Kunst im öffentlichen Raum Portal aus Stein im Garten der Mönche

Kalkar · Der Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann schuf die Skulptur, die nun im Kalkarer Dominikaner Bongert zu sehen ist. Der Stein stammt aus dem ägyptischen Assuan, wo ihn der Künstler selbst fand.

 Vertreter der Stadt und des Freundeskreises freuen sich an der neuen Skulptur von Christoph Wilmsen-Wiegmann (li.) im Dominikaner Bongert.

Vertreter der Stadt und des Freundeskreises freuen sich an der neuen Skulptur von Christoph Wilmsen-Wiegmann (li.) im Dominikaner Bongert.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)/Klaus-Dieter Stade

An dieser Stelle begann vor mehr als 500 Jahren der Kreuzgang des Kalkarer Dominikaner-Klosters. Heute befindet sich hier, nahe am historischen Zentrum der Stadt, ein idyllischer Garten mit derzeit prächtig blühenden Obstbäumen. Neben einem großen alten Walnussbaum steht neuerdings die Skulptur „Steintor“ des Bildhauers Christoph Wilmsen-Wiegmann. Auf Initiative des Vereins der Freunde Kalkars und mit Unterstützung des Verfügungsfonds der Stadt Kalkar konnte sie für den Dominikaner Bongert erworben werden.

Die 2,85 Meter hohe und schlanke Säule weist senkrecht nach oben und ist zu zwei Dritteln geöffnet. Das Emporstrebende fällt dem Betrachter als erstes auf. Die beiden „Arme“ verlaufen völlig parallel, sind innen glattpoliert und beginnen an einer Schräge, was den aufwärts gerichteten Charakter verstärkt. Der Künstler versteht seine Skulptur auch als „Portal“ in Anlehnung an den ehemaligen Kreuzgang der Dominikaner-Mönche. „Der Stein korrespondiert mit dem Himmel“, erläutert der Bildhauer, und damit auch mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Es handelt sich bei dem Material um einen Rosenquarz-Granit, den Wilmsen-Wiegmann 1997 zusammen mit Frau und Tochter in Assuan (Oberägypten) entdeckte. Diese Reise zu den historischen Assuan-Steinbrüchen habe ihn sehr berührt, wie er berichtet. Es sei ein „Eintauchen in eine über 4500jährige Kulturgeschichte“ gewesen: „In einem Steinbruch sieht man die Welt sich öffnen, die verschlossen war und doch in uns allen ist.“ Er weist besonders darauf hin, dass das Steinportal im Dominikaner Bongert die Spuren der Bohrungen aus dem Steinbruch zeigt. Sie sind deutlich an den Außenseiten zu sehen. „Steine zeigen ja immer auch die Spuren des Menschen. Sie sind Zeichen, Merkmale und Wundmale der menschlichen Existenz“, formuliert es der Bildhauer, der auch „Steinmeditationen“ verfasst, in denen er die Faszination zum Ausdruck bringt, die das Material für ihn hat. Die Bürgermeisterin der Stadt Kalkar, Britta Schulz, begrüßte die Bereicherung des Dominikaner Bongert durch das „Steintor“. Wilmsen-Wiegmann sagte, er freue sich, dass seine Arbeit nach verschiedenen Ausstellungsorten nun seinen endgültigen Bestimmungsort in Kalkar gefunden habe. Er hoffe, damit die Idee einer Klosterneugründung in Verbindung mit einem Kulturzentrum anzuregen. Wie Harald Münzner, bei der Stadt zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, Tourismus und Kultur, erklärte, ist das Areal städtischer Grund, der Verein der Freunde Kalkars fungiert als Pächter. Er hat die Streuobstwiese mit unter anderem alten Apfelsorten wieder hergestellt. Willi Krebbers, Vorstandsmitglied des Vereins, pflegt den Bongert und kümmert sich um die Beweidung mit Schafen. Die Schafe erfreuten den Bildhauer besonders, als sie gleich nach Verankerung des Steinportals an Ort und Stelle sich daran rieben und Spuren ihres fettreichen Wollkleids hinterließen. „So hat sich der Stein gleich eingefügt in die lebendige Natur und nimmt wie selbstverständlich ihre Spuren auf“, sagte er. Finanziert werden konnte das Werk durch den Verfügungsfonds der Stadt Kalkar. Frank Sundermann von der Abteilung Planen, Bauen, Umwelt erläuterte, dieser Fond sehe vor, „privates Engagement für die Erhaltung und Entwicklung der Kalkarer Innenstadt mit Zuschüssen zu fördern“. Wichtig sei, dass das jeweilige Projekt eine öffentliche Wirkung habe, und dass es sich um ein „investives“ Vorhaben handele. Das heißt, Geld müsse eingesetzt werden, und zwar zur Hälfte vom privaten Initiator. Die andere Hälfte kommt dann von der Stadt, die hierfür wiederum Hilfen vom Land und vom Bund erhält. Wie Sundermann mitteilt, können auch noch Anträge gestellt werden, denn es stehen noch Gelder zur Verfügung. Nähere Informationen finden sich in einem Flyer der Stadt oder unter www.kalkar2030.de.

Christoph Wilmsen-Wiegmann wurde 1956 in Kalkar geboren. Seit 1975 beschäftigt ihn die Kulturgeschichte des Steins an vielen Orten der Welt. Aus dem Rosenquarz-Granit besteht auch die bekannte „Steinsichel“ am Kreisverkehr bei Schloss Moyland. Zu seinen vielbeachteten Werken gehört die Installation „Buchenwald“ zur Erinnerung an die Opfer des größten Vernichtungslagers auf deutschem Boden.

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