Kirche Wechsel in St. Willibrord

Kleve-Kellen · Die Klever Pfarrei St. Willibrord bekommt einen Pfarrverwalter. Bislang hatte Propst Johannes Mecking das Amt inne. Philip Peters, der bereits die Gemeinde Zur Heiligen Familie leitet, übernimmt den Posten.

 Blick in die St. Willibrord Kirche Kellen. Der Hallencharakter des Gotteshauses blieb auch nach einem Umbau erhalten.

Blick in die St. Willibrord Kirche Kellen. Der Hallencharakter des Gotteshauses blieb auch nach einem Umbau erhalten.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der Priestermangel wird immer offensichtlicher und schlägt sich auch im Kleverland an allen Ecken deutlicher nieder. Das Bistum überlegt sich stets neue Wege, das gemeindliche Leben irgendwie aufrechtzuerhalten. Allein die Mittel sind begrenzt. In der Pfarrgemeinde St. Willibrord Kleve wird Propst Johannes Mecking (58) zum Ende des Jahres die Aufgabe des Pfarrverwalters aufgeben. Er hatte das Amt vorübergehend inne, nachdem Stefan Notz als Dompropst nach Xanten gewechselt war.

Philip Peters (38) wird zukünftig als Pfarrverwalter in St. Willibrord tätig sein. Peters leitet bereits die Gemeinde Zur Heiligen Familie, die aus den einst selbstständigen Pfarreien St. Anna Materborn und Herz-Jesu Reichswalde gebildet wurde. Nach dem Wechsel von Notz bleibt es demnach dabei, dass kein leitender Pfarrer mehr vor Ort in St. Willibrord wohnt. Der Pfarrverwalter ist hauptsächlich mit administrativen Abläufen in der Gemeinde beschäftigt. So etwa für die amtliche Bestätigung von Eheschließungen. „Kirchenrechtlich bin ich für die Vorgänge zuständig. Die Gemeinde wird viel in Eigenregie umsetzen. An Kirchenvorstandssitzungen werde ich teilnehmen“, sagt Philip Peters. Nach Kirchenrecht wird ein Pfarrverwalter bei länger andauernder oder endgültiger Abwesenheit des Pfarrers vom Bischof eingesetzt. Er vertritt den Pfarrer in allen Pflichten und ist im Besitz derselben Rechte.

Ein Blick in die Historie zeigt, wie durchgreifend sich die Situation in der seelsorgerischen Arbeit in Kellen und Umgebung mittlerweile darstellt. So gab es früher sieben eigenständige Pfarreien in der Niederung: Kellen, Warbeyen, Griethausen, Bimmen, Keeken, Düffelward und Rindern besaßen einst alle einen Geistlichen, der die Pfarre leitete. In einem ersten Schritt fusionierten dann Rindern, Keeken und Düffelward sowie Kellen mit Griethausen und Warbeyen.

Das Bistum Münster hatte Anfang der Woche die drei an der veränderten Situation beteiligten Pfarreien St. Willibrord, Zur Heiligen Familie und St. Mariä Himmelfahrt über die Entscheidung informiert. Aus Sicht von Propst Johannes Mecking handelt es sich bei dem Wechsel um einen völlig normalen Vorgang, der vor allem in einem Punkt begründet ist. „Es geht bei mir auch um ein Stück weit Entlastung. Ich habe zahlreiche Aufgaben und von Beginn an erklärt, dass ich die Aufgabe übergangsweise übernehme“, sagt Mecking. So ist er unter anderem Kreisdechant, Vorsitzender des Bildungsforums, Aufsichtsratsmitglied der Katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft, Kuratoriumsmitglied der Katholischen Karl-Leisner-Stiftung im Kreis Kleve, aber in erster Linie Seelsorger einer großen Gemeinde. Posten, die einem Tag Struktur geben. „Die Verantwortlichkeiten werden immer größer. Ich sage, es ist einfach ein Punkt erreicht, wo die Aufgaben auch anders verteilt werden müssen. Ich werde jetzt 59 Jahre alt, da muss man ein wenig auf sich selbst achten“, erklärt der Propst, der zudem über einige Jahre hinweg auch als Pfarrverwalter in Rindern oder Materborn tätig war. Die Dinge im Hinblick auf die Übernahme von St. Willibrord durch Philip Peters seien vorbereitet, so Mecking.

Was den Blick zurück auf die ehemalige Personalausstattung der Gemeinden mit Geistlichen betrifft, so waren das schöne aber mittlerweile völlig weltfremde Zeiten. „Wenn man in Bimmen auf dem Friedhof steht und sieht, dass dort ein eigener Pfarrer einst für 150 Gemeindemitglieder wirkte, dann denkt man sich ‘was muss das für eine Idylle gewesen sein‘“, sagt er. Man kannte alle Gemeindemitglieder, machte täglich einige Hausbesuche und züchtete nebenbei Rosen oder Bienen. „Wenn man in so einem Ort 30 Jahre wirkt, kannte man alle“, weiß der Theologe die verflossenen Tage zu werten.

Was die Situation in St. Willibrord Kleve betrifft, so soll es dort ein neues Leitungsmodell geben, heißt es vom Bistum. Eine Strategiegruppe werde gebildet, die Fragen und Herausforderungen abstimme, heißt es aus Münster. Fest steht, dass St. Willibrord eigenständig bleiben wird.

Wie genau das Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen künftig aussieht, werde vor Ort geklärt und durch die Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat begleitet. Was genau damit gemeint ist, teilte die Diözese noch nicht mit.

Xantens Weihbischof Rolf Lohmann spricht sogar von einem neuen Leitungsmodell, das jetzt in St. Willibrord eingeführt wird. Die Bistumsleitung will nicht einfach bestehende Modelle auf die Pfarrei übertragen, sondern auf die Gegebenheiten, Bedürfnisse und Wünsche vor Ort Rücksicht nehmen. „Wir sehen die Chance und die Ressourcen, in der Pfarrei ein neues Leitungsformat unter starker Beteiligung und Verantwortung der Ehrenamtlichen zu entwickeln“, sagt Lohmann. Bereits vor den Besprechungen bedankt sich die Bistumsleitung in einer Mitteilung „für die Bereitschaft, sich in der Pfarrei St. Willibrord auf diesen Weg einzulassen. Er wird Auswirkungen auf die Pastoral in der gesamten Stadt Kleve haben.“ Die Strategiegruppe wird sich Samstag zu einer Klausurtagung treffen. Der Weihbischof wird daran teilnehmen.

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