Blütenpracht am Schloss Liebhaber pilgern zum Hortensienfest

Bedburg-Hau · Noch bis Ende des Monats stehen die zahlreichen Arten Hortensien im Park von Schloss Moyland im Zentrum der Aufmerksamkeit. Viele neue Sorten und altbekannte Stars waren am Wochenende beim Fest zu bewundern.

 Da konnte man gar nicht anders als frohgestimmt sein angesichts der Farbenpracht in Töpfen und Rabatten. Viele Besucher nahmen sich mindestens eine Pflanze für daheim mit, denn die Auswahl an Kauf-Angeboten war riesig. 
  RP-Foto: van Offern

Da konnte man gar nicht anders als frohgestimmt sein angesichts der Farbenpracht in Töpfen und Rabatten. Viele Besucher nahmen sich mindestens eine Pflanze für daheim mit, denn die Auswahl an Kauf-Angeboten war riesig. RP-Foto: van Offern

Foto: Markus van Offern (mvo)

. In jedem Garten sind ihre Blüten-Bälle ein echter „Hingucker“, einige von ihnen lieben den Schatten, manche auch die Sonne. Man gießt sie am besten morgens, und wie und wann man sie schneidet, hängt ganz von der jeweiligen Sorte ab, von denen es einige hundert gibt. Ihre Züchtung ist eine echte Wissenschaft für sich: Die Zierpflanze Hortensie ist alljährlich zu ihrer Blütezeit für zwei Tage der Star im Park von Schloss Moyland. Bei schönstem Sommerwetter besuchten jetzt zahlreiche Hortensien-Kenner, Spaziergänger und Wochenendausflügler das Hortensienfest rund um das Schloss. Dieser Ort ist mit seinen mehr als 530 Sorten der Pflanze und über 2500 Exemplaren eine Art „Mekka“ für Hortensien-Liebhaber. Die Sammlung gilt als die größte deutschlandweit.

Das Angebot von Führungen durch Fachfrauen und -männer wurde intensiv genutzt. Ilka Sulten zum Beispiel führte die Gäste an die verschiedenen Hortensien-Standorte und erklärte ausführlich, wie und wann man eine bestimmte Sorte schneidet. Schnell war klar: keine Hortensien-Sorte ist wie die andere, die eine schneidet man im Herbst, eine andere besser im Frühjahr. Und einige knapp unterhalb der verwelkten Blüte, andere wieder tiefer im Strauch. Die Führungen zeigten eindrucksvoll die verschiedenen Standorte auf dem Gelände des Schlossparks.

Gleich zu Beginn auf dem Weg zur Eichenallee zum Schloss ging es vorbei an Prachtrabatten von Bauern-, Berg- und Kletterhortensien. Die Gäste brachten schon viel Hortensien-Wissen mit und stellten gezielte Fragen zu Standort, Schnitt und pH-Wert des Bodens. Dieser Wert spielt eine große Rolle für die Blaufärbung der Blüte einer bestimmten Sorte, je „saurer“ der Boden, desto intensiver das Blau. „Die Hortensien-Sammlung am Schloss Moyland ist auch ein idealer Standort für Forschende“, erklärte Sulten und zeigte eine Versuchsreihe mit Pflanzen, die sich besonders für die Vase eignen sollen. Die Züchtung neuer Sorten ist kompliziert, dauert lange und ist teuer: Rund zehn Jahre Arbeit und etwa 100.000 Euro sind nötig bis zur sogenannten „eigenen Sorte“. Das erkläre auch die hohe Wertschätzung der Hortensie, so die Fachfrau.

Für das Hortensienfest hatten sich etwa 40 verschiedene Aussteller eingefunden, nicht nur regionale Praxisbetriebe, die ihre Pflanzen verkauften, sondern auch viel edles Kunsthandwerk: Keramik, Schmuck für den Garten aus beweglichen Objekten aus Stahl, Gewürzmühlen aus Holz, Kreatives aus Filz, handgemachte Seife, besondere Schmuck-Ideen und vieles mehr. Unter Anleitung von Lioba Stein von der Kunstvermittlung Museum Schloss Moyland konnten die kleinen Gäste Fotogramme machen mit Blättern und anderen Dingen, die man auf der Wiese oder dem Waldboden findet. Die gefundenen „Naturschätze“ wurden zuerst in die Sonne gelegt, dann auf ein beschichtetes Papier in einer flachen Schale mit Wasser. Es entstanden kunstvolle Bilder, die an Negative erinnerten. „Das ist wie Foto-Entwicklung, nur ohne Chemie“, sagte Stein. Sie nannte es „mit Licht malen“.

Viele interessierte Fragen verzeichnete der Info-Stand des Unternehmerkreises Hortensien bei der Landwirtschaftskammer NRW. „Das Interesse ist groß, die Hortensie ist inzwischen auch bei jungen Leuten beliebt geworden“, sagte Peter Tiede-Arlt von der Landwirtschaftskammer und Versuchsleiter Zierpflanzen beim Gartenbau Straelen. Er gehört zu den Mitinitiatoren des Hortensienfestes, das 2018 zum ersten Mal in Moyland gefeiert wurde. An der aus diesem Anlass getauften Züchtung „Schloss Moyland“ erläuterte er den fast magischen Farbwechsel der Hortensie: zu Beginn der Blüte zeigt sich Beige und ein zartes Grün, dann entwickelt sich ein kräftiges Pink, und im Verwelken wiederum ein immer noch schönes Grün. Den „Lebensweg“ dieser besonderen Pflanze konnten die Gäste im Kutschenrondell vor dem Schloss bewundern, wo sich zum Abschluss des Rundgangs noch einmal die ganze Farb-Palette vieler Sorten präsentierte.

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