Kleve Herzinfarkt: Schnelle Hilfe

Kleve · "Absolut überrascht" ist Prof. Dr. Stefan Schuster darüber, dass die Zahl der Infarkttoten im Kreis trotz Aufklärungskampagnen von 62,1 im Jahr 2004 auf 99 im Jahr 2006 je 100000 Einwohner gestiegen ist. Über die Versorgung der Infarkt-Patienten sprach am Dienstag RP-Redakteur Ludger Distelkamp mit Prof. Dr. Schuster, Chefarzt der Kardiologie im Klever Hospital.

"Absolut überrascht" ist Prof. Dr. Stefan Schuster darüber, dass die Zahl der Infarkttoten im Kreis trotz Aufklärungskampagnen von 62,1 im Jahr 2004 auf 99 im Jahr 2006 je 100 000 Einwohner gestiegen ist. Über die Versorgung der Infarkt-Patienten sprach am Dienstag RP-Redakteur Ludger Distelkamp mit Prof. Dr. Schuster, Chefarzt der Kardiologie im Klever Hospital.

Wie erklären Sie sich die Zahl?

Prof. Dr. Stefan Schuster Ich kann sie mir nicht erklären. Doch man muss unterscheiden. Da ist einerseits die Akutversorgung. Eine andere Seite der Medaille ist, dass Menschen einen Herzinfarkt bekommen. Ursachen sind Rauchen, Übergewicht, Diabetes oder zu wenig Bewegung. Das ist alles bekannt. Als Arzt stelle ich leider immer wieder fest, dass man an manche Patienten nicht "rankommt".

Wie ist die Akutversorgung?

Schuster Die Krankenhäuser Kalkar, Kevelaer, Goch und Kleve haben vor dreieinhalb Jahren ein Infarkt-Netzwerk gebildet. Das bedeutet, dass im Rettungstransportwagen ein 12-Kanal-EKG ist, was bundesweit kein Standard ist. Dieses EKG ist Voraussetzung, dass der Notarzt schon in der Wohnung feststellt, ob ein Infarkt vorliegt. Der Kreis hat dieses EKG finanziert und gottlob auch die Telemetrie. Dieses Gerät ist am EKG angebracht und übermittelt die Daten über das Handy per Funk direkt auf die Intensivstation. Der diensthabende Arzt kann sofort eine klare Diagnose stellen.

Wer nimmt an den Katheter-Rufdiensten in Kleve teil?

Schuster Wir haben seit dreieinhalb Jahren rund um die Uhr eine Rufbereitschaft mit einem Katheteroberarzt und einer Schwester.

Fährt der Rettungstransportwagen sofort die Herzabteilung in Kleve an?

Schuster Im Netzwerk mit Kalkar, Goch, Kevelaer und Kleve vergehen vom Notarzt-Einsatz bis zum Katheter-Einsatz bis zu 45 Minuten. Gefordert werden maximal 90 Minuten. Patienten aus dem Hospital Emmerich kommen durchweg nach Kleve, aber sie werden wegen des Verbundes zwischen Emmerich und Wesel auch nach Wesel gefahren. So weit ich weiß, arbeitet Geldern mit Kamp-Lintfort zusammen. Der Weg ist kürzer als nach Kleve. Es sollte aber Vorgaben geben, dass Infarkt-Patienten nicht in das nächste Hospital, sondern in die nächste Herzkatheterklinik müssen. Beim akuten Infarkt lag die Sterblichkeitsquote im Krankenhaus vor etwa 20 Jahren bei 22 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es in Kleve 5,6 Prozent.

(RP)
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