Kleve Götter und Kleve im Grafikkabinett

Kleve · Mit dem Umbau kann das Klever Museum Kurhaus endlich eine grafische Sammlung präsentieren – ein Museum im Museum.

 Göttermutter Juno, gestochen von Hendrik Goltzius, Ende 17. Jahrhundert.

Göttermutter Juno, gestochen von Hendrik Goltzius, Ende 17. Jahrhundert.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das Grafikkabinett ist ein Museum im Museum. Still, etwas dunkler als die sonst lichterfüllten Räume im Kurhaus, konzentriert. Eine schmale Vitrine zieht sich über drei Wände, eine weitere an der vierten Wand. Götter aus der römischen Mythologie tummeln sich hinter den Glasscheiben. Die wehrhafte Pallas Athene ebenso wie mit mächtigem Busen und mürrischem Blick die Göttermutter Juno. Oder Venus mit dem Liebespfeil des Cupido im Herzen. Daneben muskelbepackte Helden, deren Körper sich wie Diskuswerfer drehen, so dass sie jeden Muskel einzeln zeigen. Kräftige Kerle wie Mucius Scaevola oder der Herkules von Farnese, der mit den Steinen in seiner Hand spielt.

 Das Kabinett im Keller.

Das Kabinett im Keller.

Foto: Gottfried Evers

Flankiert wird die Götter- und Heldenschaft von der Kindheitsgeschichte Jesu und Bildern Mariens. Gestochen hat sie Hendrik Goltzius, der 1558 im niederrheinischen Mühlbracht geboren wurde und 1617 in Harlem starb. Meisterliche Werke, gesammelt von Robert Angerhausen. Es ist der 6000 grafische Blätter umfassende Schatz der Sammlung des Rheinberger Notars, die Anfang der 1980er Jahre an das damalige Haus Koekkoek kam, die dem Klever Museum einen Schub nach vorne gab und als eine der Säulen des Klever Museums gilt. Sie wird jetzt in wechselnden Ausstellungen dauerhaft ihren Widerhall finden. Sie wird vom Niederrhein ebenso erzählen, wie von der einstigen Pracht Kleves. So jetzt in der von Guido de Werd eingerichteten Eröffnungsausstellung mit den zarten Zeichnungen von Jan van Call und seinen Blicken auf die Herzogstadt.

"Wir haben endlich die Möglichkeit, dauerhaft Beispiele unserer über 10 000 Blätter umfassenden grafischen Sammlung zu zeigen", sagt Dr. Roland Mönig vom Museum Kurhaus. Wobei später das Kabinett auch Tischvitrinen bekommen soll, um dort Bücher präsentieren zu können. Doch die grafische Sammlung soll nicht nur die Geschichte des Niederrheins erzählen. "Von den meisten bei uns präsentierten Künstlern haben wir auch grafische Blätter – wir werden hier also auch noch die Moderne sehen", sagt Mönig.

Der Weg in den stillen Keller lohnt sich. Schon jetzt. Goltzius Bilder sind eine Pracht und ein Wiedersehen mit van Calls Klever Ansichten ist stets eine Freude.

(RP)
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