Kleve Grünspeks Kronleuchter im Kurhaus

Kleve · Gestern feierte das Klever Kurhaus einen Jahresausklang. Dabei wurde der Ankauf einer Arbeit von Janusz Grünspek vorgestellt. Der hängt ab jetzt im kleinen roten Ausstellungssaal des Friedrich-Wilhelm-Bades.

 Oben der Leuchter, im Hintergrund die Stadt und rechts der Stammbaum der Herzöge und Grafen zu Cleve. Mittendrin Museumsdirektor Prof. Harald Kunde unter dem neuen Leuchter von Janusz Grünspek.

Oben der Leuchter, im Hintergrund die Stadt und rechts der Stammbaum der Herzöge und Grafen zu Cleve. Mittendrin Museumsdirektor Prof. Harald Kunde unter dem neuen Leuchter von Janusz Grünspek.

Foto: Gottfried Evers

Acht wunderbar verschnörkelte Arme hat er, darauf recken sich vier Kerzen gerade nach oben, unter jeder Kerze das typische Tellerchen, das den tropfenden Wachs auffangen soll. Das Kugelgewicht unten hält ihn in der Balance, der elegant taillierte Körper ist tüchtig verziert. Aufgehängt ist er an einer schweren Kette. Es ist ein klassischer Kronleuchter, den Klever Museumsdirektor Harald Kunde gestern als Teil im Glied der großen Basic-Research-Ausstellung der Sammlung gestern übergeben konnte. Besser: Es ist die ironische Idee eines schweren Leuchters, nur mit leichten Hölzchen in den Raum gezeichnet, schwebt er über den Köpfen der Klever Grafen und Herzöge.

Denn just im Raum der Klever Historie ist es die Aufgabe des ironisch in den Raum gezeichneten aristokratischen Leuchters mit armen Materialien den Prunk zu brechen, wie Kunde das Werk beschreibt, das der in Kleve lebende Künstler Janusz Grünspek für das Kurhaus schuf und das das Museum jetzt ankaufte. "Diese Arbeit, gefertigt aus Holzstäbchen und Heißkleber, versteht sich wie immer bei Grünspek als Zeichnung im Raum, die mit Hilfe der Kontur von Alltagsgegenständen die vertraute Materialität der Dinge auflöst und sie zum visuellen Zeichen transformiert", sagt der Museumsdirektor.

Der Leuchter zitiere das Statussymbol eines achtarmigen Kronleuchters, der durch seine Pracht aristokratische Ansprüche ebenso wie das gediegene Traditionsbewusstsein des alten Bades signalisiert, so Kunde weiter. Tatsächlich aber bewirkt der Leuchter fast das Gegenteil. Die leichten Holzstäbchen bilden nur die Zeichnung ab, die Umrisse des Kronleuchters. Das luftige Erscheinungsbild entzaubere die Ansprüche des wuchtigen Kerzenhalters. Den Leuchter in die Luft zwischen die beiden wunderbaren Panoramen von Begheyn aus dem Ende des 17. Jahrhunderts und vor die komplette Ahnentafel derer zu Cleve zu setzen, gehört zu Kundes Prinzip der Präsentation, die die Phalanx der "alten" Kunst durch zeitgenössische Werke brechen möchte. Hier im kleinen Saal an der Tiergartenstraße mit seinen dunkelroten Wänden ist es der Leuchter, zwischen barocken Blättern schaut blauäugig "Barbie" von der Wand und in einer Vitrine reckt sich Katharina Fritschs kleine schwarze Ratte empor. In diesem Gegensatz könnten die einzelnen Werke ihren irritierenden Zauber in vollem Maße entfalten, sagt Kunde. Er verriet auch, dass zum Stammbuch der Herzöge eine Publikation angedacht sei. Eine gute Idee.

(RP)
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