Ansiedlung aus Fernost Erste chinesische Firma im Kreis Kleve

Kreis Kleve · Die Weise International GmbH hat die ehemalige Bruker-Immobilie in Kalkar gekauft. Die Geschäftsleute aus Fernost wollen den Standort zum Handels- und Dienstleistungszentrum ausbauen. Weitere chinesische Firmen sollen folgen.

 In den Räumen der Kreis Klever Wirtschaftsförderung stellte sich das Unternehmen der Presse vor.

In den Räumen der Kreis Klever Wirtschaftsförderung stellte sich das Unternehmen der Presse vor.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Premiere im Kreis Kleve: Erstmals gibt es eine größere Ansiedlung eines chinesischen Unternehmens. Die Weise International GmbH hat die ehemalige Bruker-Immobilie in Kalkar gekauft. Geschäftsführer Luohua Ye will den Standort zum Handels- und Dienstleistungszentrum ausbauen.

Nur vier Monate waren vom ersten, vorsichtigen Kennenlern-Gespräch in den Räumen der Kreis-Wirtschaftsförderung bis zur Vertragsunterzeichnung beim Notar vergangen. Am Freitag stellte sich sich das junge Unternehmen in Kleve der Presse vor. Für diesen besonderen Anlass hatte Hans-Josef Kuypers, der Wirtschaftsförderer des Kreises Kleve, extra ein paar Brocken Chinesisch gelernt. „Herzlich Willkommen im Kreis Kleve“, lautete die Übersetzung seiner Ansprache in der fremden Sprache.

Luohua Ye war bislang im Rhein-Kreis Neuss als Unternehmer in den Bereichen Logistik sowie Im- und Export tätig. Jetzt ist er komplett nach Kalkar an die Kastellstraße umgezogen und hat dafür die Weise International GmbH gegründet. Dort hat das Unternehmen Anfang September das Bruker-Gebäude, das jahrelang leer stand, auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern Gewerbegrund und mit 2500 Quadratmetern Bürofläche bezogen.

Luohua Ye möchte weitere junge Leute nach Kalkar locken. Innerhalb von zwei Jahren peilt er 40 bis 60 Nutzer in seiner Immobilie an. Ye will junge chinesische Unternehmensgründer, die sich in Kalkar einmieten, teilhaben lassen an seiner Erfahrung auf dem deutschen Markt, indem er ihnen Beratung und Hilfe bei der Umsetzung von Projekten anbietet. „Wir wollen einen Gewerbekomplex schaffen“, sagt Ye. Unternehmensberatung, „kulturelle Kommunikation“, E-Commerce sowie Im- und Export sind Geschäftsfelder, die sich Ye für seine „Kunden“, wie er sie nennt, vorstellen könnte. Im Blick hat er vor allem junge, chinesische Gründer, „die schnell wachsen wollen“, betont der Geschäftsmann.

Die Weise International GmbH startet mit zehn Mitarbeitern in Kalkar. Sieben Unternehmen hätten bereits eine Mietabsichtserklärung unterschrieben, so Ye. Nun macht sich die Weise International GmbH auf der Suche nach weiteren Unternehmen, die nach Kalkar kommen. Ye hat dabei auch die Studierenden der Hochschule Rhein-Waal im Blick, die er ermutigen möchte, nach dem Abschluss den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. In einem zweiten Schritt könnte es für das chinesische Unternehmen um mehr gehen. So will die Weise International GmbH eine Handelsplattform ins Leben rufen, auf der die an der Kastellstraße ansässigen Firmen ihre Produkte, Dienstleistungen oder auch „Informationen“, wie es heißt, nach China verkaufen können.

Unterstützung für seine Unternehmungen in Deutschland erhält Ye von der chinesischen Regierung. „Mit Chinas Reform- und Öffnungspolitik vor 40 Jahren und der Planung der sogenannten Neuen Seidenstraße hat das rasante Wirtschaftswachstum Chinas weltweit Aufmerksamkeit erregt. So wollen immer mehr chinesische Unternehmen ihre Niederlassungen für Einkauf und Vertrieb in Europa etablieren. Genau vor diesem Hintergrund wurde unsere Firma gegründet“, übersetzt eine Mitarbeiterin Yes Worte ins Deutsche.

Auf die Frage, warum er sich gerade den Kreis Kleve als Standort ausgesucht hat, nennt der Geschäftsführer diverse Gründe. „Der Kreis kann auf eine langjährige Geschichte zurückblicken, wirkt aber zugleich jung und modern“, sagt Ye. Er zeichne sich durch seine Lage „zwischen dem Düsseldorfer und dem Amsterdamer Flughafen“ und eine „gute Verbindung zur Frachthafenstadt Rotterdam“ aus. Zudem befinde sich Duisburg mit seinem Zielbahnhof für den Güterverkehr zwischen China und Westeuropa in unmittelbarer Nähe, so der Unternehmer. „Diese optimale geografische Lage des Kreises bietet beste Voraussetzungen für die Existenzgründung junger chinesischer Investoren“, betont Ye.

Kalkar Bürgermeisterin Britta Schulz freut sich über die Ansiedlung – nicht zuletzt weil dadurch mehr Gewerbesteuern in ihre Kommune fließen. „Es ist Zeit für neue Gesichter, Namen, Denkweisen und dafür, über den Tellerrand zu gucken“, sagt Schulz. Zurzeit denke man im Kreis Kleve meist „von der A57 bis zur A3“. Schulz, „Ich bin froh, dass mir mal jemand sagt, dass man uns als internationales Drehkreuz wahrnimmt.“ Sie sei „superstolz“, dass die Weise International GmbH nach Kalkar gekommen sei.

 Beim China-Kongress der Rheinischen Post in Düsseldorf unterhielten sich Hans-Josef Kuypers und Nathalie Tekath-Kochs mit RP-Chefredakteur Michael Bröcker über Gründungen junger Chinesen im Kreis Kleve.

Beim China-Kongress der Rheinischen Post in Düsseldorf unterhielten sich Hans-Josef Kuypers und Nathalie Tekath-Kochs mit RP-Chefredakteur Michael Bröcker über Gründungen junger Chinesen im Kreis Kleve.

Foto: Kreis-WfG

Die Immobilie vermittelt hat der Makler Remax, eingestielt hat den Verkauf der ehemalige Emmericher Bürgermeister Johannes Diks, jetzt Immobilienmakler bei Remax. „Das ist auch für uns ein großer Tag“, sagte Diks. Auch der Kalkarer Wirtschaftsförderer Bruno Ketteler freut sich. „Weise und Visionäre haben sich für Kalkar entscheiden“, sagt er. Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers ist angetan von der „freundlichen Art, mit der die chinesischen Partner die Region um Kleve herum erobert haben.“ Kuypers abschließend: Diese Neuansiedlung war für uns alle, die wir beteiligt waren, schon sehr besonders.“

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