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Kommunalwahl „Mit mir wird es keinen Windpark geben“

Kranenburg · Sandra van der Zweep tritt für die Wählergemeinschaft Bürgerdialog zur Bürgermeisterwahl an. Erstmals kandidiert damit das Mitglied einer Bürgerinitiative für das Amt der Verwaltungsleiterin.

 Sandra van der Zweep von der Wählergemeinschaft Bürgerdialog will Bürgermeisterin in Kranenburg werden.

Sandra van der Zweep von der Wählergemeinschaft Bürgerdialog will Bürgermeisterin in Kranenburg werden.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Bitte stellen Sie sich kurz vor. Wer sind Sie – und was macht Sie aus?

Sandra van der Zweep Ich heiße Sandra van der Zweep und bin 1973 in Düsseldorf geboren und in Neuss aufgewachsen. 1988 bin ich mit meinen Eltern nach Venlo gezogen und habe an Internationale Betriebskommunikation an der Universität in Nijmegen studiert. 2015 bin ich mit meiner Familie nach Deutschland gezogen und haben in Nütterden unser Zuhause gefunden. Unsere zwei Kinder gehen in Kleve zur Schule. Seit 2006 arbeite ich bei Rijkswaterstaat, einer niederländischen staatlichen Behörde des Bundesverkehrsministeriums. Hier arbeite ich als Referentin in der Krisenkommunikation und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Was ist Ihr wichtigstes Thema im Wahlkampf – und wie wollen Sie es anpacken?

van der Zweep Ich will, dass die Bürger und Bürgerinnen wieder Vertrauen in das Handeln der Verwaltung und der Politik bekommen. Das gelingt jedoch nur, wenn die Verwaltung transparenter über Entwicklungen kommuniziert und eine Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern zulässt. Der Zeitpunkt ist ebenso wichtig. Je früher und offener dieser Prozess beginnt, umso größer ist die Zustimmung in der Bevölkerung und Konflikte werden verhindert. Um dies zu erreichen, braucht es ein offenes und vertrauensvolles Betriebsklima innerhalb der Behörde. Konstruktive Kritik und Anregungen müssen ohne Vorbehalte in beide Richtungen möglich sein.

Aus welchem Fehler haben Sie schon einmal gelernt?

van der Zweep Nicht zu schnell die Munition verschießen. Unser Wahlprogramm zum Beispiel steht seit April auf unserer Webseite. Die Konkurrenz liest mit und verwendet mittlerweile unsere Begriffe in den Medien.

Sehen Sie Möglichkeiten, dem ÖPNV in der Kommune neue Impulse zu geben?

van der Zweep In Kranenburg, mit den dazu gehörenden Dörfern, leben wir auf dem Land. Individualverkehr wird weiterhin eine große Rolle spielen. Die Angebote mit dem kommunalen Bürgerbus können ausgebaut werden. Ganz wichtig ist der Ausbau des Radwegenetzes in Kranenburg. Es muss attraktiv und sicher sein, in Kranenburg mit dem Rad zu fahren.

In Kranenburg werden regelmäßig neue Baugebiete erschlossen, um Familien anzusiedeln. Ist der aktuelle Stand ausreichend?

van der Zweep Hier müssen wir beginnen anders zu denken. Das Interesse an bezahlbarem Wohnraum ist nach wie vor hoch. Das jedoch nur mit der Erschließung von neuen Baugebieten zu bedienen ist nicht nachhaltig, denn wir haben in Kranenburg freie Kapazitäten im Ortskern, die veröden und durch die schlechten Wohnbedingungen für die Leiharbeiter zum sozialen Brennpunkt werden. Hier müssen wir viel mutiger herangehen und das Wohnen im Ortskern attraktiv machen für junge Leute mit dem Förderprogramm „Jung kauft Alt“. Das gleiche gilt für ältere Leute, die sich interessieren für generationenübergreifende und gemeinschaftliche Wohnformen. Der Neubau besonderer Wohnformen für ältere Menschen wird in Wohnungsbauprogrammen gefördert.

Wie wollen Sie die Situation des verödeten Ortskerns verbessern?

van der Zweep Jeder, der samstags durch die Große Straße geht oder fährt, kann es förmlich spüren. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, dann ist der Ortskern verloren. Es ist schon beschämend mitanzusehen, wie sich der privat organisierte Initiativkreis um das Ansehen des Ortskerns kümmern muss. Rat und Verwaltung haben bisher nicht viel zu bieten. Gemeinsam mit den anderen im Kreis betroffenen Gemeinden müssen wir die Situation für die Leiharbeitern verbessern. Im nächsten Schritt muss der Durchgangsverkehr aus der Großen Straße verschwinden. Der bringt den noch verbliebenen Geschäften nichts, sondern macht den Ortskern unbewohnbar und unattraktiv.

