Tausende Euro pro Einkauf Niederländer kaufen Kippen kartonweise im Kreis Kleve

Kreis Kleve · Jahrelang strömten Niederländer wegen der hohen Preisunterschiede für Benzin über die Grenze. Die haben sich mittlerweile weitgehend angeglichen. Jetzt sorgen Zigaretten und Tabak für Rekordumsätze. Eine Kundin kaufte für 6500 Euro die Regale leer.

 Nach dem Einkaufsbummel im Tabakgeschäft zeigt Ria Verheij ihre Ausbeute. 3900 Euro hat sie in dem Laden an der Grenze gelassen. Filial-Mitarbeiter Günther Gerritsen hilft.

Nach dem Einkaufsbummel im Tabakgeschäft zeigt Ria Verheij ihre Ausbeute. 3900 Euro hat sie in dem Laden an der Grenze gelassen. Filial-Mitarbeiter Günther Gerritsen hilft.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wenn Ria Verheij (58) den Tobacco & More-Laden in Elten betritt, wird sie so herzlich begrüßt wie eine Kundin, die hier täglich ihre Zeitung holt. Doch kauft Ria höchstens ein- oder zweimal im Monat in dem Geschäft an der Grenze ein. Was sie zu einer der bekanntesten Kundinnen macht, ist der Umsatz. Zwischen 3000 und 4000 Euro lässt die Niederländerin in der Regel zurück, wenn sie den Lotto- und Tabakladen verlässt. Die Ware wird in Kartons verpackt, Tüten reichen nicht mehr. Shop-Mitarbeiter Günther Gerritsen (60) hilft ihr dann, die Kisten in den Kofferraum zu bringen. In den Kartons befinden sich ausschließlich Tabak und Zigaretten.

Das Kaufverhalten von Ria Verheij ist mittlerweile Alltag an den Tankstellen und Tabakgeschäften im Grenzgebiet. Tabak wird von den Niederländern schon seit Jahren gerne mitgenommen. Aber noch nie in diesem Ausmaß. Mittlerweile fahren die Pkw mit gelbem Kennzeichen rückwärts an den Shop heran, um die Genussmittel bequemer einladen zu können.

Verheij verbringt in ihrem Wohnmobil nahezu jedes Wochenende auf dem Campingplatz in Babberich. Der liegt direkt an der Grenze. Zu Hause ist sie jedoch in einem Ort hinter Amsterdam. Bevor sie an den Niederrhein kommt, sammelt sie Bestellungen in der Nachbarschaft und bei Freunden ein. Denn: Der Preisunterschied hat enorme Größenordnungen angenommen.

So kostet etwa eine Stange Buffalo-Tabak 54 Euro in Deutschland, 90 Euro sind es in den Niederlanden. Das sind 67 Prozent mehr. Wer den Buffalo-Tabak braucht, spart bei einem Einkauf von 2000 Euro satte 660 Euro. Bei einem 50 Gramm-Päckchen der Marke Van Nelle liegt der Unterschied bei acht Euro (11 Euro zu 19 Euro). Ria Verheij raucht seit ihrem 16. Lebensjahr. Der Staat wolle durch die hohe Steuer allein die Haushaltskasse füllen, so die 58-Jährige. Zigarettenautomaten gibt es in den Nierderlanden bereits nicht mehr. In Supermärkten und Tankstellen darf Tabak bald auch nicht mehr verkauft werden. Zusätzlich soll die Steuer 2024 erneut steigen.

Im Tobacco & More-Shop in Elten sind Käufe in der Kategorie über 2000 Euro nichts Ungewöhnliches. „Wir werden hier täglich beliefert. Sonst hätten wir auch Probleme, alle bedienen zu können“, sagt Mitarbeiter Günther Gerritsen. Verheij kündigt ihr Kommen stets an. Für sie wird dann die gewünschte Ware zusammengestellt. „So wie es derzeit ist, war es noch nie. Den Rekord hält bislang ein Käufer, der für 6500 Euro Regale leergekaufte“, sagt Gerritsen. Am Wochenende gebe es hier immer ordentlich was zu tun. „Langweilig wird einem da nicht.“ Gerritsen weiß genau, ob ein Deutscher oder Niederländer vor ihm steht, denn: „Niederländer gehen hier nie mit einem Verkaufswert von unter 200 Euro raus.“

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Foto: Bauch, Jana (jaba)

In der Kranenburger Aral-Tankstelle dasselbe Bild. Daniel Cloosters (43) ist seit 20 Jahren im Geschäft und musste nie derartig schnell Regale wieder auffüllen. „Mit Päckchen fängt hier niemand mehr an“, sagt Cloosters. Interessant für ihn ist: „In Deutschland wurde von der Zigarettenindustrie die Päckchengröße denen in den Niederlanden angepasst. Die Vergleichbarkeit ist so viel leichter.“ Cloosters meint, es sei sicherer, nicht extrem viel Tabak auf Lager zu haben. Denn er wird im Grenzgebiet immer wertvoller.

Das merkt auch der Unternehmer Ingo Marks, der in gleich mehreren Geschäften in der Region Tabak verkauft. „Die Preisunterschiede liegen mitunter bei 70 bis 80 Prozent. Die Niederländer kommen schon seit Jahren, aber es wird immer mehr“, sagt Marks. Viele Menschen aus dem Nachbarland machen aus dem Einkauf gleich einen Tagesausflug. „Sie kaufen bei der Drogerie und im Supermarkt ein, trinken Kaffee, gehen tanken und decken sich dann noch mit Tabak ein“, sagt der Klever. Er sorge dafür, immer reichlich Vorräte zu haben. Denn: „Es ist nicht unüblich, dass die Niederländer für mehrere Tausend Euro einkaufen, sie nehmen dann direkt für Familie und Freunde mit.“ Marks erkennt Unterschiede zwischen deutschen und niederländischen Kunden aber nicht bloß an der Summe auf dem Kassenzettel. „Die Niederländer rauchen anders, sie lieben den Drehtabak und rauchen stärkeren Tabak“, sagt Marks.

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