Blühwiesen in Kalkar Es kreucht und fleucht bei den Reuvers

Kalkar · Zu Beginn des Jahres setzte der Geflügelhof Reuvers in Eyland zu einem Großprojekt an: die Anpflanzung von 1,55 Hektar insektenfreundlicher Blühfläche. Die Nabu erkennt positive Entwicklung – doch es gibt noch einiges zu tun.

 Das Projekt „Blumenwiese“ auf dem Geflügelhof Reuvers in Kalkar-Eyland avanciert zu einem großen Erfolg. Mehr als zwei Fußballfelder Brachfläche haben sie in eine Blühwiese umgewandelt: Anne Reuvers, Christian Oostendorp und Paul Reuvers (von links nach rechts).

Das Projekt „Blumenwiese“ auf dem Geflügelhof Reuvers in Kalkar-Eyland avanciert zu einem großen Erfolg. Mehr als zwei Fußballfelder Brachfläche haben sie in eine Blühwiese umgewandelt: Anne Reuvers, Christian Oostendorp und Paul Reuvers (von links nach rechts).

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wenn Paul Reuvers aus seinem Fenster schaut, sieht er lebendiges Treiben. Der Landwirt aus Kalkar-Emmericher Eyland hat vor seiner Haustür ein Kleinod für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge geschaffen. „Alle sprechen seit einiger Zeit vom Insektensterben. Wir wollten nun mal wirklich was dagegen tun und haben eine Blumenwiese angelegt“, sagt er. Und das auf einer Fläche, die es in sich hat: 1,55 Hektar Brachfläche wurden in Lebensraum für Insekten aller Art umgewandelt.

Schon vor einigen Jahren pflanzte der Geflügelhof auf einem sehr viel kleineren Streifen eine Blühwiese – mit Erfolg. „Es hat schon richtig Spaß gemacht, die Schmetterlinge dort zu zählen. Früher haben wir die doch immer und überall gesehen, mittlerweile sind sie vielerorts eine Seltenheit“, sagt Reuvers. Zu Beginn des Jahres dann setzte er zum großen Wurf an. Der Familienbetrieb verfasste einen Brief an den Kundenbestand und informierte über das Großprojekt „Blumenwiese“. „Ich wollte Partner finden, die mit mir den Weg gehen“, sagt Landwirt Reuvers. Zuvor hatte er eine neue Halle für seinen Betrieb gebaut, um diesen herum habe er die Wiesen pflanzen wollen. Die Konsequenz: Auf dieser Fläche kann künftig keine ertragsbringende Frucht mehr angebaut werden. Die kontaktierten Sponsoren sollten Flächenanteile erwerben, 100 Quadratmeter gab es zum Preis von 25 Euro. Bis zu 2,4 Hektar standen zur Verfügung. Die Familie Reuvers verpflichtete sich im Gegenzug, auf diesen Flächen Blumenwiesen einzusäen und sie zu pflegen.

Zahlreiche Projektpartner meldeten sich bei dem Familienhof, im April begannen die Arbeiten. „Doch man muss bei der Suche nach dem Saatgut schon genau hinsehen. Laien stellen sich eine Blumenwiese ganz toll vor. Aber von den Wiesen, die fürs Auge toll sind, haben Insekten meistens recht wenig“, sagt Paul Reuvers. Er und seine Mitstreiter entschieden sich für eine Vielzahl von Pflanzensamen: darunter vor allem Sonnenblumen, Erbsenpflanzen, Sommerhafer, Ramtillkraut und Buchweizen. Mittlerweile erkennt er die Erfolge der Maßnahme: „Vor unserer Haustüre sind wieder Käfer, Hummeln, Schmetterlinge und zig Schwalben unterwegs, die wiederum die Insekten fressen“, sagt Reuvers. So habe er für ein ganz neues Biotop an seinem Hof gesorgt. „Im Sommer habe ich mal gezählt, wie viele Bienen wir hier hatten: Es waren fünf bis sechs pro Quadratmeter. Da hat sich im Vergleich zu den Jahren davor richtig was getan“, sagt er. Für ihn sei damit klar: das Insektensterben ist real, aber nicht unumkehrbar. Stattdessen will er mit seinem Projekt auch an andere Landwirte appellieren, sich für Insekten zu engagieren. „Vielleicht fassen sich ja mehr Kollegen ein Herz und packen das Thema an“, erklärt er.

Auch der Naturschutzbund (Nabu) erkennt bereits seit einigen Monaten eine positive Entwicklung in der Region. „Es tut sich einiges. Insbesondere die Tatsache, dass sich Gemeinden nun um das Thema kümmern, freut uns. Das war vorher noch nie der Fall“, sagt Nabu-Naturschutzreferent Dietrich Cerff. Zudem hätten sich zuletzt auch eine Vielzahl von Firmen bei ihm gemeldet, die planen, auf Brachflächen Blühwiesen zu pflanzen. Für diese hat er meist einen ganz wichtigen Tipp parat: „Es mag überraschen und wie eine Katastrophe klingen, aber Blühwiesen müssen insbesondere am Anfang regelmäßig gemäht werden“, sagt Cerff. Der Grund: Statt der Wiesenblumen und Kräuter würden sich ansonsten konkurrenzstärkere Pflanzen wie Brennnesseln ansiedeln. Zudem sollte nie, so Cerff, die gesamte Fläche auf einen Schlag gemäht werden, sodass Insekten immer einen Rückzugsraum haben.

Zudem erklärt er: „Bis die Blühwiese fertig entwickelt ist, dauert es meist einige Jahre.“ Auch die Bestände von Bienen, Hummeln und Co. bräuchten eine ganze Weile, um sich zu erholen, erklärt der Naturschutz-Experte. Darauf hat sich auch der Kalkarer Geflügelhof eingestellt: „Wir bleiben bei dem Projekt auf jeden Fall dran“, sagt Paul Reuvers.

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