Kreis Kleve Katzy: Kreis verschläft Bildungszukunft

Kreis Kleve · Der Landrat stellt Zahlen vor, macht deutlich, es gibt immer weniger Schüler. "Und welche Konsequenzen zieht er daraus?", fragt SPD-Fraktionschef Roland Katzy. Die Antwort des Sozialdemokraten. "Keine! So geht das nicht."

 In Sachen Schulentwicklung hätte der Kreis eigentlich alle Hände voll zu tun – wenn er seine Chancen nutzt, sagt Roland Katzy. Er ist Chef der SPD-Kreistagsfraktion.

In Sachen Schulentwicklung hätte der Kreis eigentlich alle Hände voll zu tun – wenn er seine Chancen nutzt, sagt Roland Katzy. Er ist Chef der SPD-Kreistagsfraktion.

Foto: Gottfried Evers

Immer weniger Kinder — also auch: immer weniger Schüler im Kreis Kleve. Da wird es immer schwieriger, diesen Kindern die Bildungs-Chancen zu bieten, die sie brauchen, um Zukunft zu haben: am besten im Kreis Kleve. Ohne Bildung ist alles nichts — und der Kreis tut praktisch nichts dazu, diese Bildungs-Chancen zu erhalten, geschweige denn, sie auszubauen, kritisiert Roland Katzy.

Natürlich sei, abgesehen von Förder- und Berufsbildenden Schulen beispielsweise, der Kreis als Behörde rein rechtlich nicht zuständig. Der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, selbst mehr als 20 Jahre lang Schulleiter in Duisburg, machte gestern im RP-Gespräch mit der von ihm bekannten Leidenschaft deutlich: "Darum geht es nicht. Es geht nicht um rechtliche Zuständigkeit.

Es geht uns darum, dass hier im Kreis Kleve in den vergangenen zehn Jahren etwas komplett verschlafen wurde. Der Landrat muss es sich doch endlich zur Aufgabe machen, Leuchtturm zu sein. Moderator. Mittler. Seit mindestens einem Jahrzehnt ist doch bekannt, dass es immer weniger Schüler gibt, weil eben immer weniger Kinder geboren werden, hier und anderswo. Und das alles ist doch seit langem absehbar. Wir wissen doch alle, dass das große Probleme bringen wird, gerade in einem Flächenkreis wie Kleve."

Probleme nämlich, dass einerseits Kindern Bildung zugänglich gemacht werden muss, dass aber im Zuge sinkender Schülerzahlen immer mehr teure "Zwergschulen" bedeuten würde. Etwas, das in der Praxis also kaum zu halten ist.

Ob das überhaupt wünschenswert wäre, Zwergschule "so wie früher"? Katzy lässt es dahingestellt. "Darum geht es nicht. Es geht darum, auf Schulstrukturen, auf Jugendarbeit, auf die Vernetzung von unterschiedlichen Schulformen einerseits sowie sonstiger Bildungs- und auch Jugendarbeit andererseits gezielt Einfluss zu nehmen. Wie sich der Kreis in dieser Richtung entwickelt — darauf muss doch die Verwaltung dieses Kreises selbst Einfluss nehmen. Ungeachtet aller Fragen unmittelbarer rechtlicher Zuständigkeit."

Katzy fordert — auch das mit Leidenschaft — einen Gesamtplan. Wie geht es weiter, welche Schulen werden wo bleiben, welche Fusionen oder was auch immer in dieser Richtung kann es wo geben? Welche Zusammenarbeit welcher Städte und Gemeinden ist sinnvoll? Wie kann sichergestellt werden, dass bei geradezu zwangsläufig sinkender Gesamtzahl der Schulen alle Kinder ohne unzumutbare Entfernung Zugang zu der für sie genau richtigen Bildung bekommen?

Da könne, nein, da müsse der Kreis seien Chancen endlich wahrnehmen, auf die Entwicklung der Zusammenarbeit von Städten und Gemeinden positiv einzuwirken. "Es wird sicher ein paar Jahre dauern, bis das Ganze Früchte trägt, Auch deshalb ist es mehr als überfällig, dass der Landrat endlich handelt. Er muss es ja auch nicht selbst machen."

Fachlich bestens dafür geeignete Leute habe die Kreisverwaltung ja. "Wir müssen den Kreis endlich als ,Unterregion' sehen, für die es einen Gesamtplan gibt, der von allen Beteiligten getragen wird. Letztlich kommt es bei der Zukunft der Bildung im Kreis Kleve ja auf die Zukunft des Kreises Kleve selbst an. Da darf nicht weiter Zeit verplempert werden."

Roland Katzy hat an der Beantwortung solcher Fragen übrigens mit gearbeitet. Als Schulleiter und, seit seiner Pensionierung, als Berater. Dreimal die Woche, in Duisburg. Aus Leidenschaft, mit Spaß an der Freud.

(RP/rl)
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