Wie definieren Sie Heimat?

Michael Bay Heimat ist da, wo ich weiß, wie es riecht, wie die Leute sind, wie das Licht fällt. Heimat fühlt sich an, ist sinnlich. Da sind meine Wurzeln, da bin ich verwachsen. Es gibt dort Rituale und Speisen, die man nie vergisst.

Wie wichtig ist Heimat dann für Jugendliche?

Bay Ganz wichtig, weil wir immer einen äußeren Rahmen brauchen, in dem wir uns orientieren können, sicher sind und den wir mitgestalten können. Heimat ist dort, wo man erste Kontakte knüpft und Unabhängigkeit von den eigenen Eltern gewinnt.

Ziehen im Kreis Kleve viele Jugendliche weg?

Bay Ich hoffe, dass durch die Hochschule mehr junge Leute in Kleve bleiben. Wir müssen uns überlegen, was wir den Jugendlichen bieten können. Jugendliche haben immer fantastische Ideen. Es ist auch wichtig, seine Heimat mit gestalten zu können und einen Gewinn für sich daraus ziehen zu können. So bekommen junge Menschen eine Bindung an Kleve.

Wie hat sich das Verhältnis zur Heimat im Laufe der Zeit verändert?

Bay Ich glaube schon, dass es früher etwas bodenständiger war. Nicht weil die Menschen anders waren, sondern weil durch die Medien und das Internet die Welt ein globales Dorf geworden ist. Wir neigen dazu eine fiktionale Heimat im Netz zu entwickeln. Das ist eine große Gefahr. Gut ist es, zu reisen und andere Länder kennen zu lernen.

Ist Heimat heute noch spießig?

Bay Heimat war nie spießig, im Gegenteil, sie ist überlebenswichtig in unserer Gesellschaft. Sie bietet Sicherheit. Spießig wird es dann, wenn außerhalb des Dorfes nichts mehr wahrgenommen wird. Das Wort Spießer kommt übrigens ursprünglich daher, dass diese Menschen, bewaffnet mit einem Spieß, Eindringlinge vertrieben haben.