Gott und die Welt Taufstein in Till mit Masken

Bedburg-Hau-Till · Der alte Taufstein in der Sankt-Vincentius-Kirche wird um 1200 datiert und ist in Blaustein gehauen. Geschätzt sind in über 800 Jahren 10.000 Menschen an diesem Stein getauft worden.

 Der Taufstein in St. Vicencius Till stammt aus Anfang des 13. Jahrhunderts und ist somit älter als das Gotteshaus.

Der Taufstein in St. Vicencius Till stammt aus Anfang des 13. Jahrhunderts und ist somit älter als das Gotteshaus.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der Taufstein in der Sankt-Vincentius-Kirche war schon in Till, bevor die heutige Kirche gebaut wurde. Um 1200 stand er schon in einer Vorgängerkirche. Der alte Taufstein ist aus Blaustein gehauen, der aus Namur stammt. Sicherlich ist er als fertiges Becken von den Ardennen nach Till gekommen. Damals wurden nach einfachen, einprägsamen Mustern Taufbecken in Serie hergestellt. Wassermotive, Wasserwesen, die das Böse abhalten sollten, sind immer gefragt gewesen. Da konnte der Hersteller durchaus welche auf Vorrat haben, Abnehmer fand er immer. Der verstorbene Pastor em. Ignatius Dom taufte einmal bei einer kombinierten Heirat und Taufe das junge Kind am Altar und nicht in der Taufkapelle. Er sagte ausdrücklich dabei, er würde dies nicht tun, weil er keinen Respekt vor dem Taufstein habe, sondern weil der Raum um den Taufstein zu klein sei. Nachdem er durch das Wort „Respekt“, das in der heutigen Zeit wohl kaum auf einen Stein angewandt wird, die Aufmerksamkeit geweckt hatte, erzählte er, dass der Taufstein schon in Till war, bevor die heutige Kirche gebaut wurde, also aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Er hat eine Höhe von 84 Zentimetern. Das breite, runde Becken mit vier Eckmasken, von denen drei teilweise ergänzt sind, und flachen Maskenreliefs auf den seitlichen Flächen, ruht auf einem runden zylindrischen Fuß und vier Ecksäulchen. Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau, der sich in 2010 mit dem Taufstein beschäftigt hat, stellte fest, dass ein Stein einen merkwürdigen Glanz aufweist. Er fragte sich: „Kann es sein, dass in den über 800 Jahren durch Reibung des Priestergewandes dieser Glanz entstanden ist? Wie oft müsste man den Stein reiben, bevor er glänzt? Ausprobieren können wir es nicht, aber uns einen Eindruck verschaffen, wie oft getauft wurde, das können wir schon.“ Durch die Arbeit von „Mosaik“, der Familienkundlichen Vereinigung für das Klever Land e.V., war es möglich, einen raschen Überblick auf das „Taufgeschehen“ in den Jahren 1766 bis1822 in der Sankt-Vincentius-Kirche zu bekommen. In diesen Jahren wurden etwa 1117 Kinder getauft. Und das in bloß 56 Jahren. Über eine Periode von über 800 Jahren dürfte wohl mehr als 10.000 Mal an diesem Stein getauft worden sein. „Eine ordentliche Zahl, die den Glanz durch Abreiben erklären könnte“, sagt Jan Kellendonk. - Die Taufe ist das erste und grundlegende Sakrament, durch das ein Mensch in die Glaubensgemeinschaft der Christen aufgenommen wird. Bei der Taufe gießt der Taufspender geweihtes Wasser aus dem Taufbecken dreimal über den Kopf des Täuflings und spricht die Taufformel: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Zuvor ist der Täufling nach seinem Glauben gefragt worden. Im Falle der Kindertaufe bekennen die Eltern und Taufpaten ihren Glauben, nachdem sie für das Kind die Taufe erbeten und sich zu ihrer Aufgabe bekannt haben, das Kind im katholischen Glauben zu erziehen.

In manchen Gemeinden besprengt der Priester vor dem Gottesdienst die Gläubigen mit Weihwasser als Erinnerung an ihre Taufe. Dabei singt die Gemeinde: „O Seligkeit, getauft zu sein, in Christus neu geboren; von Adams Schuld bin ich befreit, erlöst ist, was verloren. Wer kann ermessen, welche Gnad mir Gott, der Herr, erwiesen hat? Mein Leben soll es danken“.

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