Kreis Kleve Hochschule erforscht Affenbrotbaum

Kreis Kleve · Das Forschungsprojekt "Baofruit" der Hochschule Rhein-Waal wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es soll ein Forschungsantrag zu Baobaberzeugnissen in Ostafrika erarbeitet werden.

 Professor Jens Gebauer betreut das Klimahaus der Hochschule Rhein-Waal – hier an einer Bananenpflanze.

Professor Jens Gebauer betreut das Klimahaus der Hochschule Rhein-Waal – hier an einer Bananenpflanze.

Foto: Gottfried Evers

Die Hochschule Rhein-Waal startet das Forschungsprojekt Baofruit, an dem Wissenschaftler der Hochschule Rhein-Waal, Wissenschaftler aus Kenia, Malawi und dem Sudan beteiligt sind. Dass die Hochschule im Kreis Kleve zwei Standbeine haben soll — neben der Lehre ein starkes Bein für Forschung — hat Präsidentin Prof. Marie-Luise Klotz von Beginn an betont.

An diesem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über einen Zeitraum von sechs Monaten geförderten Projekt sind gegenwärtig Wissenschaftler aus Deutschland, Kenia, Malawi und dem Sudan beteiligt. Neben Universitäten und Forschungseinrichtungen gehören bislang auch zwei Unternehmen aus Kenia und Deutschland zum Forschungskonsortium. Weitere europäische und afrikanische Partner aus Industrie und Wissenschaft sollen in den nächsten Monaten folgen, heißt es in einer Erklärung von Hochschul-Sprecherin Christin Hasken über Baofruit.

An Rhein-Waal leitet Prof. Dietrich Darr das Projekt, das interdisziplinär angelegt ist und langfristig vielleicht sogar für das Agrobusiness im Kreis Kleve interessant werden kann. Es geht um Nutzung und Vermarktung der Früchte des Affenbrotbaumes Baobab. Daher auch der Name des Projektes: "Baofruit". Der Baum mit seinem markanten kräftigen Stamm steht symbolisch für den schwarzen Kontinent und seine Früchte haben einen großen Vitamin- und Ballaststoffanteil. Allerdings gibt es von dem langsam wachsenden Baum nur Wildvorkommen.

Man müsse also auch untersuchen, was kann vor Ort bis jetzt gesammelt und genutzt werden und ob der Baum in bestehende landwirtschaftliche Systeme eingebunden werden kann, sagt Darr. Dazu sind alle Disziplinen gefragt - beispielsweise die Landwirte und Gartenbauer vom Studiengang Sustainable Agriculture (Nachhaltige Landwirtschaft) oder die Vermarkter vom Studiengang Agribusiness .

"Wir als Wissenschaftler der Hochschule Rhein-Waal untersuchen alle Einsatzmöglichkeiten des Affenbrotbaums in der Lebensmittelproduktion", sagt Darr. Das Projekt Baofruit sei eine Partnerschaft zur Entwicklung von Einsatzmöglichkeiten von Baobab (Adansonia digitata L.) in der Nahrungsmittelindustrie Afrikas und Europas zur Förderung einer nachhaltigen Ressourcennutzung und Armutsbekämpfung in Afrika.

Im Jahr 2008 wurde das getrocknete Fruchtfleisch der Baobab-Frucht als neuartige Lebensmittelzutat für die Europäische Union und 2009 für die USA zugelassen, erklärt der Professor. "Wegen ihrer Inhaltsstoffe sowie günstiger nahrungsmitteltechnologischer Eigenschaften sind die Frucht und möglicherweise andere Baumbestandteile für die Herstellung funktionaler Nahrungsmittel interessant", sagt Darr. Er sieht hier die Chance, vor Ort in Afrika produzieren und auch in Europa vermarkten zu können. Doch bis jetzt wird der Baum nur punktuell genutzt, gibt es allein Nischenprodukte. "Eine verstärkte kommerzielle Nutzung des Baobab scheitert gegenwärtig oft an einer mangelnden Verfügbarkeit von Pflanzmaterial, fehlenden Bewirtschaftungs- und Verarbeitungstechnologien sowie dem Fehlen einer organisierten Vermarktungskette", sagt der Professor.

Lösungen für Probleme bei der Herstellung und Markteinführung von Baobabprodukten zu finden, ist das Hauptanliegen der beteiligten Forscher. "Die kommerzielle Nutzung der Ressource in der Region befindet sich bislang in ihren Anfängen. Das Konzept 'Schutz durch Nutzung' kann zum Erhalt der zunehmend bedrohten Baobab-Bestände beitragen", erklärt der Wissenschaftler von Rhein-Waal.

Im Rahmen des Projektes wollen die Partner einen Forschungsantrag zur nachhaltigen Produktion und Vermarktung von Baobaberzeugnissen in Ostafrika erarbeiten. Dazu wird in den nächsten Monaten der Stand des Wissens in diesem Bereich zusammengetragen. Vor Ort werden die Partner bereits erste kleinere Untersuchungen realisieren.

(RP)
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