Kreis Kleve Gute Tipps zur Unternehmensübergabe

Kreis Kleve · Bevor sich ein Unternehmer entschließt, sein Lebenswerk in jüngere Hände zu übergeben, ist viel zu bedenken. Kreis-Wirtschaftsförderung und Rheinische Post luden (zukünftig) Betroffene ins Klever Tichelpark-Kino ein.

 Die Fachleute-Runde im Kino-Saal (von links): Thomas Reisener (Rheinische Post), Mathias und Andreas Neumann (Kevelaer), Hans-Josef Kuypers, Rüdiger Helbrecht (IHK), Marc Janssen (Geldern) und Dirk Engelen (Goch).

Die Fachleute-Runde im Kino-Saal (von links): Thomas Reisener (Rheinische Post), Mathias und Andreas Neumann (Kevelaer), Hans-Josef Kuypers, Rüdiger Helbrecht (IHK), Marc Janssen (Geldern) und Dirk Engelen (Goch).

Foto: Evers

Um dieses Thema kommt kein Unternehmer herum: Weil auch der aktivste Chef älter wird, muss irgendwann die Nachfolge in der Firma geregelt werden. Dann geht's ums Lebenswerk, um den Frieden mit den Kindern und nicht zuletzt darum, die Arbeitsplätze zu erhalten, die im Laufe der Jahre geschaffen wurden. Unter dem Titel "Perfekte Planung - Die Unternehmensnachfolge frühzeitig regeln" hatten Kreis-Wirtschaftsförderung und Rheinische Post Unternehmer der Region in den Klever Tichelpark eingeladen. Die Resonanz war so groß, dass nicht nur der Kinosaal komplett besetzt war, sondern sich die Gäste auch noch auf den Treppenstufen niederließen oder in der offenen Tür standen. Die spannenden Redner und die Moderation von Thomas Reisener, NRW-Wirtschafts-Chefreporter der Rheinischen Post, hatten offenbar eine Vielzahl von Menschen angesprochen. Die Nachfrage ergab, dass tatsächlich für viele von ihnen die Unternehmensnachfolge ein Thema der nahen Zukunft ist.

"750 Unternehmen im Kreis Kleve werden bis 2018 eine neue Führung brauchen, davon hängen rund 11 000 Jobs ab", erklärte Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers. Deshalb sei Zukunftssicherung eben nicht nur ein firmeninternes Thema, sondern auch gesellschaftlich relevant.

Paul J. Kohtes, Gründer einer Düsseldorfer Beratungsgesellschaft, hat die Übergabe seiner Agentur an seinen Sohn und Kollegen bereits hinter sich. Er weiß deshalb nicht nur technisch, worauf es ankommt, sondern auch, wie sich das anfühlt, wenn man loslassen muss. "Ich rate Ihnen zu der Erkenntnis, dass jeder ersetzbar ist", forderte er seine Zuhörer auf. "Sie müssen sich sagen: Es geht ums Unternehmen. Natürlich auch um Sie selbst, aber zuallererst ums Unternehmen." Nicht immer seien die Kinder die geeigneten Nachfolger; frühzeitig solle darüber vertrauensvoll und offen gesprochen werden. Kohtes hat Verständnis für das Unwohlsein, das manchen bei der Vorstellung anfalle, "nach Hause zu gehen" (und dort womöglich längst nicht so viel zu sagen zu haben wie in der Firma). Abwägen und Überlegen müsse sein, aber irgendwann habe die Entscheidung zu folgen.

Das konnte Claus J. Peters, der zweite Referent an diesem Abend, nur unterstützen. Wobei er sogar dazu riet, möglichst noch in diesem Jahr die Nachfolge zu regeln, wenn das Unternehmen "übergabereif" sei und ein geeigneter Nachfolger zur Verfügung stehe. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es ab 2016 teurer, ein Unternehmen in andere Hände zu übergeben, da die Erbschaftssteuer reformiert wird. Rechtsanwalt und Steuerberater Peters ist sicher, dass insbesondere die Regelung, nach der Firmen mit nicht mehr als 20 Mitarbeitern von der Lohnsummenregelung freigestellt werden, keinen Bestand haben werde. Dringend empfahl Peters, sich einem fachkundigen Berater anzuvertrauen, wenn Nachfolge ein baldiges Thema sei.

 Der Kino-Saal samt Treppenstufen reichte nicht aus, um die Gäste aufzunehmen.

Der Kino-Saal samt Treppenstufen reichte nicht aus, um die Gäste aufzunehmen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Moderator Thomas Reisener brachte schließlich die geschäftsführenden Brüder der Firma Werner Neumann aus Kevelaer, Dirk Engelen von B.O.S.S. Medien in Goch, Marc Janssen vom Gelderner Seehotel, Rüdiger Helbrecht von der IHK und Hans-Josef Kuypers in einer Gesprächsrunde zusammen. Weil Journalisten schon mal unverblümt fragen, was dieses und jenes kostet, wollte Reisener unter anderem wissen, wie viel Geld denn jemand, der eine Übernahme plane, mitbringen müsse. Die Faustregel: Kaufsumme ist meist das Drei- bis Siebenfache des zuletzt erreichten Jahresnettogewinns. 20 Prozent Eigenkapital sollten schon sein.

(RP)
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