Kalkar "Geothermie in Kalkar unwirtschaftlich"

Kalkar · Ob sich die Wärme aus den Tiefen der Erde am Niederrhein in großem Stil nutzen lasse, wollte die SPD Kalkar wissen. Bei der von ihr dazu organisierten Veranstaltung im Wunderland Kalkar bekamen die rund 50 Besucher dazu eine klare Antwort.

"Je 100 Meter Tiefe wird es drei Grad wärmer", erklärte Dipl.-Geologe Ingo Schäfer vom Geologischen Dienst NRW und erläuterte ausführlich die geologischen Voraussetzungen für die Tiefengeothermie. Orientierung für den Niederrhein bot ihm eine 5000 Meter tiefe Bohrung im benachbarten Isselburg. Sie lasse vermuten, dass der Untergrund bei Kalkar ähnlich und für die Energiegewinnung durch Tiefengeothermie nicht geeignet ist. Allerdings seien die vorhandenen Erdschichten eine gute Voraussetzung für eine Wärmespeicherung.

Die wirtschaftliche und technische Situation der Erdwärmenutzung, insbesondere auch im Vergleich zu anderen Energiequellen, stellte der Geophysiker Max Voß vom RWE dar. Geothermie sei grundlastfähig, also anders als Solar und Windkraft rund um die Uhr nutzbar. "Sie ist zudem standortunabhängig, klimafreundlich und lässt sich dezentral nutzen", zählte er die Vorteile auf. Anders als bei anderen Technologien gebe es aber bei der Planung und Vorbereitung zahlreiche Unsicherheiten und nicht berechenbare Faktoren. Schließlich ließe sich im Voraus nicht sagen, wie erfolgreich eine Bohrung sei. 50 Prozent der Investitionskosten entstünden allerdings durch diese mit Risikofaktoren behaftete Vorleistung. Hinzu käme, dass bei der Stromgewinnung durch Geothermie die Kraftwerksleistung eines einzelnen Bohrloches nur vergleichsweise geringe zehn Megawatt betrage. "Bei nüchterner Betrachtung", so der Geophysiker, "ist hier die Tiefengeothermie für die Energiegewinnung derzeit unwirtschaftlich". Er untermauerte diese Aussage mit konkreten Vergleichsrechnungen zu anderen Energiequellen wie Photovoltaik, Wind und Biogas.

Einen kleinen Trost für die Verfechter der Tiefengeothermie am Niederrhein gab es von den beiden kompetenten Referenten dennoch. Bei fortschreitender Technik und einer günstigeren Kostensituation müsse man neu rechnen und endgültige Klarheit über die Wirtschaftlichkeit erhalte man nur durch eine Probebohrung, die allerdings bereits hohe Kosten verursache. Das Fazit eines Zuhörers der SPD-Informationsveranstaltung lautete: "Das war heute eine Beerdigung erster Klasse, mit Geothermie brauchen wir uns hier in den nächsten 15 Jahren nicht mehr zu beschäftigen."

(RP)
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