Projekte vorgestellt Junge Wissenschaftler aus Kleve mischen bei „Jugend forscht“ mit

Niederrhein · Nach mehrjähriger Corona-Pause gibt es in diesem Jahr wieder „Jugend forscht“ in Präsenz. Mit dabei sind auch Philipp Merling und Joest Vüllings von Spectro. Was die beiden Klever für ihr Unternehmen entwickelt haben.

 Für Merling und Vuellings geht es um die Automatisierung von Mischungsverhältnisrechnungen.

Für Merling und Vuellings geht es um die Automatisierung von Mischungsverhältnisrechnungen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie wird die Abschluss­präsentation von „Jugend forscht“ am Niederrhein wieder in Präsenz stattfinden. Für Organisatoren und Teilnehmer ist das eine gute Nachricht, bedeutet aber naturgemäß auch viel Arbeit. Für die Jurymit­glieder um Thomas Zöllner steht ein langer Tag ins Haus, aber auch die Teilnehmer werden sich in ausführ­lichen Befragungen auf Herz und Nieren testen lassen müssen.

Vorab präsentierten sich drei Teams – zwei Gruppen und eine Einzelteilnehmerin – beim Veranstalter Unternehmerschaft Nie­derrhein und zeigten ihre Ergebnis­se interessierten Vertretern. Regelrecht professionell ist das Projekt von Philipp Merling und Joest Vüllings. Die 20 und 21 Jahre alten Azubis des Klever Unternehmens Spectro entwickelten ein für die Arbeit im Unternehmen wertvolles Programm. „Unser Ausbilder wurde angespro­chen, ob das Unternehmen nicht teilnehmen wolle. Da kam er auf uns zu. In unserem Bereich als Phy­siklaboranten analysieren wir Stof­fe auf ihren Inhalt. Dafür müssen die Geräte mit speziellen Flüssig­keiten kalibriert werden, wofür diese auch gemischt werden müssen. Aufgrund unterschiedlicher Dichten ergeben sich daraus längere Berech­nungen, die wir automatisieren wollten“, berichtet Philipp. Zunächst wollten sie daher ein Excel-Tool entwickeln, haben das dann aber für „Jugend forscht“ zu einem eigenen Programm ausgeweitet. „Das wird jetzt in der ganzen Firma genutzt“, sagt Joest.

Ob und wie dieses künftig auch un­ternehmerisch verwertet wird, stehe noch nicht fest. „In unserem Unter­nehmen wird es nun eingesetzt. Ob wir es auf dem Markt zur Verfügung stellen und wie dann die Honorie­rung aussieht, das ist noch unge­klärt“, so Ausbildungsleiter Jörg Elbers. Die beiden seien in jedem Fall ausgemacht gute Azubis. „Es gab gerade Zwischenzeugnisse und beide hatten fast nur Einsen“, be­tont er.

Dass die Auszubildenden aus dem dritten Lehrjahr noch teilnehmen können, war ihnen gar nicht bewusst. „Ich hatte das nicht auf dem Schirm, aber umso schöner ist es“, meint Joest. Das Ziel sei jetzt, weit zu kommen. „Es hat Spaß ge­macht, aber wenn wir jetzt einmal bis hierhin sind, wollen wir auch weiter kommen“, betont Philipp und lächelt angriffslustig.

Die Zwölfjäh­rige Emilia Marra vom Moltke-Gymnasium in Krefeld ist nicht nur die Jüngste unter den vorgestellten Teinehmern, sie ist auch die einzige, die allein teilnimmt – und das mit gleich zwei Projekten. „Mich hat Herr Zöllner, der Schuldirektor, über meine Mut­ter kontaktiert. Sie ist seit je her in der Pflegschaft aktiv und kennt ihn. Ich bin total interes­siert an Naturwissenschaften und nehme auch gern an Wettbewerben wie der Mathe-Olympiade teil und so hat er gefragt, ob ich nicht mitmachen wolle. Ich war sofort begeistert, wusste aber nicht, wofür ich mich entscheiden soll. Ich bin to­tal an Mathe interessiert, aber auch Chemie fesselt mich. Und so habe ich beides gemacht“, erzählt die Siebtklässlerin, die gerade einen Probelauf macht, um gegebenenfalls in die achte Klasse zu übersprin­gen.

Sie entschied sich einerseits für Berechnungen am Pascalschen Dreieck und andererseits für Untersuchun­gen, mit welchen Mitteln sich Ketchup-, Kakao- und Grasflecken in Wäsche am besten entfernen lassen. „Das Dreieck ergibt sich dadurch, dass man immer die beiden überlie­genden Zahlen addiert“, er­läutert die Jugendliche ihr mathe­matisches Projekt. „Damit lassen sich dann binomische Terme lösen“, fährt sie fort. Im Waschexperiment habe sie Hausmittel gegen industri­elle Pro­dukte verglichen. „Das Er­gebnis ist, kurz gesagt, dass Gall­seife die Nummer eins ist. Von Hausmit­teln, die man im Internet findet, kann ich nur abraten. Bei allen Tests schnitten sie am schlechtes­ten ab“, erklärt sie.

Ein Projekt aus ihrem Alltag haben die 15 Jahre alte Nele Nellen und ihre ein Jahr jüngere Stufenkamera­din Zoe Reiher von der Bischöfli­chen Marienschule Mönchengladbach gewählt. „Wir haben einen Wahl­pflichtkurs Bio/Chemie zusammen und wollten bei Jugend forscht mitma­chen. Wir haben gesehen, dass viele Jugendliche heute ständig Knöpfe im Ohr haben und Musik hören. Unsere Frage war dann: Beschädigt dies das Hörvermögen?“ so Nele.

Dafür haben sie ein Programm zum Test des Hörvermögens aus dem In­ternet besorgt und insgesamt 35 Probanden getestet. „Man muss da eine Taste drücken, wenn man etwas hört. Dann erstellt das Programm eine Kurve. Die haben wir mit einem Fragebogen abgeglichen, bei dem wir möglichst objektiv abgefragt haben, wie oft und laut jemand Musik hört und welche Kopfhörer er oder sie verwendet“, fährt die Schülerin fort.

Das Ergebnis seine eine klare Kor­relation zwischen Musikhäufigkeit und -lautstärke, sowie der Beein­trächtigung des Hörvermögens. „Eine Person hatte bis zu 70 Dezibel Hör­verlust. Das ist schon viel. Die meisten lagen aber im Bereich von unter 25 dB“, erläutert Zoe. Für sie steht fest: „Die Ergebnisse ha­ben mich schon schockiert und ich höre heute deutlich leiser Musik.“

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