Kleve Große Straße: Die Lebensader der Stadt

Kleve · Die reiche Geschichte der Schwanenstadt spiegelt sich auch in ihren Straßennamen wieder. Den Auftakt dieser RP-Serie bildet die wichtigste und größte Straße des neuen und alten Kleve, die Große Straße.

 Blick zurück: So sah die Große Straße im Jahr 1936 aus. Deutlich zu erkennen sind die Straßenbahnschienen.

Blick zurück: So sah die Große Straße im Jahr 1936 aus. Deutlich zu erkennen sind die Straßenbahnschienen.

Foto: Repro: Stade

Es war im Jahr 1925, als den Klever Straßennamen erstmals eine Liebeserklärung gemacht wurde. Sie stammt von Gerhard Hunscheidt und lautet so: "Prüft man die Clever Straßennamen [...], so ergibt sich, daß auch hier [...] doch noch eine reichliche Anzahl solcher vorhanden ist, deren Bezeichnung ehrwürdig nach Alter und Vergangenheit sind und die in uns Erinnerungen an längst entschwundene Zeiten mit ihren dahin gesunkenen Geschlechtern erwecken." Heute, 85 Jahre später, hat die Faszination der Klever Straßennamen an nichts verloren.

Keine Straße prägt das Klever Stadtbild so sehr wie die Große Straße. Sie beginnt am Fischmarkt unterhalb der Hagschen Straße und mündet in die Herzogstraße. Sie trennt den Heide- und Kloppberg vom Burgberg und ist damit die zentrale "Schlucht" der Schwanenstadt, die städtebauliche Achse der Altstadt. Die Große Straße ist die Lebensader der Stadt und die Hauptgeschäftsstraße.

Umso mehr verwundert es, dass sich die Klever lange Zeit nicht einigen konnten, wie sie ihre Flaniermeile nun nennen wollten. So trug der obere Teil der Straße bis etwa zur Einmündung des Kloppbergs den Namen "Unter dem Mitteltor". Am Fischmarkt, dem zentralen Platz der Innenstadt, stand vom 14 Jahrhundert bis zum Abriss im Jahr 1829 das Mitteltor.

Wie Friedrich Gorissen in seinem Buch "Historische Topographie der Stadt Kleve" berichtet, wurde die zentrale Lage des Mitteltors für öffentliche Angelegenheiten genutzt. Dort war die Stadtwaage untergebracht, und es war der Besprechungsort für den Rat, denn mindestens bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte Kleve kein eigenes Rathaus. Heute erinnert an das Mitteltor nur noch eine Bodenplatte, die sich an der Schnittstelle zur Großen Straße befindet. Der unterste Teil der Straße trug den Namen Klosterstraße. Ein weiter stadtaufwärts gelegener Teil hieß "An den Fischbänken" (dort boten Fischhändler ihre Waren an) und ein in der Nähe der Kavarinerstraße gelegener Teil "Unterstraße".

Von der Großen Straße aus gab es den direkt Zugang zum Kermisdahl über die Wasserstraße. Auch eine weitere interessante Straße zweigt unmittelbar von der Großen Straße ab: die Gasthausstraße. Schon im 14. Jahrhundert, so schreibt es Friedrich Gorissen, wurde der Name durch das "Gemeine Gasthaus" geprägt, das wohl schon im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Der Name führt allerdings leicht in die Irre, handelte es sich doch nicht um eine Schänke, sondern ein Spital, in dem "einheimische und fremde Kranke ohne Unterschied gepflegt wurden" (Gorissen).

Im 18. Jahrhundert wurde das Gasthaus abgerissen, und es entstand dort die unter den Namen "Die Münze" bekannte Armen- und Waisenanstalt. Diese wiederum wurde 1944 während des Zweiten Weltkriegs durch Bombenangriffe zerstört.

(RP)
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