Max Herre beim Courage-Festival "Hip Hop ist eine universelle Sprache"

Kreis Kleve · Max Herre spielt auf dem Courage Festival in Moyland am Samstag, 13. Juli. Im Interview erklärt Herre, warum das Festival zum Thema Toleranz noch aktuell ist.

Das Finale des Courage-Moderatoren-Contests
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Im Jahr 1997 kam das Lied A-N-N-A auf den Markt. Viele der Elterngeneration werden sie noch von ihrer Arbeit mit Freundeskreis kennen. Wie ist es, dann vor einem so jungen Publikum in Kleve zu stehen?

Max Herre Es stimmt. Wir sind für das junge Publikum ein genauso neues Gesicht, wie die anderen Bands, die auftreten. Wir haben keinen Kredit bei denen, mit dem, was wir vor 15 Jahren gemacht haben. Aber ich traue unserer Band auf jeden Fall zu, dass wir neue und junge Leute erreichen. Ich freue mich auf jeden Fall auf das Feedback.

Mit wie vielen Leuten werden sie auf der Bühne stehen?

Herre Es wird auf jeden Fall voll. Wir kommen mit dem vollen Set-Up von zehn Leuten, davon sieben Instrumentalisten. Wir sind drei Performer, Rapper Afrob, Grace, eine tolle Sängerin aus Berlin, und ich.

Beim aktuellen Album arbeiten Sie mit Cro und anderen jungen Künstlern zusammen. Warum?

Herre Ich bin grundsätzlich kein Einzelgänger. Für mich ist es toll, dass es junge Musiker gibt, die das Erbe von Rap und Hip Hop weitertragen. Deswegen wollte ich sie in die Platte miteinbeziehen. Meine Art von Hip Hop ist kein Relikt aus vergangener Zeit. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sagen, früher war alles besser. Es war mir wichtig, dass neue Köpfe wie Marteria, die ihren eigenen Style haben, beim Album mitwirken. Denn ich wollte keine Retro-Platte machen, sondern etwas Neues.

Das Festival steht unter dem Motto: Für Toleranz und gegen Gewalt. Wie aktuell ist das Thema?

Herre Es ist eigentlich schade, dass es ein Festival unter dem Thema geben muss, aber auch schön, dass es das gibt. Ich bin bereits mit diesen Themen aufgewachsen. Es scheint ein tiefliegender Impuls im Menschen zu sein: Gewalt gegen Schwächere, Intoleranz gegen Leute, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben oder einfach anders aussehen.

Wie stehen Sie persönlich zum Thema Toleranz?

Herre Ich bin in Stuttgart aufgewachsen und zur Schule gegangen. Die Hälfte der Schüler aus meiner Klasse hatte ihre Wurzeln woanders als in Deutschland. Das war für mich nichts Besonderes. Keinen auszuschließen, das war eine Grundausstattung von zu Hause, die ich nie in Frage gestellt habe.

Haben Sie nie an ihrer Einstellung gezweifelt?

Herre Nein, aber Anfang der 1990er- Jahre waren dann die Anschläge auf Asylantenheime in Solingen und Mölln. Leute warfen Molotow-Cocktails in Häuser, in denen Frauen und Kinder schliefen. Da war unsere Idee bedroht und bekam eine politische Dimension. Wir haben gemerkt, dass dieses Lebensmodell der Toleranz, das für uns selbstverständlich ist, nicht für alle selbstverständlich ist.

Was war Ihre Art, sich dagegen zu wehren? Eines Ihrer Alben trägt immerhin den Namen "Esperanto", den Namen der Weltsprache.

Herre Die Idee war, dass Hip Hop, ähnlich wie Esperanto, eine Weltsprache ist, die jeder versteht. Wir haben Hip Hop immer als universelle Sprache verstanden, die eine Brücke schlägt zwischen verschiedenen Leuten mit unterschiedlichen Hintergründen.

Zivilcourage, inwiefern spielt die in Ihrem Leben eine Rolle?

Herre Ich wohne in Berlin und habe Kinder, um die ich mich sorge, vor allem, wenn ich lese, was täglich alles in der Zeitung an schlimmen Dingen steht.

Ist Zivilcourage Thema in ihrer Familie?

Herre Ja, auf jeden Fall. Mein großer Sohn fährt jeden Tag mit der U-Bahn. Wir reden mit unseren Kindern darüber, dass sie Leute konkret ansprechen müssen, Allianzen bauen, wenn Leute in der U-Bahn sie oder andere anpöbeln. Es gibt einfach Situationen, in denen die Menschen zusammenstehen sollten. Insofern darf man nicht müde werden, Festivals wie das Courage zu organisieren.

BIANCA MOKWA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(bimo)
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