Kleve "Kältefrei" im Klever Rathaus

Kleve · "Katastrophal" begann für Bürgermeister Theo Brauer die Woche. Im Rathaus fiel die Heizung aus, in vielen Zimmern fiel das Thermometer auf 4 Grad. Rund 170 Mitarbeiter bekamen frei. Die Bürger standen vor verschlossenen Türen.

Der dicke Schal und die wärmende Tasse konnten nicht darüber hinweg trösten – Kleves Bürgermeister Theo Brauer startete gestern "mit einem richtigen Schrecken" in die Woche. "Und das ist überhaupt nicht zum Lachen, sondern eine echte Katastrophe", sagte der Verwaltungschef. Denn im wahrsten Sinne "kalt erwischt" wurden er und seine Mitarbeiter, als sie am Morgen ihre Büros im Klever Rathaus betraten. Eisige vier Grad zeigte das Thermometer in den Zimmern, in einigen stieg es bis maximal zehn Grad. Schuld waren die beiden Heizkessel im Keller, die "irgendwann am Wochenende", so die herbei gerufenen Techniker, ausgefallen waren. Brauer formulierte es griffiger: "Das ist der Supergau."

Die Elektronik, die eigentlich warnen sollte, hatte nämlich ebenfalls ihre Arbeit verweigert. Die mit der Fehlersuche beauftragten Fachfirmen waren um zehn Uhr immer noch nicht fündig geworden. Um elf Uhr war zwar endlich ein Heizkessel bereit, wieder den Betrieb aufzunehmen, schaffte es aber lediglich, die Vorlauftemperatur von gerade mal 19 Grad in die Heizungsrohre zu bringen. Für das Uraltsystem im Klever Rathaus seien aber bis zu 70 Grad nötig, damit in den Büros 19 bis 20 Grad erreicht werden, erklärt der Bürgermeister.

Also gab Brauer seinen Mitarbeitern "Kältefrei". Die Fürsorgepflicht und das Arbeitsrecht schreiben das vor, erklärt der Bürgermeister. Auch wenn ihm die Entscheidung schwer gefallen sei, weil für viele Bürger der Gang zum Rathaus dadurch erfolglos blieb. "Ich musste abwägen zwischen Mitarbeiterwohl und unserer Philosophie eines bürgerfreundlichen und serviceorientieren Rathauses", sagt Brauer. Doch die defekte Heizung und die eisigen Temperaturen draußen hätten die Ämter im wahrsten Sinne des Wortes "kalt gestellt".

Brauer selbst hielt jedoch in Mantel und Schal gehüllt bis zum Schluss die Stellung – wie es sich für einen Kapitän gehöre. Und schaute im Heizungskeller den Fachmännern über die Schulter. Die waren auch am Vormittag noch mit der Fehlersuche beschäftigt. Bis Georg Aymanns vom Sanitäts- und Heizungsbau "Hermsen" in Kleve verkündete: "Ein Teil der automatischen Regelung ist kaputt." Das erkläre auch, wieso eine Störmeldung am Wochenende ausgeblieben sei. "Die Regler haben den Heizkesseln praktisch signalisiert: Es ist Sommer, ihr braucht nicht arbeiten", erklärt Aymanns.

Bis zum frühen Abend werde man die Kessel hoffentlich wieder in vollen Betrieb nehmen können, sagte Theo Brauer gestern Nachmittag. Dann stünden die Chancen gut, dass das in die Tage gekommene Gebäude mit der schlechten Isolierung über Nacht soviel Wärme speichern könne, dass der Betrieb heute wieder wie gewohnt laufen kann. Nachwehen des Kältechaos befürchtet Theo Brauer trotzdem. "Wir müssen testen, ob in den oberen Etagen, die schlecht isoliert sind, Rohre zugefroren sind. Dann hätten wir das nächste Desaster."

(RP)
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