Zum Sonntag Im Advent den richtigen Ton treffen

Kleve · Am Sonntag singe ich mit - das Weihnachtsoratorium wird in Goch erklingen. Doch vor der Aufführung stehen die Proben. Am Anfang ging es darum, die richtigen Töne zu finden. Gut, dass da neben mir eine war, die die Töne sicher trifft und mich mitnimmt. Je näher die Aufführung rückt, desto mehr geht es um die Feinheiten. Nicht nur die eigene Stimme kräftig singen, sondern auf die anderen Stimmen hören. Die einen Töne hervorheben und andere zurücknehmen. Mal soll es pompös klingen und dann wieder ganz zart - dem Text entsprechend.

 Pfarrerin Rahel Schaller

Pfarrerin Rahel Schaller

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Im Probenraum klappt es schon ganz gut. Und dann die erste Probe in der Kirche. Auf einmal ist alles so anders. Der große Kirchraum wirkt wie ein Verstärker. Was so gut eingeübt ist, fällt in der Kirche erst einmal auseinander. Die Ohren müssen ganz neu hören. Und plötzlich sind auch die Augen gefragt, damit wir im Chor miteinander im Takt bleiben, den die Dirigentin vorgibt. Denn auf die Ohren allein ist bei dem Hall im Kirchraum kein Verlass. Nach einer Weile findet der Chor wieder zusammen - und es klingt wunderbar in der Kirche. Für Sonntag bin ich jetzt guter Hoffnung.

Diese Proben mit dem zusammengewürfelten Chor haben für mich etwas sehr Adventliches. Dabei denke ich nicht so sehr an die Musik, die wir singen - auch wenn die natürlich in diese Zeit gehört. Im Advent geht es für mich auch darum, den richtigen Ton zu treffen. Den Ton, der voller Hoffnung auf Gottes Kommen in die Welt erklingt - mal leise und zurückhaltend und dann auch wieder kräftig und mit Überzeugung. Manchmal geht dieser Ton der Hoffnung im Stimmengewirr unter.

Wenn lauthals die ultimativen Geschenkideen zum Fest angepriesen werden. Wenn Weihnachtslieder in der Endlosschleife meinen Kopf füllen. Dann geht es für mich darum, den Advent zu proben. Neu auf die alten Verheißungen der Bibel zu hören - Verheißungen von einer Welt, in der unsere Welt auf den Kopf gestellt wird und das Kleine ganz groß wird. Wenn viele mit mir so den Advent proben, dann wird es am Ende wunderbar klingen. Da bin ich guter Hoffnung.

PFARRERIN RAHEL SCHALLER, EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE GOCH

(RP)
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