Hochschule Rhein-Waal Stammtische für Bürger und Verwaltung

Kleve · Zehn deutsche und niederländische Kommunen kooperieren für Lösungen zur Steigerung der Lebensqualität in einem Quartier oder einem Dorf. Chancen und Potenzial des Ehrenamts sollen gestärkt und ausgebaut werden.

 Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz, Barbara Arntz (HSRW), Uedems Bürgermeister Rainer Weber, Prof. Klaus Hegemann und Isolde Felling (Gemeinde Uedem) im Vorgespräch.   RP-Foto: Evers

Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz, Barbara Arntz (HSRW), Uedems Bürgermeister Rainer Weber, Prof. Klaus Hegemann und Isolde Felling (Gemeinde Uedem) im Vorgespräch. RP-Foto: Evers

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das Potenzial ist da, man muss es nur nutzen: Das hatte kürzlich bei der Quartiersuntersuchung in der Klever Oberstadt Prof. Ingrid Jungwirth von der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) den Klever Politikern und Verwaltungsmitarbeitern hinter die Ohren geschrieben. Es seien genügend Menschen da, die sich gerne und mit Verve in ihrer Kommune einbringen wollen.

Dieses Potenzial für die Dörfer zu erschließen, daran arbeitet ihr Kollege Prof. Klaus Hegemann, ebenfalls HSRW, seit Jahren: das Ehrenamt und ehrenamtliche Strukturen zu nutzen, um die Dörfer diesseits und jenseits der deutsch-niederländischen Grenze zu stärken, den Gedankenaustausch zwischen Institutionen, Vereinen und Bürgern zu fördern und den Blick über den Tellerrand zu nutzen. Er organisierte mit seinen Studenten grenzüberschreitende euregionale wissenschaftliche Projekte – das begann mit den schlauen Dörfern, den „smart villages“, ging dann in das Projekt „starke Dörfer“ (Krake) über, um jetzt in Volunteers 2.0 zu münden.

Smart Villages und Krake hinterließen ihre Spuren in den Ortschaften am Niederrhein: In Grieth entstand das Hanselädchen als Treffpunkt, es gibt Handreichungen, wie man Probleme in den Ortschaften angehen kann, es gibt den Blick über die Grenze und den Austausch der Sichtweisen, wie man an eine Problemlösung herangeht. Jetzt folgt „Volunteers 2.0“, wieder grenzüberschreitend in einer Zusammenarbeit mit der Hochschule Arnheim-Nimwegen (HAN), die die Euregio mit 500.000 Euro fördert.

Der demografische Wandel und die Globalisierung erhöhten den Kostendruck auf öffentliche und private Anbieter des alltäglichen Bedarfes, in der Folge sterben in kleinen Dörfern wie auch in großen Städten die lebendigen Mittelpunkte aus – mit gravierenden Folgen für die Menschen vor Ort, erklärt Hegemann, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der HSRW. „Wichtig ist daher jetzt, die Chancen und das Potential des Ehrenamts zu stärken und auszubauen, indem wir direkt mit den Verwaltungen und engagierten Bürger*innen in einen gemeinsamen Dialog treten. Dafür steht das Projekt Volunteers 2.0“, sagt er.  Es gebe so viele Menschen, die daran interessiert sind, dass ihre Umgebung wert geschätzt wird und die sich dafür einsetzen wollen, dass man diese Umgebung wertschätzen kann.

„Wir müssen zum Beispiel die Schnittstelle Verwaltung auf der einen Seite und Bürgerengagement/ Initiativen auf der anderen Seite betrachten“, sagt der Kalkarer. Es gebe auf der einen Seite in den Verwaltungen viel Knowhow, das das Bürgerengagement auf der anderen Seite sehr gut nutzen können. „Man müsste dazu aber wissen, wie man zusammenkommt, einfacher noch, wie man einen Antrag schreibt und welche Fördermöglichkeiten es gibt, wie die Verwaltung meine Initiative unterstützen kann – die hat ja die Ressourcen“, sagt er. Dazu sei es wichtig, Gemeinsamkeiten zu finden und nicht von vornherein im anderen den Gegner zu sehen. „Mit Konfrontation kommt man in der Regel nicht annähernd so weit, wie im Miteinander“, sagt er. Verwaltung und Bürger müssten eben zueinander finden, zu einer gemeinsamen Sprache. Das sei ein erklärtes Ziel von Volunteers 2.0. Dazu müsse eben jeder aus seiner Zone herausfinden und sich auch auf die Perspektiven des anderen einlassen. „Wir müssen Lösungsgemeinsamkeiten entwickeln, frei von Parteipolitik“, fordert Hegemann.

Als nächsten Schritt des im Mai gestarteten Projektes sollen nach der Sommerpause Anfang  August Stammtische eingerichtet werden: Als Miteinander von Bürgern und Verwaltung. Anfang September soll dann vielleicht  eine große Auftaktkonferenz den Startschuss für die gemeinsame Zusammenarbeit geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort