Hochschul-Wettbewerb Wie ein U-Boot aus Kleve in England die Konkurrenz distanziert

Kreis Kleve · In England distanzierten die Klever U-Boot-Fahrer um William Megill und Kapitänin Frauke Waßmuth mit ihrem Boot „Rivershark“die Konkurrenz. Sie gewannen sechs Preise und fuhren den Gesamtsieg bei den „European International Submarine Races“ ein.

 Das Team in England: Sophia Döring, Hannes Jaschinski, Martha Grupp, Frauke Waßmuth, Aaron Hinkle, Joshua Biehn und Lysander Trapp (von links).

Das Team in England: Sophia Döring, Hannes Jaschinski, Martha Grupp, Frauke Waßmuth, Aaron Hinkle, Joshua Biehn und Lysander Trapp (von links).

Foto: HSRW

Sechs Siege fuhren die U-Boot-Bauer von der Hochschule Rhein-Waal in Kleve auf den britischen Inseln ein, darunter auch den begehrten Gesamtsieg. Sechs Mal konnte Teamkapitänin Frauke Waßmuth, die in Kleve im Masterstudiengang Bionik studiert, eine Trophäe für ihr Team empfangen: Die beiden Piloten, Frauke Waßmuth und Joshua Biehn, fuhren das Boot nach vorne, gestützt von einem Team, das Hand in Hand arbeitete. Dabei war die Konkurrenz hart: Das U-Boot der Universität aus Michigan, USA, hatte beim Agility-Rennen sehr gute Zeiten vorgelegt und lag auf Platz eins. Die Amerikaner hatten den Kurs – ein großes U mit einer Sprintstrecke zu Beginn, einer 180-Grad-Kurve und dann einer Slalom-Strecke zurück – aber nicht ganz fehlerfrei über die Runden gebracht. Die Kollegen von der University of Victoria, Kanada, legten bestens nach. Die „Rivershark“ der Hochschule Rhein-Waal aus Kleve war aber immer noch in Schlagdistanz: Pilot Joshua Biehn hatte im ersten Lauf das menschengetriebene U-Boot in eine gute Position manövriert. Jetzt war die Kapitänin gefragt. „Ich musste den zweiten Lauf unbedingt fehlerfrei machen“, sagt Frauke Waßmuth.

Während zwei Helfer des Teams das Boot in der Waage halten, taucht sie runter. Man hilft ihr ins Boot, die Füße kommen in die Schlaufen des Antriebs. Mit gerecktem Daumen signalisiert die Pilotin, dass sie fertig ist. „Dann wird über Unterwasserlautsprecher der Name des Bootes zweimal wiederholt und der Start freigegeben“, sagt sie. Und nach dem „Rivershark, Rivershark – go, go, go...!“ gehts los. Waßmuth schafft die Strecke tatsächlich fehlerfrei und kann sich so vor die anderen Boote schieben. „Auch wenn die Zeit eher langsam war – aber weil wir fehlerfrei waren, hat es gereicht“, sagt Waßmuth.

Gold im 500-Meter-Agility-Rennen war nur einer der Siege beim mehrtägigen Wettbewerb in England, wo das Team mit „Rivershark“ ganz klar die Konkurrenz dominierte. Die siebenköpfige Truppe um Teamkapitänin Waßmuth gewann drei der insgesamt vier Slalomparcours und gewann den Designpreis für das Nachhaltigkeitskonzept der „Rivershark“.

Der internationale U-Boot-Wettbewerb findet alle zwei Jahre im „Haslar Marine Technology Park“ im englischen Gosport statt, dem größten Süßwasserbecken Europas. „Er bringt Studierendenteams von Hochschulen aus der ganzen Welt zusammen, die ihre pedalbetriebenen U-Boote entwerfen, herstellen und dann auf Zeit durch verschiedene Parcours fahren“, erklärt William Megill, Professor für Bionik an der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) in Kleve. Die U-Boote seien vollständig geflutet, die Pilotinnen und Piloten zwängten sich in Taucherausrüstung in die engen Unterwassergefährte und betrieben sie mit Körperkraft. „Beim Design gilt es also, das Boot so zu konstruieren, dass die Körperkraft bestens auf den Antrieb übertragen wird“, sagt der Professor. „Nur die Teams, die im Konstruktionsprozess auch ein überzeugendes Sicherheitskonzept vorlegen, dürfen überhaupt antreten“, so Megill. In diesem Jahr durften neun Teams anreisen, unter anderem aus Großbritannien, Kanada, Taiwan und den USA.

Die Voraussetzungen für die Klever U-Boot-Fahrer waren 2021/22 zunächst nicht die besten. Corona hatte die Teams ausgebremst. „Aber wir konnten ,Rivershark‘ noch einmal verbessern“, sagt Waßmuth. „Rivershark“ hat bereits an sechs internationalen U-Boot-Rennen in Großbritannien, Frankreich und den USA teilgenommen. „Im Rahmen seines Nachhaltigkeitsziels recycelt das HSRW-U-Boot-Team den Rumpf und baut das Antriebs- und Steuersystem für jeden Wettbewerb neu auf“, heißt die Devise.

Der „Mirage-Drive“ als Antrieb wurde optimiert – wobei man möglichst viele Bauteile des Vorgänger-Modells wiederverwenden wollte. Das sollte dem Klever Team dann in England den Preis für die Nachhaltigkeit einbringen. Angetrieben wird das Boot durch Flügel-Flossen oben und unten auf dem Rumpf. „Das ist wie bei den Pinguinen, die die Flossen in einem bestimmten Anstellwinkel ins Wasser schlagen und so Tempo machen“, sagt Waßmuth. Und dieser Antrieb ist auch deutlich leiser als bespielsweise ein Propeller-Antrieb. Wichtig, wenn man bespielsweise Wale wissenschaftlich beobachten möchte.

Jetzt steht erst einmal eine kurze Sommerpause an, dann wird das Team die neue Konstruktion direkt wieder angehen – und neue Teammitglieder werden nach einem Tauchlehrgang dazu stoßen.

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