Hochschul-Studentinnen Startup-Idee kam im Fitnessstudio

Kleve · „Vividules“ – so heißt das Konzept für eine alternative Grundstücksabgrenzung, die Lebensraum für Insekten mitbringt. Mit der Idee überzeugten zwei Studentinnen der Hochschule Rhein-Waal nun auch bei einem Wettbewerb.

 Antonia van Schwamen (rechts) und Leah Freyberg haben den neuen Zaun entwickelt und damit den Hochschulwettbewerb gewonnen. 
  Foto: HSRW

Antonia van Schwamen (rechts) und Leah Freyberg haben den neuen Zaun entwickelt und damit den Hochschulwettbewerb gewonnen. Foto: HSRW

Foto: HSRW

Ein lebendiger Zaun, mit Sichtschutz und voller Insekten, mit heimischen Pflanzen und aus nachhaltigen Materialien. Grün also, und ziemlich stabil. „Vividules“ heißt das Teil – und der Name ist Programm: „Vivid“ spricht von Leben und „dules“ von den Modulen, aus dem sich der Zaun zusammensetzt und sich beliebig in der Länge oder der Höhe erweitern lässt. Die Module erinnern mit ihrer Wabenstruktur an Fernseh-Deko aus den 1970er Jahren und sind mit ihrer ökologisch-nachhaltigen Ausrichtung hochaktuell.

Antonia van Schwamen und Leah Freyberg haben das Projekt entwickelt. Beide studieren an der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) in Kleve Biological Ressources. Ziel dieses Masterstudiengangs sei es, den Studierenden den Wert biologischer Ressourcen zu verdeutlichen und ein Verständnis für deren Bedeutung und Nutzungsmöglichkeiten in einer biobasierten Wirtschaft zu vermitteln, so die HSRW. Dazu gehöre unter anderem auch die Identifizierung neuer Potenziale biologischer Ressourcen.

Van Schwamen und Freyberg stehen vor dem Anschluss dieses Studiengangs, die eine arbeitet bereits an der Masterarbeit, die andere bereitet sich darauf vor. Aber zuvor hatten sie die Idee für „Vividules“, dem lebendigen Zaun. Es sollte die Idee sein, mit der sie dann auch in den Wettbewerb „DemoDay #3“ der StartGlocal Academy gingen: Die „Academy“ fand im Wintersemester 2021/2022 zum dritten Mal statt. „Bei diesem Workshop-Programm des StartGlocal-Projekts erhalten gründungsinteressierte Studierende der Hochschule im Wintersemester die Möglichkeit, sich grundlegendes Know-how für die Gründung eines Start-ups anzueignen“, sagt Victoria Grimm, die Sprecherin der Hochschule Rhein-Waal.

Neun Studierende in sieben Teams aus verschiedenen Fakultäten der Hochschule RheinWaal präsentierten ihre Ideen für Unternehmensgründungen. Van Schwamen und Freyberg sollten den Wettbewerb gewinnen und mit Vividules die beste Startup-Idee des Wintersemesters liefern. „Wir sind sehr glücklich über den Gewinn. Durch die große Bandbreite an Workshops wie Marktanalyse und Schutzrechte konnten wir uns Kompetenzen als zukünftige Gründerinnen aneignen“, sagt Leah Freyberg.

„Die Idee zu ,Vividueles‘ kam mir im Fitnessstudio, als ich durch das Fenster des Studios auf eine geschlossene Betonwand gucken musste“, sagt Antonia van Schwamen. Das geht doch auch anders, dachte sie und tauschte sich mit Leah Freyberg aus. In den Löchern in der Wand sahen die Studentinnen Insektenhotels, vor dem geistigen Auge wurden Pflanzmöglichkeiten auf der Mauerkrone für heimische Pflanzen eingesetzt, die den Insekten Nahrung bieten, es gibt Waben die als Sichtschutz undurchsichtig sind, und solche, die als Gitter die Sichtachsen freilassen. Und für Kleinsäuger auch keine Barrieren bieten: Igel können durch kleine Tunnel mit Leichtigkeit Grundstücksgrenzen passieren und auch Vögel und Fledermäuse sollen hier Nahrung finden. Und weil es ein Modularsystem sein sollte, könnte man Sichtschutz und Sichtachsen, Hotels und Pflanzenmöglichkeiten ganz nach Belieben individuell und der jeweiligen Umgebung anpassen. Das erste Modell steht, jetzt soll es nach den Masterarbeiten weiter gehen. Vielleicht sogar in eine Serienreife.

„Uns kam dabei die Interdisziplinarität der Hochschule entgegen – wir konnten und werden über den Zaum unseres Fachbereichs hinaus schauen, uns Knowhow holen, um das konstruieren zu können, was wir uns ausgedacht haben“, sagt van Schwamen. Unklar ist noch, aus welchem Material die Module entstehen sollen, aus dem man die Waben bauen möchte. Es sollte auf jeden Fall nachhaltig und stabil sein. „Das wäre der nächste Schritt, den wir lösen wollen. Gebaut werden könnten die Module im FabLab der Hochschule“, sagt die Studentin.

Um individuell auf Kundenwünsche eingehen zu können, schwebt den beiden ein Klick-System vor, mit der sich die Mauer einfach zusammensetzen und dann mit Insekten „besiedeln“ und bepflanzen lässt. Jedenfalls soll ein Modul 30 Zentimeter messen, um so mit sechs bis neun Modulen ein Quadratmeter schließen zu können – je nachdem, wie offen die Mauer oder der Zaun sein darf.

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