Goch/Kleve Grippewelle legt Narren und Mareike II. flach

Goch/Kleve · Straßenkarneval und Influenza-Viren-Alarm – aus Medizinersicht ist das eine gefährliche Mischung: Viele Menschen sind schon erkrankt, und die Ansteckungsgefahr bei Umzügen und in Sitzungssälen ist hoch.

Prinzenkür in Goch
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Straßenkarneval und Influenza-Viren-Alarm — aus Medizinersicht ist das eine gefährliche Mischung: Viele Menschen sind schon erkrankt, und die Ansteckungsgefahr bei Umzügen und in Sitzungssälen ist hoch.

Mit Rathausstürmen und Umzügen erreicht der Straßenkarneval im Kleverland und rund um Goch in den kommenden Tagen seinen Höhepunkt. Tausende werden in Kleve, Goch, Kranenburg, Bedburg-Hau, Keppeln und Appeldorn schunkeln und bützen. Doch das bedeutet nicht nur Spaß an der Freud, sondern auch Gefahr.

Schon vor Tagen hat eine heftige Grippewelle den Niederrhein erfasst. Die Warnkarte der Arbeitsgemeinschaft Influenza beim Robert Koch-Institut in Berlin zeigt dies deutlich. Tief orange, fast rot ist sie rund um Kleve und Goch gefärbt. Das bedeutet: deutlich erhöht bis stark erhöht — mehr geht nicht. Straßenkarneval und Grippewelle — dieses Zusammentreffen hält der Klever Arzt Michael Pelzer für eine gefährliche Kombination. Schunkeln, bützen, Alkohol trinken, aus überheizten Sälen und Kneipen in kessen (luftigen) Kostümen auf frostige Straßen und wieder zurück — bessere Chancen gibt es für die Grippe-Viren und Erkältungs-Erreger kaum, ein Opfer zu finden.

Prinzessin Mareike II. ist das prominentestes Opfer unter den Karnevalisten in Goch. Einige Tage hatte sich die 32-Jährige gegen Husten und Heiserkeit gewehrt, doch am vergangenen Sonntag musste die Prinzessin den Kampf aufgeben. "Es war, als würde der Stecker rausgezogen. Nix ging mehr", beschreibt Mareike Krebber den Ausbruch der Krankheit. Fieberschübe bis zur 40-Grad-Marke schüttelten sie. Selbst ärztliche Behandlungen mitten in der Nacht brachten keine Besserung.

"Hundeelend war mir und ich dachte: 'Die Session ist für mich zu Ende'", erinnert sich die Prinzessin. Damit wäre ihr Traum vom Rosenmontagszug geplatzt. "Sturzbäche habe ich geweint", gesteht die Karnevalistin aus Leidenschaft.

Aufgeben wollte die 32-Jährige dennoch nicht. Obwohl noch krank, war sie am Dienstag wieder an der Seite von Prinz Gonzo närrisch unterwegs. Doch schon nach dem dritten Termin kam das erneute Aus. Das Fieber stieg wieder rasch an. "Doping vom Doktor" habe sie an Altweiber wieder fit gemacht. "Noch habe ich Husten, aber sonst geht's", berichtete die Prinzessin gestern — in der Hoffnung, dass dies bis Aschermittwoch so bleiben werde.

Mareike Krebber ist nicht das einzige Grippe-Opfer unter den Gocher Karnevalisten. "Zehn bis 15 Prozent unserer Garde liegen krank im Bett", berichtete Franz van Berkum gestern. Der Adjutant von Prinz Gonzo gehörte selbst zu den Flachliegenden. Spätestens zum heutigen Rathaussturm will er aber wieder Prinz und Prinzessin zur Seite stehen.

Auch wenn Influenza-Viren und Erkältungs-Erreger bei den Narren beste Chancen haben — auch viele Karnevalsmuffel hat die Grippewelle erfasst. "Bereits seit zwei Wochen haben wir in der Praxis einen extremen Ansturm von Patienten mit Erkältungssymptomen, grippalen Infekten und Influenza", berichtet Michael Pelzer. Derzeit dürften 20 Prozent der Bevölkerung erkrankt sein, meint der Arzt. Die Symptome, unter denen die Erkrankten leiden, seien oft so schwer, dass viele arbeitsunfähig sind. "So viele Krankschreibungen wegen Grippe-Erkrankungen habe ich selten ausgestellt", berichtet der Allgemeinmediziner.

Michael Pelzer ist sich sicher: Der Höhepunkt der Grippewelle ist noch nicht erreicht. "Die Durchseuchung ist so groß, dass es in den nächsten Tagen sicher zu weiteren Ansteckungen kommen wird", erklärt der Arzt. Ein Trost für die Jecken: Auch wer nicht zum Rosenmontagszug geht, sondern Zuhause bleibt, ist nicht sicher. Der Mediziner meint: "Auch im Supermarkt oder in der Buchhandlung kann man sich in den nächsten Tagen leicht anstecken."

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