Ansiedlung in Kalkar Mit Hitachi ist Gründerzentrum „voll“

KALKAR · Die Hitachi High-Tech Analytical Science GmbH hat ihre Geschäftsleitung, den Vertrieb und das Marketing von Uedem in das Gründerzentrum Kalkar-Kehrum verlagert. Das Unternehmen hat große Pläne.

 Britta Schulz, Christian van Aarßen, Vito Angona, Bruno Ketteler, Andrea Schoofs und Christian Creutzburg. 

Britta Schulz, Christian van Aarßen, Vito Angona, Bruno Ketteler, Andrea Schoofs und Christian Creutzburg. 

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Lange Zeit war das Gründerzentrum im Industriegebiet Kehrum, im Jahr 1996 mit Mitteln aus dem Programm „Kalkar 2000“ errichtet worden, für die Stadt Kalkar eher ein Problem. Ein Großteil des Gebäudes stand leer, die Vermarktung funktionierte nicht. Doch auf einmal läuft‘s im Gewerbe- und Gründerzentrum Kalkar (GGK). Das bringen Bürgermeisterin Britta Schulz und Wirtschaftsförderer Bruno Ketteler nicht zuletzt mit dem neu eingestellten Manager Christian van Aarßen in Verbindung. Er begleitet professionell Unternehmensgründungen und stellt ihnen die benötigte Infrastruktur zur Verfügung. Samt Bistro, das seine Lebensgefährtin betreibt. Für Vito Angona ist das Angebot des GGK geradezu maßgeschneidert. In Uedem fehlt dem Geschäftsführer der Platz für sein expandierendes Unternehmen, in Kehrum hat er ihn gefunden. Seit einigen Tagen prangt deshalb unter dem Schriftzug des Gründerzentrums auch „Hitachi High Tech“.

Früher hieß das Unternehmen „Oxford Instruments“, 2017 verkaufte es Inhaber Vito Angona jedoch an den Hitachi Konzern. „Hitachi High-Tech Analytical Science GmbH“ heißt es nun und hat die Bereiche Marketing, Vertrieb und die Geschäftsleitung von Uedem nach Kehrum verlagert. Samt 30 Mitarbeitern. Der Chef hatte nach seinem Studium zunächst bei Spectro in Kleve gearbeitet, bevor er sich im Bereich Spektroskopie selbstständig machte. Der Niederrhein ist ideal für die Branche, findet er. Zwischen den Ballungsräumen der Niederlande und dem Ruhrgebiet gelegen, mit guten Hochschulen in der Nähe und Ingenieuren, die die Entwicklung voran treiben, zieht ihn nichts in die Großstädte. Und auch das Fehlen eines direkten Autobahnanschlusses ist für den Kerkener kein Grund zur Klage: „Unsere Kunden kommen aus allen Teilen der Welt, fliegen nach Amsterdam oder Düsseldorf. Von Flughafen aus sind sie innerhalb von 45 Minuten hier.“ Viel problematischer findet er, dass Hotels mit höherem Standard rar sind.

Hingegen kann sich das neue Hochleistungsinternet, das dank Glasfaser nach Kehrum gekommen ist, sehen lassen. „Für die Start-up-Unternehmen, die sich in den vergangenen Monaten hier angesiedelt haben, ist das ganz wesentlich“, weiß Ketteler.

Neuer Parkraum wurde geschaffen, denn zu den Seminaren im Haus kommen immer mehr Teilnehmer. Auch die Gelegenheit, beim Mittagessen mit Leuten zu reden, die in international agierenden Firmen arbeiten, sei hilfreich. „Netzwerken“ passiert neuerdings im GGK fast von selbst. „Wir sind gerne motivationsfördernde Magneten für Gründer“, versichert Vito Angona, der schließlich selbst mal ein Start up au die Füße stellte. Seine Firma stellt analytische Systeme zum Beispiel für medizinische Geräte her. Verschiedenste Materialien können untersucht werden: Metalle wie Stahl oder Guss, sogar Zement und Öl. Einfach, schnell und intuitiv müssen die Geräte zu bedienen sein und zwar nicht nur von Wissenschaftlern. „Heute müssen immer mehr Materialien nicht nur Stichproben standhalten, sondern einer 100-Prozent-Prüfung. Die Ansprüche, die die Wirtschaft vorgebe, sind umzusetzen.“ Daran arbeiten die Mitarbeiter in den Labors, die gerade im GGK eingerichtet werden.

In Uedem sei man so schnell gewachsen, dass Hitachi nicht abwarten könne, bis auf dem eigenen Grundstück Baurecht bestehe. Zumindest für drei oder vier Jahre nutzt das Unternehmen deshalb die Räumlichkeiten in Kehrum, und es könne gut sein, dass die Phase noch länger andauern werde. Das wünscht sich die Bürgermeisterin natürlich, andererseits ist das Zentrum ja gerade für Jungunternehmen gedacht.

Und wenn die vom neuen guten Ruf des GGK in großer Anzahl angezogen werden (es soll schon eine Warteliste geben), sei ja alles gut. Nicht auszuschließen, dass eines Tages angebaut wird an das Gründerzentrum, das kürzlich noch unter Leerstand litt.

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