Ärzte beraten zu Arthrose „Ohne eine post-operative Behandlung ist alles wirkungslos“

Kleve-Rindern · Das Thema „schmerzende Gelenke“ beschäftigt viele Menschen. Das war erkennbar beim Info-Abend zur Arthrose in der Wasserburg Rindern. Welche Tipps die Experten hatten.

 Arthrose betrifft Millionen Menschen in Deutschland.

Arthrose betrifft Millionen Menschen in Deutschland.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Etwa 150 Besucher hörten die Vorträge von Chefarzt Sebastian Gehrmann und dem leitenden Oberarzt Thomas Bertrams von der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Katholischen Karl Leisner Klinikums.

Gehrmann stellte das Behandlungsspektrum an den beiden Standorten St. Antonius Hospital Kleve und Marienhospital Kevelaer ausführlich dar. Dabei ging es schwerpunktmäßig um die Endoprothetik, die Gelenkersatzoperation. An vielen Bild-Beispielen wurden die zahlreichen Möglichkeiten solcher Operationen offensichtlich. Nicht nur die klassische Arthrose, sondern auch schwere Unfälle können die Gelenke schädigen.

Gehrmann erläuterte, wie individuell manche Hüfte, manches Knie durch Implantate wieder gestützt oder rekonstruiert wird. Er betonte jedoch: „Ohne eine post-operative Behandlung ist alles wirkungslos.“ Reha-Maßnahmen und Physiotherapie seien entscheidend für den Erfolg, auch könne ein operiertes Gelenk durchaus wieder eine Arthrose entwickeln. „Die Operation ist jedoch immer der letzte Schritt am Ende einer Reihe von Behandlungsmöglichkeiten.“ Dies betonten beide Fachärzte.

Thomas Bertrams erklärte ausführlich, was Arthrose eigentlich ist. Dabei habe der Gelenkknorpel eine entscheidende Rolle. Die Knorpelschicht sorge dafür, dass „Knochen nicht auf Knochen reibt“. Mit Nährstoffen versorgt werde der Knorpel über die „Gelenkschmiere“, eine Flüssigkeit, die sich in den Zwischenräumen des Gelenks befindet und von der Gelenkkapsel gebildet wird. „Die Versorgung des Knorpels funktioniert nur, wenn diese Flüssigkeit in Bewegung ist. Daher ist die Bewegung des Gelenks unabdingbar für ein gutes Knorpelgewebe“, so Bertrams.

Der altersbedingte und belastungsabhängige Abbau des Knorpels betreffe fast alle Menschen irgendwann. Etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an der „Volkskrankheit“ Arthrose, die grundsätzlich nicht heilbar ist. Die Ursache, so der Oberarzt, sei das Missverhältnis zwischen Belastbarkeit und Belastung. Die Belastbarkeit sei abhängig von genetischer Disposition, die Belastung betreffe alles „was man im Leben so macht“, sagte er. Zum Beispiel Überlastung durch Leistungssport oder schwere körperliche Arbeit. Ganz entscheidend sei das Körpergewicht, denn Übergewicht laste auf den Gelenken und führe irgendwann zum Abbau der Knorpelschicht.

Bertrams gab einen Überblick über die Diagnosemöglichkeiten, wobei er die klassische Röntgenaufnahme als den ersten und zunächst aussagekräftigsten Schritt nannte. Die konservative Therapie sei danach ein „Muss“ bevor man überhaupt an eine Operation denke. Übergewicht reduzieren, Krankengymnastik, moderate Bewegung (Gehen, Radfahren, Schwimmen), dämpfende Einlagen, nicht auf der erkrankten Seite liegen, nicht in tiefen Sesseln sitzen, nichts Schweres tragen – dies waren die praktischen Ratschläge des Arztes.

Die Fragen aus dem Publikum waren sehr individuell, die meisten Wortmeldungen betrafen die persönlichen Erfahrungen. Auf die Frage, wie alt man maximal sein darf für eine Gelenk-Op antwortete Bertrams: „Es gibt kein Maximalalter, entscheidend ist der Zustand, die Vorerkrankungen, das ‚biologische‘ Alter also.“ Eine Hörerin beschrieb den Beginn der Schmerzen als „plötzlich“ und völlig überraschend. Das sei typisch, so der Arzt. Arthrose entwickele sich allmählich, das Schmerzempfinden aber sei sehr individuell, daher schaue man bei der Therapie auch immer nicht nur auf das Röntgenbild sondern auf den ganz individuellen Schmerzzustand.

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