz anders aus.

 Heruntergekommen: Das ehemalige Restaurant "Il Nido".

Heruntergekommen: Das ehemalige Restaurant "Il Nido".

Foto: Evers, Gottfried

Eine heruntergekommene und längst geschlossene Gastronomie, zerschlagene Scheiben, Müll und Scherben in den Ecken, die Türe zum Turm aufgebrochen. Seit vor zwei Jahren der Pächter das Restaurant "Il Nido" schließen musste, vegetieren das Grundstück und das Gebäude vor sich hin. Einzig der Aussichtsturm macht etwas her. Doch das nützt niemandem etwas. "Das letzte Mal, dass jemand dort oben war, ging das nur, weil die Türe zum Turm aufgebrochen wurde", erzählt die Anwohnerin Gisela Pauls.

Schön sei es auf dem höchsten Punkt am Niederrhein früher gewesen — man sah vom 15 Meter hohen Turm aus die Schwanenburg, erinnert sich ein Nachbar. Feste habe man auf dem Gelände gefeiert, auf dem der 1892 erbaute Turm das Zentrum bildet. "Es ist einfach schade drum. Heute kommen immer wieder Jugendgruppen und Ausflügler zum Turm und stehen dann vor verschlossener Türe. Uns, die wir in direkter Nachbarschaft wohnen, fragen sie dann, wann man denn den Turm ersteigen könne", erzählt Dirmeier. Die Antwort ist so simpel wie ernüchternd: "Gar nicht ..."

Die Informationsschilder auf dem Gelände sind schon lange nicht mehr aktuell, wirken ironisch: "Wenn geschlossen: Schlüssel im Restaurant", steht auf einem Schild an der Turmtüre. Das Restaurant jedoch ist seit zwei Jahren geschlossen. An der Auffahrt erklärt ein weiteres Schild: "Europäische Gartenkunst — Wiederherstellung von Europäischem Kulturgut mit der Forstverwaltung Kleve, Denkmalbehörden, Waldpark AG, Patenschaft Klevischer Verein für Kultur und Geschichte". Doch von denen, die sich da präsentieren, scheint lange niemand mehr vor Ort gewesen zu sein.

Die Nachbarn glauben, dass mit einem neuen Pächter für das Restaurant wieder neues Leben auf dem Berg einziehen könnte. "Doch dazu müsste man Geld in die Hand nehmen. Die Gastronomie ist lange geschlossen und von innen bestimmt ebenso verwahrlost wie von außen", mutmaßt ein Anwohner.

Internet Alle Folgen der Aktion im Internet unter www.rp-online.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort