Niederrhein Gespräche über die Digitalisierung des Alltags

Niederrhein · Nach einem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Laurentius trafen sich 130 Delegierte und Gäste aus den KAB Bezirksverbänden Kleve und Wesel im Bürgerhaus Uedem. Die Delegierten aus 55 Vereinen repräsentieren 4 913 Mitglieder. Der Vorsitzende des Bezirksverbandes Wesel, Jürgen Dötsch aus Duisburg, eröffnete den Bezirkstag. Sein Gruß galt Hubertina Croonenbroek, die Landrat Wolfgang Spreen vertrat, der ein Grußwort geschickt hatte. Dietmar Stalder als Vorsitzender des Bezirksverbandes Kleve erinnerte an das Vorjahresreferat von Prälat Peter Kossen und gab einen Rückblick auf die Veranstaltungen zum Thema "Prekäre Arbeit."

Im Mittelpunkt stand der Vortrag "Arbeit 4.0 - Leben und Arbeiten in der digitalen Welt." Dazu war als Referentin die Diplom-Pädagogin Lucia Schneiders-Adams vom Bundesverband der KAB Deutschland aus Köln gekommen. "Im Jahr 2000 waren 75 Prozent der Daten der Welt analog gespeichert. Heute sind mehr als 98 Prozent der Informationen digital", sagte sie. Und auf ihre Frage: "Wer von Ihnen ist im Internet unterwegs?", war es der überwiegende Anteil der Zuhörer. "Aber was bedeutet die Digitalisierung für unser Leben im Alltag?" Dieser Frage ging die Vortragende in sechs Thesen nach, wobei es wichtig sei, dass die Entwicklungen von den Menschen her gedacht und kontrolliert würden und nicht von Computern und Maschinen. Was bedeutet der Begriff "Industrie 4.0?" Die industrielle Produktion soll mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik verzahnt werden. Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander. Geht der Arbeitsgesellschaft damit die Arbeit aus? Beispiel Pflege: Der Einsatz von Technik und digitalen Systemen kann personenbezogene Pflege ergänzen, aber nicht ersetzen. Dritte These: Die technologische Entwicklung ist kein Naturprozess, sondern Teil einer Entwicklung, die mit Interessen zu tun hat. Die Referentin nannte als Beispiele die Arbeitszeit, das Einkommen und den Arbeitnehmerstatus. Viertens: Ganzheitlich arbeiten in der Tätigkeitsgesellschaft. "Alle Formen der menschlichen Arbeit tragen zur Selbstentfaltung und Selbstbestimmung des Menschen bei und müssen als gleichberechtigt und gleichwertig anerkannt werden", sagte Schneiders-Adams. Die KAB setze sich für eine grundlegende kollektive Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich ein. Die fünfte These befasste sich mit der sozialen Sicherung als Menschen- und Bürgerrecht. Dazu zitierte sie aus der Katholischen Soziallehre: "Der Mensch muss Träger, Schöpfer und das Ziel aller gesellschaftlichen Einrichtungen sein." Aber man sei der Entwicklung nicht hilflos ausgeliefert: "Die KAB hat Perspektiven für eine menschenwürdige und solidarische Gestaltung von Leben und Arbeiten entwickelt. Wir sollten sie verstärkt in die politische Diskussion einbringen." Die Aussprache zeigte, dass der Vortrag ein aktuelles Thema aufgegriffen hatte. Im weiteren Verlauf beschäftige sich der Bezirkstag mit den Berichten der Bezirksvorstände und den Finanzen des zurückliegenden Jahres.

(RP)
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