Mit dem Rad im Kreis Kleve Radeln nach Zahlen startet in Kalkar

KREIS KLEVE · Was in den Niederlanden seit Jahren eingeführt und auch in Nachbarkreisen bekannt ist, kommt jetzt endlich im Kreis Kleve an: das Knotenpunktsystem. Der Großteil der Schilder fehlt allerdings noch, bemerkte die RP beim Selbstversuch.

 RP-Redakteurin Anja Settnik mit Rad am Knotenpunkt an der Brücke am Sportplatz in Kalkar.

RP-Redakteurin Anja Settnik mit Rad am Knotenpunkt an der Brücke am Sportplatz in Kalkar.

Foto: Markus van Offern (mvo)

An Radwegen hat es im Kreis Kleve keinen Mangel. Mancher meint sogar, es seien zu viele – weil nämlich die verschiedenen Touren einander überlappen, sich gegenseitig Konkurrenz machen, oft unübersichtlich an einem und demselben Schildermast befestigt sind. Wie soll man sich da entscheiden? Meist ist es nötig, eine Karte auf der Lenkstange zu positionieren, um die gewünschten Wege zu finden. Weil all das nicht gerade praktisch ist, wurden nach niederländischem Vorbild in einigen Gebieten der Region die „Knotenpunkte“ eingeführt. Auf der Tourismusbörse in Berlin stellte Landrat Wolfgang Spreen das Knotenpunktsystem für den Kreis Kleve vor –Montiert sind allerdings erst wenige Schilder, lediglich in Kalkar, Emmerich und Rees wurden erste Hinweise aufgestellt. Die Rheinische Post begab sich schon mal auf eine Testfahrt.

Angenommen, wir hätten nicht gewusst, dass die Beschilderung noch höchst unkomplett ist – da wären wir nach der frisch aufgelegten „Radwanderkarte Kreis Kleve“ fröhlich losgefahren und schnell gestrandet. Darin sind nämlich alle neuen Knotenpunkte eingezeichnet. Aber die Karte ist der Wirklichkeit voraus. Wer etwa – zum Beispiel –von Goch Richtung Kalkar fährt, verlässt sich besser auf seine Ortskenntnis, denn Knotenpunkte sucht er auf dieser Strecke vergebens.

Aber wir wollten ja ohnehin in Kalkar starten, nahe der Mühle an der Brücke über die Kalflak. Dort steht eine Bank, wo sich eine kleine Gruppe treffen könnte. Aber besser nicht hinsetzen, Baumblüten und Vogelkot haben sich in den vergangenen Wochen dort breit gemacht. Der Schilderbaum an sich ist kaum zu übersehen, das rote Quadrat für den „Knotenpunkt 6“ verschwindet allerdings im Geäst des benachbarten Baumes. Die Hinweise auf die von hier zu erreichenden Punkte hängen unterhalb der alten Radwanderweg-Kennzeichen und sind gut sichtbar.

Am Punkt 2 sind wir schon entlang geradelt, denn der ist an der Grabenstraße gegenüber dem Museum angebracht. Ein wenig Kopfsteinpflaster-Schockelprobe muss man aushalten, dafür geht es  außerhalb des historischen Stadtkerns wirklich nur durchs Grüne. Über die Punkte 54 und 47 gelangen wir an den Wisseler See, wobei man sich kaum verfahren kann, weiter geht’s über Grieth (Knotenpunkt 48) in weitem Bogen über die Felder nach Wissel. Richtung Till und Moyland geraten wir so langsam an die Ortsgrenze von Kalkar und damit aus dem aktuellen Gültigkeitsbereich der Knotenpunkte heraus. Louisendorf können wir noch anpeilen, aber dann ist Schluss. In Goch sind die Schilder-Aufsteller noch nicht gewesen. Die Stadt Goch bedauert, dass es so lange dauert. „Unsere Touristik-Info muss viele Leute vertrösten, denn das öffentliche Interesse ist groß“, sagt Stadtsprecher Torsten Matenaers. Er zeigt allerdings Verständnis - es seien ja sehr viele Schilder, die da aufzustellen seien.

Die Touristiker der Kommunen gehen davon aus, dass bis Ende Juni alles fertiggestellt ist. Das kündigt auch Kreissprecherin Elke Sanders an. Zwei Teams seien sehr fleißig unterwegs, aber es müssten in den 16 Kommunen eben 160 individuelle Orientierungstafeln und 3000 Wegweiser montiert werden - das dauere seine Zeit.So lange das System „Radeln nach Zahlen“ nicht vollständig ist, funktioniert es nicht so richtig. „Die Überblickstafeln sind schon wichtig“, findet auch Kalkars Tourismus-Chef Harald Münzner. Alle paar Kilometer sollte an einem Knotenpunkt ein Kartenausschnitt angebracht sein, auf dem die Radfahrer sehen, wo sie sich gerade befinden. Wer noch nicht genug hat oder langsam müde wird: Eine Planänderung ist auch kein Problem.

Auf deutscher Seite sind weniger Knotenpunkte vorgesehen als auf niederländischer. „Deshalb werden an Abzweigungen, an denen man sich verfahren könnte, noch Extra-Hinweisschilder platziert“, sagt Münzner. Wer beim Autofahren trotz Navi als Beifahrer gerne einen Atlas auf den Knien liegen hat, wird sicherheitshalber auch künftig eine Radkarte mit sich führen. Zumindest, bis das Knotenpunkt-System komplett umgesetzt ist. Die Touristikinformationen freuen sich, ihre Karten und Broschüren an den Mann oder die Frau zu bringen.

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