Rp-Sommerserie Unternehmer Vom Niederrhein (folge 11) Kaltwalzen für die Welt aus Dinslaken

Kleve · Karl und Otto Steinhoff führen in vierter Unternehmergeneration die über 100 Jahre alte Firma Kaltwalzen Steinhoff. Die jüngste Krise ging nicht schadlos am Betrieb vorüber, doch in diesem Jahr wird es keine Kurzarbeit mehr geben müssen.

Die Prognosen besagen, dass die Talsohle durchschritten ist und es in der Branche bald wieder aufwärts geht. Auch an dem mehr als 100 Jahre alten Familienunternehmen Kaltwalzen Steinhoff aus Dinslaken, das international agiert, ist die jüngste Krise nicht schadlos vorübergegangen. "Seit Mai sind wir wieder aus der Kurzarbeit raus und schaffen es, für den Rest des Jahres ohne sie auszukommen", berichtet Karl Steinhoff, der die Firma gemeinsam mit seinem Cousin Otto Steinhoff führt.

170 Mitarbeiter beschäftigt das Industrieunternehmen. Und trotz der Krise, in der die Bestelltätigkeit und die Nachfrage der weltweiten Kunden deutlich geringer ausfiel, musste kein Facharbeiter entlassen werden. Auch die Ausbildung lief uneingeschränkt weiter, um die Zukunft des Betriebs zu sichern — denn kompetente Mitarbeiter sind auf dem Markt nicht einfach zu finden. "Am besten ist es, man bildet die jungen Leute selbst aus und übernimmt sie anschließend", sagt Karl Steinhoff. Aktuell sind 17 Auszubildende in acht Ausbildungsberufen im Unternehmen beschäftigt.

Es wäre nicht die erste schwere Zeit, die der Kaltwalzenlieferer überstehen würde. Bei der Finanzkrise 2008 waren die Auftragsbücher für die nächsten zweieinhalb Jahre voll, und Steinhoff konnte weiterproduzieren. Karl und Otto Steinhoff, 60 und 59 Jahre alt, sind die vierte Unternehmergeneration. Sie erhielten bereits in den 1980er Jahren einen Anteil am Geschäft, der im Laufe der Zeit traditionell langsam anstieg. Am 1. Februar 1987 wurden beide dann zu den Geschäftsführern der Steinhoff GmbH & Cie. OHG bestellt. Otto Steinhoff übernahm 1991 die Anteile seines verstorbenen Vaters Fritz und Karl Steinhoff einige Jahre später die seines gleichnamigen Vaters. Die neue Generation setzte die von den Vorgängern eingeleitete Arbeitsteilung in der Geschäftsführung fort.

Allerdings tauschten die Familien die Aufgabenbereiche. Während Otto Steinhoffs Vater die technische Leitung innegehabt hatte, übernahm der Sohn die kaufmännischen Leistungsaufgaben, und Karl Steinhoff jun. wurde technischer Leiter.

Gegründet wurde das Unternehmen 1908 als Niederrheinische Gussstahlwalzenfabrik von Wilhelm Grüdelbach. Er war kein "Mann vom Fach", und Friedrich (Fritz) Steinhoff wurde bereits sechs Jahre später Geschäftsführer. Er befasste sich mit der Verbesserung der Technologie der Walzen und machte sich selbstständig. Als neuer Inhaber und Geschäftsführer verlegte er den Firmensitz zum Gaswerk an der heutigen Gerhard-Malina-Straße, etwa 300 Meter vom gegenwärtigen Unternehmensstandort entfernt.

Die beiden Weltkriege markierten Einschnitte in der Firmengeschichte und nachdem Fritz Steinhoff etwa zwei Jahrzehnte lang verantwortet hatte, übergab er die Unternehmensleitung 1935 an seine beiden Söhne Karl und Otto.

Die zweite Unternehmergeneration förderte den Ausbau des Betriebes und übergab sie 1969 an die dritte Generation mit Karl und Fritz Steinhoff, die für den technischen Fortschritt stand. Die Steinhoff-Produkte um die vierte Generation mit Karl und Otto Steinhoff werden heute beinahe in alle Regionen der Welt geliefert.

Das Exportgeschäft umfasst rund 75 Prozent des Umsatzes. Ein gutes Drittel der in Dinslaken produzierten Kaltwalzen wird in Länder Westeuropas geliefert. Bedeutende Absatzgebiete sind darüber hinaus Osteuropa, der asiatisch-pazifische Raum und Afrika.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort