Kleve-Keeken Keekener Jungstörche haben Namen

Kleve-Keeken · Elf erfolgreich brütende Altstörche haben im Kreis Kleve in diesem Jahr 35 Jungvögel groß gezogen. Einen solchen Zuwachs hat es seit der Wiederansiedlung nicht gegeben. In Keeken wurden vier der jungen Weißstörche "getauft".

 Mitglieder des Heimatvereins Keeken und Hans-Gerd Kersten (hockend) freuen sich über den Storchennachwuchs. Franz, Tinka, Paulina und Wim haben nun auch ihre eigenen Namenspaten (hier mit Urkunde).

Mitglieder des Heimatvereins Keeken und Hans-Gerd Kersten (hockend) freuen sich über den Storchennachwuchs. Franz, Tinka, Paulina und Wim haben nun auch ihre eigenen Namenspaten (hier mit Urkunde).

Foto: Gottfried Evers

Sie heißen Franz, Tinka, Paulina und Wim — die jungen Weißstörche aus Keeken. In der schwül heißen Nachmittagssonne stehen sie nahezu regungslos in ihrem Pfahlnest. Die Schnäbel sind geöffnet. "Störche hecheln, so wie Hunde, wenn es warm ist", sagt Hans-Gerd Kersten von der Arbeitsgemeinschaft Weißstorch in NRW. Neben ihren geöffneten Schnäbeln wenden Störche bei besonders hohen Temperaturen zudem einen eher befremdlichen Trick an. So kamen viele Störche mit grauen statt der normalerweise orange leuchtenden Beine aus Afrika zurück. "Sie bekoten sich selbst", erklärt Hans-Gerd Kersten.

Im Feld nahe dem Sportplatz schaut der begeisterte Storchenbeobachter durch sein Fernrohr. Er überprüft die Ringnummern: "8X191" alias Paulina und ihre Geschwister sind wohl auf. Die Nummern werden von der zentralen Vogelwarte auf Helgoland vergeben. Beringt werden die kleinen Störche, wenn sie noch flugunfähig sind. "Das ist ganz einfach", sagt Kersten, denn die Jungen stellen sich bei Gefahr tot und hüpfen nicht panisch aus dem Nest.

Die Namen für die vier "Neu-Keekener" haben Hans-Gerd Kersten und der Heimatverein ausgelost. "Die letzte Taufe fand vor zwei Jahren statt, nun sind wir froh, wieder neue Junge taufen zu können", sagt Hartmut Basmer, Vorsitzender des Heimatvereins. Dabei kann man nicht mit Gewissheit sagen, ob Paulina nicht doch ein Paul ist. Das Geschlecht von Störchen ist rein optisch nicht zu erkennen. "Das geht nur endoskopisch", erklärt Kersten.

35 Jungstörche sind in diesem Jahr im Kreis Kleve geschlüpft. Einen solchen Zuwachs hat es seit der Wiederansiedlung 1996 nicht mehr gegeben. "Wir hatten eigentlich sogar 38, aber drei sind uns leider noch in Haldern eingegangen", sagt Hans-Gerd Kersten. In wenigen Wochen werden die Störche ihren Flug gen Süden antreten.

Erstaunlich dabei ist das von Mutter Natur eingebaute Navigationssystem inklusive Zeitplaner. Denn die Vögel finden nicht nur auf Anhieb ihr Ziel, die Jungstörche fliegen auch zwei Wochen vor ihren Eltern los. Bei einem Zwischenstopp, vielleicht in Höhe von Südspanien, treffen sie sich wieder. Mittlerweile sparen sich viele Störche den langen Weiterflug nach Afrika. "In manchen Gebieten sind sie sogar schon zur Plage geworden", meint der Experte. Da, wo es viel zu essen gibt, bleiben die Störche. Sie "trödeln", wie es Kersten nennt. "Wenn es uns irgendwo gefällt, bleiben wir auch erst mal da."

Warum es in diesem Jahr einen so viel Storchen-Nachwuchs gab, kann man nicht genau sagen. Eine mögliche Ursache ist die Mäusepopulation: In diesem Sommer gab es eine besonders hohe Zahl an Mäusen im Kreis Kleve. Da die Nagetiere heutzutage mit die größte Nahrungsquelle für Störche darstellen, könnte sich ihre hohe Population auch positiv auf die der Störche ausgewirkt haben.

Und obwohl Tier und Mensch derzeit unter den hohen Temperaturen ächzen, ist der Wetterverlauf für die Störche genau richtig gewesen. Nach vielen kälteren Tagen zu Beginn des Frühlings ist es passend zur Brutzeit Mitte April wieder wärmer geworden.

Im März des nächsten Jahres werden Franz, Tinka, Paulina und Wim wieder nach Keeken zurückkehren.

(RP)
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