Wie beurteilen Sie die Infrastruktur in Ihrer Kommune auch digital – und wo wollen Sie dieses Thema vorantreiben?

van der Zweep Die Verkehrsinfrastruktur kann man mit einem Wort beschreiben: katastrophal! Wer sich am Wochenende in das Abenteuer Einkaufsmärkte begibt, zwischen den Ortschaften Fahrrad fährt oder sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Große Straße wagt, der kann es am eigenen Leib erfahren. Es ist gefährlich. Eine erste Maßnahme für die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur zwischen den Ortschaften ist einen Radfahrstreifen einzurichten. Hier wird mit einer durchgezogenen weißen Linie die Fahrbahn für Fahrradfahrer getrennt von der Fahrbahn der Autofahrer. Der Ausbau des Glasfasernetztes ist der richtige Schritt gewesen. Die tatsächliche Umsetzung verlief jedoch nicht störungsfrei. Die erforderlichen Erdarbeiten wurden nicht immer fachgerecht ausgeführt und müssen teilweise nachgebessert werden.

Viele junge Familien beschäftigt erheblich, ob ihr Kind einen guten Kita-Platz bekommt – und wie es danach auf den Schulen weitergeht. Was macht Ihre Kommune da schon richtig und wo muss dringend nachgebessert werden?

van der Zweep Hier hat sich der Rat und die Verwaltung als ideenlos präsentiert. 30 Prozent der Einwohner von Kranenburg sind Niederländer, wir bekommen eine immer größer werdende polnische Gemeinschaft. Von den bisherigen politischen Verantwortlichen gibt es zu dieser Entwicklung keine Antworten. Wieder war es eine private Initiative, die den Beginn der Euregio Realschule möglich gemacht hat. Kranenburg ist gelebtes Europa. Es reicht nicht, den Niederländern (für ihre Verhältnisse) günstiges Bauland zu verkaufen und sie hier günstig einkaufen zu lassen.

Sie werden auch der Bürgermeister sein, der die Kommune aus der Coronakrise führt. Der Bereich Finanzen und Investitionen spielt da eine wesentliche Rolle – zumal viele öffentliche Kassen ohnehin nicht sprudeln. Muss in den kommenden Jahren der Gürtel noch enger geschnallt werden? Oder ist jetzt die Zeit der Investitionen gekommen? Und wenn ja – in was?

van der Zweep Die Coronakrise können wir auch als Chance begreifen, jetzt die notwendigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Wie schon von anderer Seite vorgeschlagen, können wir ja noch mehr Bauland verkaufen. Ein wenig ist ja noch da. Das ist aber weder nachhaltig noch verantwortungsvoll. Eine Idee, wie Kranenburg in 20 Jahren aussehen soll, kann ich darin nicht erkennen. Die Förderung von Regionalität ist uns ein großes Anliegen. Bildung ist ebenfalls ein zentrales Thema. Die Angebote für bilinguales Lernen sollen erweitert werden.

Muss nach weiteren Entwicklungsmöglichkeiten gesucht werden, um Kranenburg für niederländische Konsumenten noch attraktiver zu machen?

van der Zweep Wir sollten es schaffen, dass die Niederländer nach ihrem Einkauf in der Einkaufsarena in Kranenburg verweilen wollen und im Ortskern entsprechende Angebote an Kultur und Gastronomie erhalten.

Werden Sie in Ihrer Amtszeit das Thema „Windkraft im Wald“ noch einmal anpacken?

van der Zweep Mit mir wird es keinen Windpark geben im Reichswald. Der Wald braucht unseren Schutz.

Das Feuerwehrhaus in Kranenburg weist nach einem aktuellen Gutachten erhebliche Mängel auf. Befürworten Sie einen Neubau oder eine Sanierung im Bestand?

van der Zweep An einem Neubau geht kein Weg vorbei. Eine Renovierung würde langfristig dem Bedarf nicht gerecht werden und müsste wohl möglich in einigen Jahren erneut angegangen werden. Jetzt einmal richtig machen, spart langfristig Geld.

An welchen Stellen kann die Gemeinde neue Einnahmequellen generieren?

van der Zweep Wir wollen die nachhaltige Produktion und Vermarktung regionaler Produkte zu fairen Preisen unterstützen. Die Wiederbelebung des Ortskerns ist eine weitere Quelle. Des Weiteren wollen wir alle öffentlichen Gebäude mit einer wirtschaftlichen Photovoltaikanlage ausstatten. Wir sollten alle Förderprogramme nutzen, die das Land und der Bund zur Verfügung stellen, um den Haushalt und die Rücklagen zu schützen.

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