Niederrhein Irmgard von Aspel: Sie verschenkte alles

Niederrhein · Sie verachtete Reichtümer, verehrte Gott und ging als Wohltäterin für Arme und Kranke in die Geschichte ein: Bis heute wird die Rompilgerin Irmgard von Aspel am Niederrhein als Schutzpatronin und Heilige verehrt.

Schwester Maria Therese gerät ins Schwärmen: "Irmgard hat ihr ganzes Leben in den Dienst der Armen und Kranken gestellt." In Aspel, wo der Orden der Töchter vom heiligen Kreuz seit circa 160 Jahren beheimatet ist, steht Schwester Maria Therese in der kleinen Klosterkirche und deutet auf ein buntes Chorfenster: "Mit der rechten Hand zeigt Irmgard auf Jesus Christus, ihre linke Hand hält die Fürstenkrone nach unten, denn sie hat sich bewusst von allem Reichtum befreit und es der Kirche geschenkt."

Irmgard war die Tochter des Grafen Godizos von Aspel und wuchs auf Burg Aspel zwischen Rees und Haldern auf. Nach dem Tod ihrer Eltern verfügte sie, allein oder mit ihrer Schwester Irmtrud, über die Stadt Rees, die Burg Aspel und den Forst bei Süchteln.

Urkunde aus 11. Jahrhundert

Eine Urkunde des Erzbischofs Sigewin von Köln erwähnt sie gegen Ende des elften Jahrhunderts als bedeutende Stifterin, die eine Kirche in Haldern und das Kollegiat-Stift in Rees gründete und mit reichen Schenkungen dotierte. Auch die Gründung der Reeser Kirche, die um 1040 vom Kölner Erzbischof Dasselius eingeweiht wurde, soll auf Irmgard zurückgehen. Um vollends Gott zu dienen, soll Irmgard später allen irdischen Reichtümern entsagt haben. Sie überschrieb die Burg und das Land Aspel sowie die Reeser Kirche dem Erzbistum Köln. Diese Schenkung belegt eine Urkunde aus dem Jahr 1142, die im Stadtarchiv Rees liegt. Irmgard zog sich nach Süchteln, heute ein Teilort von Viersen, zurück und lebte als Einsiedlerin.

Fortan soll sie drei Pilgerreisen nach Rom unternommen haben. Über die Fußmärsche zu den Gräbern der Aposteln gibt es bildstarke Erzählungen.

Bei ihrem ersten Besuch in Rom soll Papst Silvester III. sie um eine Reliquie der Heiligen Ursula und ihrer 11000 Jungfrauen aus Köln gebeten haben.

Daher nahm Irmgard bei ihrer zweiten Pilgerreise Erde vom Grab der Heiligen Ursula mit. Als sie Rom erreichte, läuteten die Glocken von allein und Papst Silvester III. soll ihr zum Dank den Schädel des früheren Papstes Silvester I. mit nach Köln gegeben haben. Forscher wissen jedoch, dass diese Reliquie Rom nie verlassen hat. Bei der dritten Pilgerreise betete Irmgard in Rom vor einem Kruzifix.

Sie erhielt den Auftrag, ein vergleichbares Kruzifix in Köln zu grüßen. Als sie dies tat, neigte sich das Haupt Christi vom Kreuz herab, um ihr zu danken.

Ihren Lebensabend verbrachte Irmgard in Köln, wo sie im Schatten der Domkirche ein Hospiz für Pilger, Kranke und Arme errichtete. Historisch lässt sich keine dieser Schilderungen absichern, zumal die meisten Legenden erst viele hundert Jahre nach Irmgards Tod niedergeschrieben wurden.

Auch ihr Todestag ist ungewiss. Einige Quellen nennen den 19. Februar 1065, andere den 4. September 1082 oder 1089.

Fest steht nur, dass Irmgard im Kölner Dom beigesetzt wurde und ihre Gebeine im Jahr 1319 in ein Hochgrab in der Agneskapelle im neuen Chor überführt wurden.

Der Steinsarkophag trägt die schlichte Aufschrift "Sepulcrum Irmgardis", Grabstätte Irmgards. Zudem weist die Kapelle Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert auf, die unter anderem die Schenkung der Burg Aspel an den Heiligen Petrus als Patron des Kölner Doms zeigen.

(RP)
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