Satudarah in Kleve "Holland-Rocker sind schon in Kleve"

Kleve · Der niederländische MC "Satudarah" hat ein Chapter in Kleve gegründet. Dies berichtet ein Kenner der Szene. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann es auch am Niederrhein zu Gewalttaten zwischen Hells Angels und den Holländern komme.

Schüsse vor Duisburger Rockerclub
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In Duisburg sind auf der Friedrich-Ebert-Straße in der Nacht zu Montag Schüsse gefallen. Zwölf Kugeln schlugen in ein Friseurgeschäft, einen Kiosk und ein Internet-Café ein. Die Polizei schließt nicht aus, dass es sich um einen Racheakt im Rockermilieu handelt, da dem Betreiber des Kiosks Kontakte zu den Hells Angels nachgesagt werden. Schüsse waren auch schon in der Nacht zuvor in der Nähe des Duisburger Vereinsheims des niederländischen Rockerclubs Satudarah in Rheinhausen gefallen — abgefeuert wahrscheinlich von Hells Angels. Am Dienstag kontrollierte die Polizei mit einem Großaufgebot im Rotlichtbezirk.

Vor einer Woche gab es in Duisburg eine Massenschlägerei von Mitgliedern der verfeindeten Hells Angels und den Satudarah, die mit den Bandido-Rockern befreundeten sind. Mit Messern, Baseball- und Totschlägern gingen die Parteien auf einander los.

Es geht um Drogen, Prostitution, Waffen

Die Schüsse und die Schlägerei sind Teile eines "Rocker-Krieges", den Hells Angels auf der einen und Satudarah sowie Bandidos auf der anderen Seiten seit längerer Zeit führen. Es geht dabei nach Meinung von Fachleuten um die Machtverteilung im Drogenhandel, der Prostitution und im Waffenhandel.

Der Konkurrenzkampf der kriminellen Rockern in den Großstädten könnte sich künftig auf den ländlichen Bereich ausdehnen. "Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es auch in Kleve, Goch, Moers oder anderswo am unteren Niederrhein knallt — und zwar richtig, nicht nur ein bisschen", befürchtet ein Kenner der Rocker-Szene, der der Redaktion bekannt ist. Immerhin hielten sich dort bereits seit Jahren sowohl Hells-Angels als auch Bandidos auf.

Dass die Befürchtungen des Insiders nicht grundlos sind, belegt die Haltung der Polizei. "Erhöhte Präsenz" hatten die Beamten am Wochenende in Kleve in Zusammenhang mit den Einsätzen in Duisburg gezeigt, da im Internet Inhalte aufgetaucht waren, in denen die Gründung eines Satudarah-Chapters in der Kreisstadt angekündigt worden war. Der Insider versichert jedoch: "Satudarah sind schon in Kleve. Ein Chapter gibt es bereits. Fünf, sechs Leute dürften bestimmt dazu gehören. Eine Gründungsparty ist terminiert."

Präsenz zeigte die Ordnungsmacht in der niederrheinischen Kreisstadt nach Informationen aus Polizeikreisen vor allem an der Brahmsstraße in der Klever Oberstadt. Dort befindet sich das Vereinsheim des MC "Night Riders Kleve", in dem die Satudarah ihren Klever Stützpunkt errichten wollten. Inzwischen sollen die Night Rider Kleve — auch in Kalkar gibt es ein Chapter des Clubs — aber "kalte Füße" bekommen haben. Sie gelten bislang als ein Motorradclub ohne kriminelle Energie. Ihre Aktivitäten sollen sich auf gemeinsame Ausfahrten, Club-Abende und Grillfeste beschränken. Laut ihrer Internetseite wollen die Night Rider am 31. März auf dem Totenhügel in Uedem ein Osterfeuer entfachen — mit "food & drinks & rock'n'roll" (Essen, Getränken und Rockmusik).

Zahlreiche Überläufer in den Clubs

Bekannt ist in der Szene aber auch, dass die Night Rider Kontakte zu Satudarah haben. Der Szene-Kenner fürchtet, dass die Night Rider wegen dieser "Freundschaften" bald zwischen den Fronten stehen und in den Gewaltkonflikt hineingezogen werden könnten. Außerdem verfolgten Hells Angels, Bandidos und Satudarah die Strategie, dass sie "normale" Motorradclubs "fressen" müssten, um neues Mitglieder-Potenzial zu gewinnen.

Zudem birgt die Rocker-Szene in Kleve besondere Brisanz. Im Laufe der Jahre sind dort einzelne oder ganze Gruppen von den Hells Angels zu den Bandidos übergelaufen. Und solch ein Verhalten gilt in Rockerkreisen als "Todsünde".

Für eine Eskalation der Gewalt im bereits länger herrschenden Konflikt zwischen Hells Angels und Bandidos spricht auch die Beteiligung der niederländischen Satudarah auf der Seite der Bandidos. Die Rocker aus den Niederlanden gelten als besonders gewalttätig und skrupellos. Bekannt wurde die Gang, die 400 Mitglieder im Nachbarland haben soll, anfangs durch Zugüberfälle und Geiselnahmen.

Die niederländische Polizei vermutet, dass die Satudarah vor allem im Drogenhandel und in der Prostitution aktiv ist. "Tradition" hat der Konflikt zwischen Satudarah und Hells Angels. Der Szene-Kenner sagt: "Gewonnen haben bisher stets die Satudarah."

Dass die niederländischen Rocker nun einen Stützpunkt in Kleve einrichten wollen, mag an der Nähe zu Grenze liegen. Kleve ist nur wenige Kilometer entfernt von den Chaptern in Nimwegen und dem Chapter Riverside. Zudem bietet die Grenznähe Vorteile im Drogenhandel.

Der Insider befürchtet, dass die Satudarah mit ihren "übelsten Delegationen" an den Niederrhein kommen werden. Und er meint: "Die Behörden werden die Konfrontationen nicht verhindern können."

(RP/rl/top/csi)
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