In der Klever Stadthalle Johannes-Passion à trois

Kleve · Mit einer ganz besonderen Aufführung der „Johannes-Passion à trois“ begeisterten Benedikt Kristjánsson (Tenor), Elina Albach (Cembalo, Orgel) und Philipp Lamprecht (Schlagwerk) das Publikum in Kleve.

 Benedikt Kristjánsson (Tenor), Elina Albach (Cembalo, Orgel) und Philipp Lamprecht (Schlagwerk) begeistern das Publikum in Kleve.

Benedikt Kristjánsson (Tenor), Elina Albach (Cembalo, Orgel) und Philipp Lamprecht (Schlagwerk) begeistern das Publikum in Kleve.

Foto: Nino Halm

Im Reihenkonzert in der Stadthalle erklang Johann Sebastian Bachs so vertrautes Passionswerk in einer ungewöhnlichen Bearbeitung für nur drei Ausführende – und gelang dabei so tief berührend und durchleuchtet, wie wohl kaum eine Bearbeitung.

Kristjánsson sang die Arien und alle Partien der handelnden Person, variierte zwischen Jesus und gab der wütenden Menge eine Stimme. Dies wurde so intelligent wie sinnvoll gelöst, aus der Reduzierung der Mittel wurde keine Reduktion des Affekts oder Inhalts. Bereits der Eingangschor „Herr, unser Herrscher“ gelang mit scharfen Akzentuierungen und drängender Ungeduld in pointierter Klangrede, die sich auch gestisch ausgedeutet fortsetzte.

So übertrug Kristjánsson bei „Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!“ deutlich die Turbae in Gestik und Stimme, ließ den Funken überspringen zu „Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten“ und erzeugte Gänsehaut bei dem zarten Vortrag von „Es ist vollbracht“. Dabei nahm er mit seiner schlanken, überaus charaktervoll und individuell klingenden Stimme für sich ein. Großartige Farbkombinationen unterlegte Philipp Lamprecht im Wechsel an diversem Schlagwerk und übernahm Funktion des Orchesters. Für schmerzhafte Reibung sorgte der Gebrauch einer Ratsche an gegebener Stelle, während Marimba und Vibraphon zwischen transzendenter Entrückung und explosivem Ausbruch auch ein Feuerwerk an Affekten beisteuerte.

Elina Albach agierte an Cembalo und Orgel ebenso agil wie virtuos, setzte hervorragend Akzente und unterstrich in Einigkeit mit Stimme und Schlagwerk die Klarheit ebenso wie die Perfektion der Bach‘schen Komposition. All dies wirkte in der hörbaren Kunstfertigkeit immer natürlich – als müsse man die Johannes-Passion mindestens einmal in dieser Essenz wahrnehmen. Die vielschichtige Artikulation war ein Schlüssel zur herausragenden Leistung des Trios, das mit den klingenden Sphären und der Präsenz eine unwiderstehliche, radikale Sogwirkung entfaltete. Die Zuhörer wurden als Chor zu Mit-Aufführenden: Die Choräle wurden, von der originalen Aufführungspraxis inspiriert, gemeinsam gesungen; eine besondere Freude in diesen Zeiten und mit vierstimmigen Notenausdrucken perfekt vorbereitet.

Wie es in der Konzerteinführung schon hieß: „Die besten Dinge im Leben sind manchmal schwer.“ Und so schwer der dramatische Leidensweg des Weltenherrschers auch musikalisch wog, stand am Ende die wunderbare Erlösung. Das Trio entließ das Publikum mit ihrem gemeinsam a cappella gesungenen „Ach Herr, lass dein lieb Engelein“ und löste den Spannungsbogen in warmes, hoffnungsvolles Wohlgefühl und Aufatmen. Eine Minute Innehalten, Stille und Wirkenlassen - dann minutenlanger Applaus und Bravo-Rufe.

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