Museum Kurhaus Kleve Die Männer des Herrn Balkenhol

Kleve · Das Museum Kurhaus präsentiert seine Schätze aus der Sammlung. Jannis Kounellis Mäntel hängen wieder hinter der Minerva, die Männerakte von Stephan Balkenhol sind wieder zu sehen und ein Saal ist Franz Gertsch gewidmet.

 Harald Kunde mit den Werken des Bildhauers Stephan Balkenhol.

Harald Kunde mit den Werken des Bildhauers Stephan Balkenhol.

Foto: Matthias Grass

Zwischen den Ausstellungen ist im Klever Museum Kurhaus eine spannende Zeit: Denn dann wird in der Regel die Sammlung präsentiert, die sich mit internationalen Positionen sehen lassen kann. Dazu hat Kleves Museumsdirektor Harald Kunde auch in Corona-Zeiten tief in den „Fundus“ des Hauses gegriffen, hat Ikonen der Sammlung heraus geholt (die man schon so oft gesehen hat und prompt vermisst, wenn sie mal nicht da sind) aber auch Werke, die im Museum eher selten zu sehen sind.

Zu den Ikonen: Endlich sind die Männer des Herrn Balkenhol wieder in ihrem angestammten Raum, für den sie gemacht zu sein scheinen. Umgeben von wie Bildhauerzeichnungen auf grüne Tafeln skizzierten Frauenakten stehen die nackten Männer in klassischen Posen auf ihrem Baumstamm, aus dem der Bildhauer sie herausgehauen hat und scheinen sich im Licht des Doppelsaales zu räkeln (der Raum ist zwei Etagen hoch und öffnet sich mit einem schmalen hohen Fenster zum Wald hin). Die Tafeln mit den gezeichneten Frauenakten und die hölzernen Männer als Skulpturen ergeben ein großes Ganzes, in sich stimmig und überraschen auch dieses Mal wieder mit neuen Perspektiven. Die große Rauminstallation gehört zu den Hauptwerken der Sammlung.

Ein anderes ungemein wichtiges Werk aus der Sammlung ist ein ganz kleines Ölgemälde, das als Leihgabe zu ganz begehrten Objekten zählt. Und das, obwohl das Objekt seiner künstlerschen Berierde ein schlichtes Blatt Papier ist. Weiß, unbeschrieben. Einfach so. Eine Ecke des Blattes wird gerade wie von Geisterhand oder im Luftzug umgeschlagen und gibt dem kleinen Gemälde den Titel „umgeschlagenes Blatt“. Ein faszinierendes Bild, gemalt von Gerhard Richter. Auch eine Ikone und bei aller Kleinheit ein ganz großes Werk der Sammlung.

Bleiben wir bei den Ikonen: Ein ganzer Raum ist dem Schweizer Franz Gertsch gewidmet mit der schönsten aller Silvias vor Kopf, jenem Porträt einer jungen Schweizerin, die Gertsch mehrfach malte und nicht nur zu den Hauptwerken des Museums, sondern zu seinen Aushängeschildern zählt. Dazu das große Schwarzwasser und andere Pflanzenbilder als Holzschnitte. Punkt für Punkt für Punkt ergeben sie ein einfarbiges Bild und schaut man lange genug auf die Punkte von Schwarzwasser, beginnt das Wasser des Baches zu plätschern und zu fließen.

Und dann ist da der Raum der „Nachkriegsdeutschen“ an dessen Kopf Kunde als Hommage an ein „Künstlerleben in Leben“ eine ganze Collage von Werken des Klever Künstlers Hanns Lamers platziert hat, der in Kleve eher selten zu sehen ist. Die enge an das alte Moyland erinnernde Hängung funktioniert in diesem Fall prächtig, es scheint, dass sich die teils glänzenden Hinterglasbilder wie selbstverständlich ergänzen. Kunde sieht hier auch Parallelen zu Murnau, zu Garbiele Münter und Kandinsky, die die Hinterglasmalerei wie Lamers ausgeführt haben.

In diesem Raum darf natürlich Hann Trier nicht fehlen und schon gar nicht die großen Schwünge von Karl Otto Götz, die man immer noch gerne sieht und die nichts von ihrer urtümlichen Wucht verloren haben. Wuchtig und zugleich verletztlich wirkt auch Richard Serras Druck vom schwarzen Kreis. Serra hängt im „amerikanischen Raum“, so Kunde, neben Tansey und Oonas Back von Alex Katz. Letztere für mich wieder eine Ikone des Hauses. Fehlen dürfen nicht in der oberen Etage die kleinen Werke von Yves Klein und die Gaben aus der so genannten Portigon-Kunstsammlung, die das Land NRW kaufte und an die Museen verteilte, die sich darum bewarben – darunter für Kleve auch ein Windmühlenbild von Andy Warhol, das allerdings im alten Friedrich-Wilhelm-Bad einen ständigen Platz hat. Oben ist auch Haeses zittriges Wunderwerk Sol aus ganz vielen filigranen Federn und Nadeln und Drähten zu bewundern.

Zurück ins Erdgeschoss haben die Mäntel des griechischen Künstlers Jannis Kounellis wieder ihren Platz hinter der Minerva eingenommen. Sie sollen, so Kunde, wohl länger dort bleiben.

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