Verträge auf Zeit Gewerkschaft kritisiert hohe Zahl befristeter Stellen im Kreis Kleve

Kreis Kleve · Rund die Hälfte der neu abgeschlossenen Arbeitsverträge im Kreis Kleve sind einer Statistik zufolge befristet. Die Gewerkschaft NGG kritisiert das deutlich. Dies bringe gleich mehrere Nachteile für Arbeitnehmer mit sich.

 Rund die Hälfte der im Kreis Kleve abgeschlossenen Arbeitsverträge war befristet.

Rund die Hälfte der im Kreis Kleve abgeschlossenen Arbeitsverträge war befristet.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

4612 von insgesamt 9314 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen im Kreis Kleve waren im zweiten Quartal 2021 befristet. Das entspricht einer Quote von 50 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt. Die NGG-Region Nordrhein beruft sich hierbei auf eine Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung.

„Befristete Stellen sind in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe besonders verbreitet. Und das, obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants dringend neues Personal suchen. Das gewinnt man aber nicht, indem man wackelige Jobs bietet. Beschäftigte suchen keine Arbeit mit Ablaufdatum, sondern eine langfristige Perspektive“, sagt NGG-Geschäftsführer Karim Peters. „Die Betroffenen haben größere Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job-Aussichten sogar der eigene Kinderwunsch hinten angestellt werden“, sagt Peters.

Jeder Arbeitsvertrag habe eine Probezeit. Diese reiche in der Regel, um sich ein Bild vom Beschäftigten zu machen. Trotzdem argumentierten Argbeitgeber häufig damit, sie wollten „auf Nummer sicher gehen“, was die Eignung des Mitarbeiters angehe. „Dass es sich dabei um ein vorgeschobenes Argument handelt, liegt auf der Hand. Befristungen sorgen vielmehr dafür, dass bewährte Fachleute zu anderen Firmen wechseln“, so Peters.

Befristungen brächten für die Betroffenen gleich mehrere Nachteile: Der Gewerkschafter verweist auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken (Drucksache 20/2418). Danach arbeitet fast ein Drittel aller befristet Beschäftigten in NRW zu Niedriglöhnen (31,8 Prozent) – unter allen Arbeitnehmern liegt die Quote bei 21,2 Prozent. Für knapp 60 Prozent aller Befristungen gibt es laut Bundesregierung in NRW keinen „Sachgrund“ wie etwa eine Elternzeitvertretung oder eine Probezeit.

Und junge Beschäftigte sind weit überdurchschnittlich oft auf Zeit angestellt: In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen liegt der Befristungsanteil an Rhein und Ruhr bei 31,4 Prozent – Auszubildende nicht mitgerechnet. Unter den 25- bis 34-Jährigen hat jeder Sechste eine befristete Stelle (16,4 Prozent). Zum Vergleich: Im Schnitt liegt die Befristungsquote landesweit bei 9,8 Prozent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort