2020 im Kleverland Zehn Geschichten, die unsere Leser bewegt haben

Die Corona-Pandemie hat die Schlagzeilen im Jahr 2020 beherrscht, aber nicht nur. Wir haben ausgewertet, welche Artikel unsere Leser bei RP Online am meisten bewegt haben. Zehn Geschichten – und was aus ihnen geworden ist.

 Ein ungleiches Duo auf Reisen - nur eine der Geschichten, die unsere Leser dieses Jahr bewegt haben.

Ein ungleiches Duo auf Reisen - nur eine der Geschichten, die unsere Leser dieses Jahr bewegt haben.

Foto: Kroker

Der Brand bei Mühlhoff und die Folgen

Mühlhoff steht in Flammen – so lautete eine der letzten Schlagzeilen des Jahres 2019. Und auch in den ersten Tagen des vergangenen Jahres war der Großbrand beim Uedemer Automobilzulieferer das bestimmende Thema. Das Werk wurde schwer beschädigt. Die Hauptverwaltung an der Boxteler Bahn (L 77) brannte komplett aus, das Feuer zerstörte außerdem sieben Hallen in Teilen. Drei Einsatzkräfte werden verletzt. Der Schaden beträgt rund 120 Millionen Euro. Nachdem die Polizei schnell von Brandstiftung ausgeht, beginnt die fieberhafte Suche nach dem Täter. Im Februar nimmt die Polizei einen 58-Jährigen Uedemer fest, der vormals bei Mühlhoff gearbeitet hatte. Ende Oktober wird er zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Für das Gericht stand fest, dass er sich mit der Brandstiftung an seinen Vorgesetzten rächen wollte. Der 58-Jährige leugnete die Tat bis zuletzt. Die Geschichte des Feuers lesen Sie hier, den Artikel über das Urteil können Sie hier nachlesen.

Kleves erster Corona-Fall

Kein Thema hat die Menschen weltweit in diesem Jahr so bewegt wie die Corona-Pandemie – so auch im Kreis Kleve. Nachdem es einen Verdachtsfall gegeben hatte, titelte die Grenzland Post am 5. Februar: „Entwarnung: Kein Corona im Kreis Kleve“. Doch schnell überschlugen sich die Ereignisse: Am 11. März lautete die Schlagzeile: „Erster Corona-Fall in Kleve“. Der Mann hatte sich auf einer Auslandsreise angesteckt. Kurz zuvor war das „Fieberzelt“ am Klever St.-Antonius-Hospital in Betrieb gegangen, um dort Menschen aus der Region auf das Virus testen und beraten zu können. Schnell schoss die Zahl der Infizierten in die Höhe. Bereits am 16. März titelte die Grenzland Post „Corona legt das Leben im Kreis Kleve lahm“. Bilanz bis heute: 4706 Infizierte, 85 Menschen sind gestorben. Der Lichtblick: Das Impfzentrum in Kalkar soll bald seinen Betrieb aufnehmen. Den Artikel von damals können Sie hier nachlesen.

Was passiert in den Niederlanden?

Die Niederlande machen dicht. Am 14 Dezember befindet sich das Land im härtesten Lockdown seit Beginn der Pandemie. Alle nicht-lebensnotwendigen Geschäfte werden geschlossen. Betroffen sind auch Kontaktberufe wie Friseure, Schönheitsspezialisten oder Sexarbeiter, ebenso wie Schwimmbäder, Saunen und Fitnessstudios. Restaurants, Bars und Cafés bleiben weiterhin geschlossen. Die Maßnahmen gelten bis zum 19. Januar. Am 12. Januar, will die Regierung über weitere Schritte informieren.

Der kleine Grenzverkehr bleibt möglich. Niederländer können für 24 Stunden die Grenzregion in Deutschland besuchen. Familienbesuche in den Niederlanden sind ohne Quarantäne-Empfehlung für 72 Stunden möglich. Die neuen Bestimmungen lösen Panikkäufe in den Innenstädten von Arnheim, Nimwegen und Venlo aus. Wir haben dieses Jahr öfter über die Grenze zu unseren Nachbarn geschaut. Den jüngsten Artikel lesen Sie hier.

Ein ungewöhnliches Duo auf Reisen

Eine berührende Geschichte nahm mitten im Kostenpflichtiger Inhalt Sommer in Emmerich ihren Lauf. Torben Kroker (20) versprach seinem Nachbarn „Carlos“ Schulz (93), dessen Wunsch zu erfüllen, noch einmal eine Europareise zu unternehmen. Tatsächlich setzte sich das ungleiche Paar am 23. Juli in einen 28 Jahre alten Mercedes, fuhr quer durch den Kontinent und erlebte so ein Hollywood-reifes Abenteuer. Das kam so: Zwischen Carlos, der offiziell Karl-Heinz Schulz heißt, und Torben Kroker entwickelte sich eine Freundschaft. Schulz erzählte dem 20-Jährigen von den Orten, die er früher mit seiner 2013 verstorbenen Ehefrau bereist hatte. Und, dass er davon träumt, diese noch einmal wiederzusehen. Heiligabend 2019 schenkte er Torben Kroker einen Roadtrip. Der 20-Jährige nahm an und tourte mit dem 93-Jährigen von Bremerhaven bis zur Mittelmeerküste – 5000 Kilometer weit. Die Geschichte vom ungewöhnlichen Duo lesen Sie hier.

Nichts geht mehr am Flughafen

Bittere Nachrichten für den Flughafen Weeze: Ryanair, die einzige regelmäßig ab Weeze fliegende Airline, hat angekündigt, den Betrieb fast völlig einzustellen. Gerade mal Großbritannien und Irland sollen noch verbunden werden. Für den damaligen Flughafenchef Ludger van Bebber ergibt sich daraus die wirtschaftliche Notwendigkeit, das Passagiergeschäft vorerst für beendet zu erklären.

Der Tower, die Sicherheit und die Flughafenfeuerwehr bleiben im Dienst, geflogen wird aber nicht mehr. Auf dem Airport gibt es kein öffentliches Leben mehr. Das Terminal soll geschlossen werden. Dem Flughafen geht es in dieser Situation wie anderen Unternehmen: Er muss für seine Angestellten Kurzarbeit beantragen. Immerhin scheint eine kurzfristig drohende Zahlungsunfähigkeit kein Thema zu sein. Die Gastronomie ist ohnehin schon geschlossen. Kostenpflichtiger Inhalt Den Artikel von damals lesen Sie hier.

Dramatische Moment in der LVR-Klinik

Geiselnahme in der LVR-Klinik in Bedburg-Hau: Ende Mai brachten zwei Patienten einen Pfleger in ihre Gewalt, um aus der Forensik zu fliehen. Keine 24 Stunden später wurden sie in Aachen festgenommen. Es gab eine Schussabgabe mit tödlichen Folgen – einer der Täter starb, der andere wurde verhaftet. Die 37 und 43 Jahre alten Männer waren seit Oktober beziehungsweise Dezember 2019 im Maßregelvollzug in Bedburg-Hau untergebracht. Sie waren einschlägig vorbestraft, galten als gewalttätig. Mit einem selbstgebastelten Messer bedrohten sie den Pfleger. Durch eine List brachten sie den Pförtner dazu, die Türen zu öffnen. Die Täter flüchtete nach Aachen, ließen die Geisel zurück. Auf einem dortigen Spielplatz bedrohte der jüngere der beiden eine Frau mit einem Messer. Daraufhin gab die Polizei Schüsse auf den 37-Jährigen ab, er wurde tödlich verletzt. Die Geschichte von der Ergreifung der Männer lesen Sie hier.

Die Brüder von Venlo in Siebengewald

„Die 2 Brüder von Venlo“ expandieren weiter. Das Unternehmen mit großen Lebensmittelgeschäften in Venlo und Enschede hat nun auch den Supermarkt H&P in Siebengewald übernommen. Der Standort dürfte zu einer der wichtigsten Anlaufstellen für deutsche Kunden in der Grenzregion werden. Denn die „Zwei Brüder“ haben es seit Beginn ihres Unternehmens vor allem auf die deutsche Kundschaft abgesehen.

Vorerst wird das erst 2018 neu eröffnete Geschäft H&P unter dem bisherigen Namen weitergeführt. Im Frühjahr 2021 soll dann die Neugestaltung abgeschlossen sein. Noch immer kommen die meisten deutschen Kunden wegen der Produkt-Klassiker wie Kaffee, Käse oder Getränke-Dosen. Aber auch typisch-niederländischen Produkte wie Erdnussbutter, Joppiesauce oder Schokoladenstreusel stehen hoch im Kurs. Den Artikel können Sie hier nachlesen.

Großeinsatz in Graefenthal

Bundesweite Schlagzeilen machte in diesem Jahr das Kloster Graefenthal in Asperden. Bis zu 200 Einsatzkräfte rückten am 21. Oktober dort an. Der Vorwurf: Auf dem Klostergelände soll eine Sekte, der „Orden der Transformanten“, eine 25-jährige Frau gegen ihren Willen festgehalten haben. Die Glaubensgemeinschaft bestreitet die Vorwürfe. Tags darauf erwirkt die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen einen 58-Jährigen. Dem Mann, der sich als „Prophet“ ansprechen haben lassen soll, wurden schwerer sexueller Missbrauch von Kindern in den Jahren 2006 bis 2008 in den Niederlanden, zwei Fälle der Vergewaltigung im Jahr 2019 in Goch, schwere Freiheitsberaubung über einen Zeitraum von mehr als einer Woche und Körperverletzung gegen ein Mitglied der Glaubensgemeinschaft vorgeworfen. Die Ermittlungen laufen, im Dezember gab es eine erneute Durchsuchung. Kostenpflichtiger Inhalt Den ersten Text über die Durchsuchungen lesen Sie hier.

Vergebliche Suche nach Klever Schülerin

Ein trauriges Ende nahm Mitte August die Suche nach einer vermissten Schülerin aus Kleve. Die 16-Jährige hatte morgens ihr Elternhaus in Richtung Realschule in Kellen verlassen, war dort aber nie angekommen. Zeugen hatten am Emmericher Rheinufer das Fahrrad des Mädchens, seine Socken und Schuhe sowie einen Rucksack gefunden. Kurz nach ihrem Verschwinden suchte ein Großaufgebot an Einsatzkräften erfolglos nach der Schülerin. Die Angehörigen wandten sich mit einem Foto des Mädchens an die Öffentlichkeit. Doch alles Hoffen war vergebens. Einige Tage später wurde in den Niederlanden im Bereich Nimwegen ein weiblicher Leichnam in der Waal gefunden. Wie die Ermittlungen der Kriminalpolizei ergaben, handelte es sich um die vermisste 16-Jährige aus Kleve. Sie war ertrunken; Hinweis auf Fremdverschulden haben sich nicht ergeben, so die Polizei.

Ein Funken Hoffnung

Landwirte sorgten im Dezember für die vielleicht schönste Aktion dieses Corona-Jahres im Kreis Kleve. Mit ihren bunt beleuchteten Traktoren fuhren sie quer durch den Landkreis und machen an verschiedenen Stationen Halt, um den Menschen eine Freude zu machen und – so der Titel der Aktion – einen „Funken Hoffnung“ zu verbreiten. „Das öffentliche Leben wurde wegen Corona fast vollständig zurückgefahren. Wir wollten den Menschen in dieser Zeit der Einsamkeit ein wenig Hoffnung schenken“, erläuterte im Rahmen der Aktion der 37-jährige Junglandwirt Christoph Markett aus Kostenpflichtiger Inhalt Rees. Er hatte die Aktion mitgeplant. Und sie wurde ein voller Erfolg. Zahlreiche Senioren in den Altenheimen der Region freuten sich über den Anblick der illuminierten Trecker und für glückliche Kinder gab es Schoko-Nikoläuse, Mandarinen, Weckmänner, Kakao und Spielzeug. Den Text lesen Sie hier.

(RP)
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