Kleve "Herr, hier sind meine Hände"

Kleve · Seit 300 Jahren treffen sich aus Kleve stammende Priester und jene, die hier gewirkt haben. Im Mittelpunkt stand der Vortrag des emeritierten Klever Erzbischofs von Hamburg, Dr. Werner Thissen.

 Der emeritierte Erzbischof von Hamburg, Dr. Werner Thissen, begrüßt die Gemeinde in der Unterstadtkirche zum Papenlandtag-Jubiläum (v. l.): Diakon Michael Rübo und Propst Johannes Mecking.

Der emeritierte Erzbischof von Hamburg, Dr. Werner Thissen, begrüßt die Gemeinde in der Unterstadtkirche zum Papenlandtag-Jubiläum (v. l.): Diakon Michael Rübo und Propst Johannes Mecking.

Foto: Evers

Der Anlass für die Zusammenkunft der Priesterkongregation "De Caritate Fraterna" (Brüderliche Liebe), 1717 in Kleve gegründet, hatte Gewicht: 300 Jahre Papenlandtag (Landtag der Popen). Seit 300 Jahren treffen sich Geistliche, die aus Kleve stammen oder in Kleve tätig waren oder sind, zur Jahresversammlung. Traditionell ist dieses Treffen am Montag nach der großen Klever Fronleichnamsprozession. Aktuell sind Propst Johannes Mecking der Vorsitzende und Pfarrer em. Ernst Geerkens der Schriftführer.

Im Mittelpunkt des Papenlandtages im 300. Gründungsjahr der Gemeinschaft stand in der Wasserburg Rindern ein Vortrag des aus Kleve stammenden emeritierten Erzbischofs von Hamburg, Dr. Werner Thissen. Sein Thema war: "Nähe und Ferne Gottes - Die vier Lübecker Märtyrer: geschichtlich-ökumenisch-spirituell".

"Sie sind durch ihr Leben und Sterben in der Zeit des Nationalsozialismus im Geiste verwandt mit den beiden Klever Märtyrern, mit Karl Leisner und Wilhelm Frede. Sie machen uns Mut zu einem glaubensstarken Leben mit Christus auch in unserer Zeit", sagte der Erzbischof bei einem abendlichen Pontifikalgottesdienst in der St.-Mariä-Empfängnis-Kirche in Kleve. Zur Jahresversammlung in der Wasserburg Rindern waren 30 Seelsorger gekommen, denen Erzbischof Thissen die Biografie und Geschichte der drei katholischen Lübecker Kapläne Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek sowie des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink vor Augen führte. Sie waren am selben Tag, zur selben Stunde, aus denselben Gründen, von Hitlers Leuten im Hamburger Gefängnis enthauptet worden. "Das Blut der Vier hatte sich auf dem Boden miteinander vermischt. Gemeinsam hatten sie für Christus Zeugnis abgelegt", sagte der Erzbischof. Die vier Lübecker Märtyrer seien in ihren menschlichen Eigenschaften sehr unterschiedlich gewesen.

Und doch hätten sie mit Karl Leisner und Wilhelm Frede eines gemeinsam: "Sie lebten die Bitte des 'Vater unser, Dein Wille geschehe'. Die Zustimmung zum Willen Gottes war die Grundlage ihrer geistlichen Existenz." Diese Gedanken griff der aus Kleve stammende Oberhirte in seiner Predigt in der Unterstadtkirche auf. Dafür spreche auch das Gebet von Kaplan Müller in seiner Zelle, den Tod durch das Fallbeil vor Augen: "Herr, hier sind meine Hände. Lege darauf, was du willst. Nimm hinweg, was du willst. Führe mich, wohin du willst. In allem geschehe dein Wille." "Ich habe dieses Gebet gemeinsam mit einigen in der Zelle gebetet, in der Kaplan Müller gefangen gehalten wurde. Das geht nicht spurlos an einem vorüber", sagte der Erzbischof.

Wilhelm Frede, Karl Leisner und die vier Lübecker Märtyrer würden Mut zu einem solchen Beten machen. Sie würden helfen, den Glauben auch in der heutigen Zeit intensiv zu leben. Die Eucharistie zum Jubiläum "300 Jahre Papenlandtag" zelebrierte Erzbischof Thissen mit seinen geistlichen Mitbrüdern und der Gemeinde.

Propst Johannes Mecking war Konzelebrant, und Michael Rübo versah den Dienst des Diakons. Die Kollekte war, wie im vergangenen Jahr, für die Flüchtlingshilfe in Kleve.

(RP)
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