Mehr Personal gefordert Zoll kontrollierte 565 Betriebe im ersten Halbjahr

Kreis Kleve · Unsaubere Praktiken im Visier: Das Hauptzollamt Duisburg, das auch für den Kreis Kleve zuständig ist, hat im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres 565 Arbeitgeber in der Region kontrolliert.

 Allein Baufirmen bekamen im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 144 Mal Besuch von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls.

Allein Baufirmen bekamen im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 144 Mal Besuch von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls.

Foto: Zoll

Im Fokus der Fahnder dabei: illegale Beschäftigung, Sozialbetrug und Verstöße gegen geltende Mindestlöhne. Allein Baufirmen bekamen 144 Mal Besuch von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt.

Die IG BAU beruft sich dabei auf eine Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Grüne). Demnach hatten es die Zöllner häufig mit Tricksereien beim Lohn zu tun: In der ersten Jahreshälfte leiteten die Beamten in der gesamten Region 463 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten ein – etwa weil Mindestlöhne unterschritten, gar nicht oder zu spät gezahlt wurden. Hierbei wurden Bußgelder in Höhe von rund 371.000 Euro verhängt – davon 65.000 Euro gegen Bauunternehmen.

Die Gewerkschaft begrüßt die Pläne der Bundesregierung, das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro pro Stunde anzuheben. Allerdings müsse der Staat sicherstellen, dass sich die Firmen auch an die Vorschriften hielten – und für einen „höheren Kontroll-Druck“ sorgen. Das gelinge jedoch nur, wenn die FKS beim Hauptzollamt Duisburg personell erheblich aufgestockt werde. „Klettert der gesetzliche Mindestlohn auf zwölf Euro und bleibt es gleichzeitig bei der bisherigen Kontrollquote, ist die Gefahr für Arbeitgeber, bei Mindestlohnverstößen ertappt zu werden, verschwindend gering. Da muss man dann schon von reinen Placebo-Kontrollen sprechen“, sagt Karina Pfau, Bezirksvorsitzende der IG BAU Duisburg-Niederrhein.

Die IG BAU kritsiert zudem ein „staatliches Zuständigkeits-Wirrwarr“ bei den Kontrollen. Das führe häufig dazu, dass Missstände ungeahndet blieben. So seien etwa die Arbeitsschutzbehörden, die über die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und Standards bei Unterkünften ausländischer Beschäftigter wachen, personell unterbesetzt. Außerdem hätten sie im Zuge der Pandemie weitere Aufgaben – wie die Kontrolle der HomeofficeVerordnung – bekommen. Die FKS des Zolls hingegen kümmere sich um die Prüfung von Lohn- oder Steuerabrechnungen. Bei Verstößen verhänge die FKS zwar Sanktionen gegen die Firmen. Bauarbeiter müssten sich dann aber um den Lohn, um den sie geprellt wurden, selbst kümmern. „Perspektivisch brauchen wir eine staatliche Arbeitsinspektion, die als übergeordnete Behörde die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte und Sozialvorschriften sicherstellt“, fordert Pfau.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort