Nach neuem Beschluss des Familienministeriums Notbetreuung: Der Bedarf in Kitas steigt

Kleverland · Immer mehr Kinder haben einen Anspruch auf Betreuung in den Kitas. Über das Wochenende konnten sich jetzt auch alleinerziehende Erwerbstätige bei den Kitas melden. Noch ist die Nachfrage gering. Doch die Tendenz ist steigend.

 Die „Kita Kinderburg“ der Awo in Kranenburg verzeichnet eine erhöhte Nachfrage zum Betreuungsbedarf. Die Betreuung übernehmen Erzieherinnen wie Katrin Verhoeven (l.) und Isabel Beermann.

Die „Kita Kinderburg“ der Awo in Kranenburg verzeichnet eine erhöhte Nachfrage zum Betreuungsbedarf. Die Betreuung übernehmen Erzieherinnen wie Katrin Verhoeven (l.) und Isabel Beermann.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Ellen Rütter, Verbundleiterin der Katholischen Kirchengemeinde und Propstei St. Mariä Himmelfahrt, hat sich sehr darüber geärgert, dass der Erlass des Landesministeriums erst am Freitagabend kam. Sie hat umgehend die Eltern, deren Kinder eine der sechs Katholischen Kitas in Kleve besuchen, angeschrieben und nach ihrem Notbetreuungsbedarf gefragt. „Es sind mir zunächst nur zwei Bedarfe gemeldet worden. Heute sind telefonisch noch fünf weitere Anfragen von Alleinerziehenden mit Betreuungsbedarf eingegangen“, sagt sie. Fünf der sechs Kitas sind derzeit geöffnet, insgesamt werden dort 14 Kinder betreut. „Wir hatten allerdings in den vergangenen Wochen schon mal mehr Kinder“, erzählt Rütter. Sie wundert sich ein wenig, dass der Betreuungsbedarf nicht größer ist.

Die Verbundleiterin ist nicht glücklich über die derzeitigen Lockerungen. „Auch wenn ich die Politik da verstehen kann“, sagt sie. Aber da sei eben auch die Gefahr für Eltern, Kinder und Erzieher. „In der Kita kann man sich kaum schützen“, betont Rütter. Gleichwohl rechnet sie damit, „dass der Druck der Eltern auf unsere Kitas größer wird.“ Von der Politik fordert sie, die Kita-Träger früher über Maßnahmen und Erlasse zu informieren, „nicht von Freitag auf Montag“. Und sie möchte, dass „Lockerungen jetzt nicht auf Teufel komm raus umgesetzt werden“, sondern langsam.

Bei der Awo sind es zurzeit 33 Kinder, die in acht ihrer insgesamt neun Kindertagesstätten im Kreis Kleve betreut werden. Die Tendenz ist jedoch steigend. „Den Erlass, dass auch alleinerziehende Sorgeberechtigte ein Anrecht auf Notbetreuung für ihre Kinder haben, können wir umsetzen“, sagt Bereichsleiter David Kruss. Sicherlich entstünden immer mal wieder kleine individuelle Schwierigkeiten, aber glücklicherweise gebe es keine größeren Probleme. Kruss hat Verständnis dafür, dass die Beschlüsse die Kitas so spät erreichen: „In diesen schwierigen Zeiten bleiben spontane Beschlüsse und Veränderungen nicht aus.“

Bisher kaum eine Veränderung durch den neusten Beschluss des Familienministeriums sieht die Caritas Kleve. In den Familienzentren „Sterntaler“ in Goch und „Zauberstern“ in Kleve werden aktuell „einige Kinder“ betreut. Über das Wochenende habe sich nur eine neue Anfrage ergeben, informiert Helmut van Kempen, Fachbereichsleiter Jugend und Familie. „Ich gehe davon aus, dass sich das erst noch entwickelt“, fügt er an. Wie van Kempen von seinen Kollegen in den Kitas erfuhr, hätten die meisten Eltern eigenständig eine Möglichkeit der Betreuung gefunden. Mit der Öffnung der Schulen werde der Betreuungsbedarf jedoch wieder steigen, vermutet er.

Einen Überblick zur Situation in Goch gibt Stadtsprecher Torsten Matenaers: Insgesamt sei der Betreuungsbedarf „deutlich gestiegen“. Während vor den Osterfeiertagen noch 39 Kinder in den 17 Kitas in Goch betreut wurden, stieg die Zahl am vergangenen Donnerstag auf 73 und am Montag auf 102 Kinder. Lediglich zwei Einrichtungen bieten aktuell keine Betreuung an.

In Kleve sind am Montag erst einzelne zusätzliche Bedarfsmeldungen in den Kitas und der Kindertagespflege eingetroffen, gibt die Stadtverwaltung an. Insgesamt befinden sich damit rund 150 Kinder in den Notbetreuungsangeboten. „Die Anzahl schwankt allerdings täglich sehr stark – teilweise abhängig von den Dienstzeiten der Eltern – und es ist davon auszugehen, dass noch nicht alle Alleinerziehenden, die nun einen Anspruch haben, diesen auch schon angemeldet haben. Insofern muss die Situation in den nächsten Tagen abgewartet werden, bevor verlässliche Zahlen vorliegen“, sagt Stadtsprecher Jörg Boltersdorf. Der Erlass könne umgesetzt werden, es seien aktuell keine Engpässe bekannt. „Ein großes Lob gilt hier den Eltern, die die Notfallbetreuung wirklich nur dann in Anspruch nehmen, wenn Sie selber keine Betreuungsmöglichkeit haben“, sagt Boltersdorf.

Auf die Frage, ob die Stadt sich gut vorbereitet gefühlt hat, sagt der Sprecher: „ Wir können die aktuelle Notfallbetreuung sicherstellen. Vor einer zusätzlichen Erweiterung der Betreuung sind aber noch einige Fragen zu klären. Diese sind durch den kommunalen Spitzenverband bereits dem Landesministerium vorgetragen worden.“ Da aktuell keine Schwierigkeiten bekannt seien, die nur in Kleve autreten würden, schließe sich Kleve den aktuellen Forderungen des Städte- und Gemeindebundes an.

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