Kriminalität Bande soll Iraner eingeschleust haben

Kleve · Mehrere Wohnungen und Geschäftsräume sind am Dienstagmorgen in Kleve durchsucht worden. Eine Bande soll iranische Staatsbürger über Teheran und Istanbul nach Deutschland eingeschleust haben.

 Die Polizei hat mit Hausdurchsuchungen in mehreren Bundesländern einen Schlag gegen eine mutmaßliche Schleuserbande geführt. Kleve steht im Zentrum der Ermittlungen.

Die Polizei hat mit Hausdurchsuchungen in mehreren Bundesländern einen Schlag gegen eine mutmaßliche Schleuserbande geführt. Kleve steht im Zentrum der Ermittlungen.

Foto: Markus van Offern (mvo)/mvo

Die Bundespolizeiinspektion Kleve hat am Dienstagmorgen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Kleve mehrere Hausdurchsuchungen in einem gemeinsamen Ermittlungsverfahren durchgeführt. Die Durchsuchungen fanden gegen eine international operierende Bande in 15 Wohnungen und Geschäftsräumen in Kleve, Oberhausen, Krefeld, Gießen, Freiburg sowie in einer Wohnung in Schweden statt. Das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes der banden- und gewerbsmäßigen Einschleusung von vorrangig iranischen Staatsangehörigen in einer Vielzahl von Fällen richtet sich gegen sechs Iraner, einen Niederländer sowie einen schwedischen Staatsbürger. Vorgeworfen wird den Männern die bandenmäßige Einschleusung von iranischen Staatsangehörigen. Hauptsächlich wurden die Menschen über den Luftweg von Teheran über Istanbul nach Deutschland gebracht, unter anderem mit erschlichenen Reisepässen (Schengen-Visa). Nach Angaben des Klever Oberstaatsanwalts Günter Neifer handelt es sich dabei um Personen, die später in Deutschland oder anderen Ländern Asyl suchten. Ob es in dem Fall zusätzlich um Menschenhandel und Prostitution geht, dazu gab Neifer keine Auskunft.

Haftbefehle wurden gegen zwei Hauptbeschuldigte vollstreckt. Einer der beiden Köpfe der Bande ist offenbar der Schwede. Er wohnt in einer unscheinbaren Doppelhaushälfte in Kleve, wo der Mann auch festgenommen wurde. Das Gebäude ist durch eine hohe Thujahecke abgeschirmt. Einige Zimmer in seinem Haus bietet der Mann als Ferienwohnungen anbietet. So hat er diese unter anderem bei der Reisesuchmaschine Booking.com offeriert. „Arnheim liegt 41 Kilometer vom Apartment entfernt und Nijmegen erreichen Sie nach 27 Kilometer. Der nächste Flughafen ist der 34 Kilometer entfernte Flughafen Weeze“. Als besonderer Hinweis wird dort angegeben: „Wir sprechen Ihre Sprache!“ Man hatte es offenbar vornehmlich auf internationale Gäste abgesehen. 32 Fotos sind auf der Seite eingestellt. Günter Neifer sagte: „Der Mann ist in Schweden gemeldet, wo ebenfalls Durchsuchungen stattfanden. Doch waren diese nicht erfolgreich. Dort handelte es sich lediglich um eine Postanschrift.“ Seit vielen Jahren wohne er in Kleve. Auffällig viele Handys wurden bei dem Festgenommen sichergestellt - sowie Unterlagen, die über den Vorwurf der Einschleusung hinausgingen, so Neifer.

In Kleve war offenbar eine Flüchtlingsunterkunft Ziel der Maßnahmen. Der Einsatz wurde mit einem Hubschrauber der Bundespolizei abgesichert worden.

Neben mehreren Wohnungen wurden in Kleve auch zwei Geschäftsräume durchsucht. Dazu gehörte eine Pizzeria, die nicht mehr betrieben wird und hauptsächlich durch unregelmäßige Öffnungszeiten auffiel. Bei dem zweiten Objekt handelt es sich um ein Reisebüro. Oberstaatsanwalt Neifer erklärte jedoch, dass den Betreibern keine strafrechtlichen Vorwürfe gemacht werden könnten. Über das Reisebüro wurden die Flüge für die iranischen Staatsbürger gebucht.

Landes- und Bundespolizei wurden im Januar 2019 durch die Staatsanwaltschaft Kleve beauftragt, umfangreiche Ermittlungen gegen die mutmaßliche Schleuserbande aufzunehmen. Der Ausgangssachverhalt ereignete sich im September 2018 am Flughafen Niederrhein in Weeze. Hier nahmen die Bundespolizisten einen Iraner fest, der sich bei der Ausreise nach Großbritannien mit einem gefälschten niederländischen Reisepass auswies.

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