Kreis Kleve Kampf gegen Einbrecher steht im Fokus

Kreis Kleve · Die Polizei hat gestern die Kriminalitätsstatistik für 2014 vorgelegt. Die Zahl der Straftaten ist leicht gestiegen, allerdings sind auch mehr Delikte aufgeklärt worden. Zudem gab es weniger Wohnungseinbrüche.

Es war einer der spektakulärsten Fälle im vergangenen Jahr. Im März hatten zwei Männer einen 43-Jährigen bei Lidl in Kleve niedergestochen. Der Mann starb noch in dem Geschäft, die Täter wurden festgenommen und später vom Landgericht zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Noch zehn weitere so genannte Straftaten gegen das Leben ereigneten sich im Kreis im letzten Jahr. Eine Steigerung immerhin um 50 Prozent, im Jahr zuvor hatte es acht solcher Fälle gegeben. Eine Sache ist diesen Gewalttaten gemein: "In allen Fällen konnten wir die Täter ermitteln und festnehmen", sagte Bert Griksch, Leiter der Direktion Kriminalität, gestern bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik.

Von solchen Quoten können die Ermittler freilich bei anderen Delikten nur träumen. Insgesamt liegt die Aufklärungsquote im Kreis bei 57,4 Prozent und damit noch über dem Landesdurchschnitt von 49,8 Prozent. "Ich freue mich, dass diese Quote im Kreis noch einmal gesteigert werden konnte", sagt Landrat Wolfgang Spreen. 2013 waren noch 56,8 Prozent der Delikte aufgeklärt worden.

Zwar weist die Statistik in nackten Zahlen einen Anstieg der Straftaten insgesamt auf (von 22316 auf 22873), doch das sei etwas irreführend, da auch Daten von Zoll und Bundespolizei erfasst würden, erläuterte Griksch. So tauchen auch Schwarzfahren im Zug oder Verstöße gegen das Asylbewerbergesetz in der Statistik auf. "Wenn wir nur die rein polizeilichen Daten zugrunde legen, ist die Zahl der Straftaten sogar zurückgegangen", meint Griksch. Ohnehin sei das Risiko, Opfer eine Straftat zu werden, im Kreis Kleve erheblich geringer als im Landesdurchschnitt. Dazu legte Griksch die so genannte Häufigkeitszahl vor. Das ist der Wert, der die Zahl der Straftaten in Relation zu 100 000 Einwohnern stellt. Im Kreis Kleve werden statistisch gesehen 161 Menschen Opfer einer Straftat, im Land sind es mit 263 fast doppelt so viele.

Erfreulich ist aus Sicht der Polizei, dass die Zahl von häuslicher Gewalt zurückgegangen ist. Im Jahr 2013 gab es 263 Fälle, im vergangenen Jahr waren es noch 222. In zwei Dritteln der Fälle seien die Angreifer (davon 90 Prozent Männer) der Wohnung verwiesen worden. Eben dieses Durchgreifen ist für Polizeisprecherin Manuela Schmickler auch mit ein Grund dafür, dass diese Straftaten zurückgegangen sind. "Es spricht sich herum, dass wir hier konsequent vorgehen, und es schreckt schon ab, dass es die Möglichkeit gibt, jemanden zehn Tage seiner Wohnung zu verweisen."

Besonders freut es Griksch, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche weiter gesenkt werden konnte. Von 683 in 2012 auf 573 in 2013 und im vergangenen Jahr auf 567. Für Griksch ist das auch eine Folge der Präventionsarbeit der Polizei. Die Wohnungen seien besser gesichert. Das schrecke Einbrecher ab, es überhaupt erst zu versuchen. Zudem seien von den Fällen in der Statistik 40 Prozent versuchte Einbrüche, bei denen nichts erbeutet wurde.

Einbruchsdelikte habe die Polizei besonders im Fokus, weil es für viele Opfer eine belastende Situation sei, wenn jemand in der Wohnung war. Vor allem für ältere Menschen sei hier der Opferschutz gefragt, der sensibel dafür sorgen müsse, dass die Betroffenen wieder ohne Angst in der eigenen Wohnung leben können.

Im Kreis Kleve war vor zwei Jahren eine eigene Ermittlungskommission "Einbruch" eingerichtet worden. Auch durch deren Arbeit sei es gelungen, die Quote bei der Aufklärung von 14,7 auf 19,1 Prozent zu steigern. "Ganz wichtig sind hier die Hinweise aus der Bevölkerung, daher können wir nur an alle appellieren, zum Telefonhörer zu greifen, wenn sie etwas Auffälliges beobachten", sagt Griksch. Besser ein Anruf bei der Polizei zu viel, lautet die Devise. Es sei wichtig, hier Hemmschwellen abzubauen und Zivilcourage zu zeigen.

Aber auch beim Thema "Wohnungseinbruch" stehe der Kreis im Landesvergleich gut da. Rein statistisch sind hier 187 von 100 000 Menschen von einem solchen Delikt betroffen, der Landesdurchschnitt liegt mit 300 fast doppelt so hoch.

(RP)
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