Kleve Karl Schwers - eine Karriere hinter Gittern

Kleve · Der Kreis schließt sich: Der Klever Karl Schwers, der schon einmal im Ponter Gefängnis tätig war, kehrt über die JVA Aachen als Leiter zum Gelderner Gefängnis zurück. 681 Männer sind hier inhaftiert.

 Der Herr der Schlüssel: Karl Schweers ist der neue Leiter der Justizvollzugsanstalt Geldern.

Der Herr der Schlüssel: Karl Schweers ist der neue Leiter der Justizvollzugsanstalt Geldern.

Foto: siwe

Der Mann hat Karriere gemacht. Im Knast. Allerdings auf der richtigen Seite der Gitterstäbe. Die Rede ist von Karl Schwers, dem neuen Leiter der JVA in Pont. Seit Anfang Januar sitzt der 57-Jährige auf dem Chefsessel am Möhlendyck, wo "Knackis" vom Betrüger bis zum Mörder ihre Strafen verbüßen. Ein Umstand, der dem "Klever Jung", wie er sich selbst bezeichnet, schon lange nichts mehr ausmacht. "Ich habe Respekt vor meiner Aufgabe und den Gefangenen, aber keine Angst", so der Vater dreier Söhne, für den die Arbeit hinter meterhohen Betonwänden und mit permanenter Video-Überwachung das normalste auf der Welt ist.

Gepflegt mit Dreitagebart, offen und freundlich: So empfängt Karl Schwers die RP in seinem Büro, in dem noch einige Kleinigkeiten daran erinnern, dass "der Neue" erst seit kurzem im Amt ist. Denn die Heizung bollert mehr als ausreichend vor sich hin. Die hat er noch nicht im Griff. Und am Boden stehen gerahmte Aufnahmen des Hobbyfotografen, die dem Büro eine persönliche Note geben sollen. "Ich habe mich prima eingelebt", sagt der SPD-Mann, der 15 Jahre lang im Klever Rat saß und mittlerweile in der Umgebung von Geldern wohnt. Mehr gibt er nicht preis. Wie die Ponter Leiter vor ihm auch nicht. Eine Frage der Sicherheit eben.

"In den ersten Wochen werde ich erst mal die Anstalt erwandern", erklärt Schwers mit einem Lächeln. Denn obwohl er in den 90er Jahren hier schon mal als Abteilungsleiter tätig war, geht die "interne Vorstellungsrunde" auch in den nächsten Wochen noch weiter. Schließlich zählt die JVA Pont zu den größeren in NRW. Auch flächenmäßig.

Zum Vergleich: In Kleve, wo er bis 2010 Leiter war, verbüßen 230 Verbrecher ihre Haftstrafen. Und in Aachen, wo er zuletzt Stellvertreter war, sitzen 740 Knackis ein. Nun also die nächste Karrierestufe als Leiter in Geldern (681 Gefangene).

Der Ort mag nun ein anderer sein. Doch die Vollzugsphilosophie von Karl Schwers hat sich natürlich nicht verändert. "Wir müssen die Menschen so behandeln, dass sie fit für ein Leben außerhalb der JVA sind", erklärt der Anstaltsleiter. Resozialisierung könnte insofern das passende Motto lauten. Denn gerade Pont ist für seine Aus- und Weiterbildung der Gefangenen bekannt. Ein Beruf und ein geordneter Tagesablauf als Hilfe für den Schritt zurück in die Gesellschaft. "Reinen Verwahrungsvollzug gibt es ja sowieso kaum noch", fügt er sofort hinzu. Und dass, obwohl in Geldern immerhin 38 Insassen einsitzen, die eine lebenslange Strafe absitzen.

Natürlich gibt es auch ein Leben außerhalb der Gefängnismauern. Sein Rennrad wird der getrennt lebende Mann wieder flott machen, wenn er sich an die neue Aufgabe komplett gewöhnt hat. Und neben dem Fotografieren hat es Schwers Frankreich angetan — angefangen vom Französisch-Leistungskurs als Abiturient bis zu vielen Ferienaufenthalten in dem Nachbarland. Er besitzt sogar ein ganz kleines Häuschen dort, wo er Wein anbaut. "50 Reben", erklärt Schwers und muss schmunzeln. Weil er weiß, dass das für eine Karriere als Winzer niemals reichen wird.

(RP/ac)
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